"Kunst ohne Strom" Ein verliebtes Paar im Zug

LIMPERICH · Die Veranstaltungsreihe "Kunst ohne Strom" der Brotfabrik hatte mit der Lesung von Kurt Tucholskys "Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte" mehr als 120 Zuschauer zum Finkenberg gelockt.

 Petra Kalkutschke und Jochen Danser lesen aus Tucholskys "Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte".

Petra Kalkutschke und Jochen Danser lesen aus Tucholskys "Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte".

Foto: Max Malsch

"Es ist voller, als ich dachte", freute sich Karl Wengenrot vom Bürgerverein Limperich und begrüßte auch schon den nächsten Besucher mit einem kräftigen Händedruck. Wo es sonst rund um den Weinanbau eher ruhig zugeht, herrschte am Samstag reger Besucherandrang. Und so bildeten die Zuschauer mit ihren weißen Plastikstühlen, grünen Hockern und roten Decken inmitten des Weinbergs ein ungewöhnlich buntes Bild.

Mit der Idee zu "Kunst ohne Strom" wagt Jürgen Becker, Theaterleiter der Brotfabrik, etwas ganz Neues. "Wir wollen mit der Aktion Orte und Künstler zusammenbringen, die auf den ersten Anschein nicht zusammenpassen", erklärt Becker. "Vor allem aber wollen wir Plätze zeigen, die von den meisten Bonnern gar nicht als öffentliche Orte wahrgenommen werden." Daher fanden in diesem Sommer bereits Veranstaltungen mit Lesungen, Musik und Ateliers in versteckten Gärten, Parks und anderen Grünanlagen statt - ganz ohne Strom.

Der Bürgerverein Limperich zeigte sich sofort begeistert von der Idee, Natur und Kunst zu verbinden. "Wir stellen die Grünfläche auf dem Finkenberg für solche Aktionen gerne zur Verfügung", erklärte Wengenrot. "Schließlich können wir mit solchen Aktionen auch den Bekanntheitsgrad unserer Kultureinrichtungen in Bonn erhöhen."

Und diese Idee kommt bei den Bonnern sichtlich gut an: Egal mit wem man an diesem Abend sprach, alle waren von der Lesung begeistert. Was neben herrlichem Sommerwetter auch der Präsentation von Petra Kalkutschke und Jochen Ganser zu verdanken war. Lebhaft erzählten die beiden die Geschichte von dem unverheirateten Paar Claire und ihrem Wölfchen, das sich unter dem Decknamen "Ehepaar Gambetta" mit dem Zug nach Rheinsberg aufmacht. Insbesondere der ironische Stil der Geschichte, den Kalkutschke und Ganser in ihren Rollen als verliebtes Paar sehr unterhaltsam verkörperten, sorgte für ausgelassene Stimmung.

Im Anschluss lauschten die Besucher bei einem Glas vom Jubiläumswein "Finkenberger Roter" dem musikalischen Intermezzo der Irish Folk-Band "Déardaoin". "Dieser Abend war definitiv der Höhepunkt der geheimen Gärten", verkündete Theaterleiter Jürgen Becker am Ende stolz. "Mir wurden sogar zwei private Gärten für weitere Veranstaltungen angeboten."

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