Unterwegs mit Elisabeth Schmid Eine Mischung aus Natur und Geschichte

HOLTORF · "Eigentlich sollte Holtorf nur die Übergangslösung sein", gesteht mir Elisabeth Schmid zu Anfang unseres Spaziergangs durch Holtorf. "Aber als ich dann einmal hier wohnte, hat es mir so gut gefallen, dass ich geblieben bin. Es ist einfach immer was los und man ist nie allein. Ich bin hier rundum glücklich", erklärt sie mir.

 Normalerweise geht Elisabeth Schmid diesen Weg mit ihrem Hund. Dabei kommt sie an einem Zaun vorbei, der Frösche schützen soll (Bild links), ...

Normalerweise geht Elisabeth Schmid diesen Weg mit ihrem Hund. Dabei kommt sie an einem Zaun vorbei, der Frösche schützen soll (Bild links), ...

Foto: Johanna Köhler

Obwohl es sehr kalt ist und es schon leicht anfängt zu regnen, machen Elisabeth Schmid und ich uns auf den Weg. "Das ist die Strecke, die ich normalerweise mit meinem Hund gehe", sagt sie. Der muss aber heute zu meinen Gunsten zu Hause bleiben.

Unseren Spaziergang beginnen wir an den sogenannten Saalkirchen in Oberholtorf. Erst bin ich etwas verwundert, denn ich sehe nur eine große Wiese mit einer Parkbank. Aber als wir näher kommen, sind im Gras die Umrisse einer Kirche erkennbar. Der neugierige Bauer Horst Wolfgarten habe vor vielen Jahren bei Feldarbeiten alte Mauerelemente gefunden.

Er forschte nach und erfuhr, dass diese von einer alten Kirche stammten. Die Umrisse der Kirche wurden daraufhin nachgearbeitet. "Viele Besucher kommen hierher, um sich die Umrisse anzusehen oder zu entspannen", erklärt Schmid. Tatsächlich ist es wirklich sehr ruhig und friedlich hier, und von der Bank aus kann man über die Felder weit in die Ferne blicken.

Von den Saalkirchen aus geht es entlang von Streuobstwiesen und dann durch den Wald. Mit meinen weißen Schuhen bin ich wohl nicht so richtig gut auf unseren Waldgang vorbereitet, daher empfehle ich an dieser Stelle feste Wanderschuhe. Aber es lohnt sich, durch den matschigen Boden zu stapfen. Der Spätherbst zeigt hier noch leuchtende Farben. Der Boden ist bedeckt von Laub, und an den Bäumen hängen noch immer Tausende von gelben, orangefarbenen und roten Blättern.

Im Anschluss gelangen wir zu einem geschichtsträchtigen Denkmal, den Resten der Alaunhütte III. "Im 19. Jahrhundert war die Alaunstätte die erste Industrieansiedlung in der Region. In drei Fabrikanlagen wurde das Mineralsalz Alaun erzeugt. Die Rohstoffbasis dafür war alaunhaltige Braunkohle, die im Untergrund-Bergbau gefördert wurde", erklärt die Bürgervereinsvorsitzende und verweist dabei auf die Gebrüder Bleibtreu. Alaun fand besonders in der Leder-, Papier und Leimherstellung sowie bei der Textilfärbung Verwendung.

Die Alaunhütte III gehört zum Geschichtsweg "Braunkohle und Alaun auf der Ennert-Hardt", der von den Bürgervereinen der Umgebung und dem Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch angelegt wurde. An acht Stellen zwischen Oberholtorf und Holzlar sind Schautafeln aufgestellt, die Bezug nehmen auf die jeweiligen Örtlichkeiten.

Der Zugang zu den Resten der Alaunhütte wird durch einen Gartenzaun verhindert. "Hässliches Ding", sagt Schmid, "der soll eine bestimmte Froschart schützen, die sich hier wohl angesiedelt hat". Gesehen habe man diese aber schon länger nicht mehr. Trotz des Zauns kann man die Überreste aber gut betrachten. Zurück geht es noch ein gutes Stück aufwärts.

"Im Winter ist das perfekt zum Schlittenfahren. Das müssten Sie mal sehen, was hier dann los ist." Am Waldrand entlang und über die Herrenackerstraße geht es dann zum Antonius-platz und zur Antoniuskirche. "Die Kirche hier ist relativ neu, die alte mochte ich lieber, die war so klein und gemütlich", erzählt Elisabeth Schmid. Das Besondere an diesem Platz ist aber für sie sowieso etwas anderes: "Hier finden alle unsere kleinen Festlichkeiten statt. Am Wochenende vom 12. bis 14. Dezember gibt es hier auch wieder unseren kleinen Weihnachtsmarkt."

Während ich mir sehnlichst einen Glühwein oder einen Kaffee wünsche, sind wir schon wieder unterwegs zu unserer letzten Station. Über die Guardinistraße geht es, vorbei an Elisabeth Schmids Lieblingshaus, einem alten Fachwerkhaus, zur Gaststätte "Dreizehn Linden". "Mein Hund zieht mich am Ende unseres Spaziergangs immer hierher. Dann legt er sich direkt vor die Küchentür und wartet, dass da etwas Leckeres herauskommt. Das Gasthaus ist sein bester Freund."

Nach einer guten Stunde bin ich überraschend begeistert von Holtorf. Der Weg bietet eine gute Mischung an Natur und Geschichte. Es ist der perfekte Adventsspaziergang.

In der GA-Serie "Unterwegs mit ..." lassen wir uns in loser Abfolge von Beueler Persönlichkeiten ihre liebsten Routen durch Beuel zeigen. Bei einem gemeinsamen Spaziergang erklären sie uns, was es dort zu sehen gibt und warum ihnen ausgerechnet diese Route so gut gefällt.

Zur Person

Elisabeth Schmid wurde 1947 in Bonn-Kessenich geboren und zog vor rund 40 Jahren nach Holtorf. Ihr Leben lang arbeitete sie als Geschäftssekretärin in verschiedenen Unternehmen.

Nach ihrem Umzug, war sie zuerst nur Mitglied in der Chorgemeinschaft und dann als Schriftführerin im Bürgerverein Holtorf-Ungarten tätig. Bei einem Waldspaziergang legte man ihr ans Herz, sich in den Vorstand wählen zu lassen. Seit 13 Jahren ist sie nun engagierte Vorsitzende und kämpft momentan für einen Kreisel zur Verkehrsberuhigung in ihrem Ortsteil.

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