Proklamation von Wäscherprinzessin Lena I. Eine Nixe steigt ins Narrenschiff

Beuel · Die neue Wäscherprinzessin Lena I. (Obliers) ist proklamiert und regiert fortan bis Aschermittwoch die jecken Weiber in Beuel. Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner überreichte ihr am Freitagabend im Brückenforum das Zeichen der Narrenmacht: das Zepter.

 Geschafft! Nach zwei Jahren Warten übernimmt Wäscherprinzessin Lena I. das Zepter der Beueler Weiberfastnacht.

Geschafft! Nach zwei Jahren Warten übernimmt Wäscherprinzessin Lena I. das Zepter der Beueler Weiberfastnacht.

Foto: Benjamin Westhoff

Als Wäscherprinzessin Lena I. (Obliers) in den Saal schwebt, bricht ein Sturm der Begeisterung aus. Vielen Narren steht es ins Gesicht geschrieben: Endlich dürfen wir wieder zusammen Karneval feiern. Obermöhn Ina Harder, Frontfrau der Beueler Weiberfastnacht, wirkt befreit und kommandiert das Weiberregiment im Brückenforum.

Dennoch, das gemeinsame Einklaschen musste nach zwei Jahren Pause mehrfach geübt werden, bis alle den richtigen Takt gefunden hatten.

Lena I. regiert in Beuel
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Proklamation der Wäscherprinzessin (Teil 1)

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Die steigende Begeisterung im Saal bereitete jedoch einem Sorge: Hubert Markmann. Dem Fahrer des Hubwagens kam die wichtige Aufgabe zu, ihre Lieblichkeit durch die engen Stuhlreihen bis zur Bühne zu geleiten. Doch das meisterte er bravourös – inklusive Luftschlangenregen. Das Spektakel, das sich Lena I. seit fast drei Jahren herbeigesehnt hatte, konnte endlich wieder beginnen, ihre Proklamation zur 63. Wäscherprinzessin von Beuel.

Der Jubel und die Pfeifgesänge der fast 1000 Gäste lösten Freudentränen bei der Regentin aus. „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, dass es jetzt so weit ist“, rief sie ins Mikrofon, als sie die Bühne betreten hatte.

Brauchtum und Ehrenamt

Wie auch bei der Proklamation des Bonner Prinzenpaares, servierte Oberbürgermeisterin Katja Dörner eine pointierte Rede in Reimform. „Unsere Wäscherprinzessin ist ein Unikat, das ultimative Adelsprädikat, ob William, Henry, selbst die Queen, können da nur Leine ziehen“, reimte Dörner unter Lachen der Jecken.

Doch was unterscheidet die Beueler Proklamation von der Bonner? Antwort: Keine Kölner Mundartbands heizen dem Publikum ein. Das Programm wird ausschließlich aus und von eigenen Kräften bestritten. Will heißen: Die Beueler Damenkomitees singen, tanzen und spielen Sketche. Brauchtum und Ehrenamt werden diesbezüglich in Beuel hochgehalten.

Und weil die Tradition der Beueler Weiberfastnacht und die Symbolfigur Wäscherprinzessin deutschlandweit einzigartig sind, reiste sogar Klaus-Ludwig Fess, Präsident des Bundes Deutscher Karneval (BDK), zur Proklamation nach Beuel. Vielleicht wollte er dabei auch in das besondere Beueler Brauchtum seiner Zunft hineinschnuppern, damit er fürs nächste Jahr gut vorbereitet ist: 2024 wird die Beueler Weiberfastnacht 200 Jahre alt. Dieses Jubiläum dürfte in der gesamten deutschen Narrenrepublik für Aufsehen sorgen.

Schmissig und humorvoll

Auch Karnevalistin Adelheid Kippel hat die Proklamation gespannt verfolgt. „Das hat schon etwas gefehlt in den vergangenen Jahren.“ Umso zufriedener sei sie, dass jetzt wieder alles normal sei. Fast normal. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute noch etwas zurückhaltender sind. Ich hoffe, dass sich das in den kommenden Wochen wieder löst.“

Die Beueler Dammenkomitees haben sich dafür schon einmal mächtig ins Zeug gelegt. Schmissig und humorvoll wie eh und je. So reanimiert das Damenkomitee St. Josef beispielsweise die „Jacob Sisters“. Rosa Kleider, blonde Haare und mit Stoff-Pudel im Arm traten sie auf die Bühne. Die Weiber sangen live das Lied vom Pfannenflicker.

Zu späterer Stunde sollte noch ein weiterer Höhepunkt des Abends folgen. Zu Ehren von Wäscherprinzessin Lena waren die „Alten Kameraden“ aus Oberkassel gemeinsam mit dem Damenkomitee „Nixen vom Märchensee“ auf die Bühne geladen. Bei den „Alten Kameraden“ mischt fortan auch ein junger Kamerad mit: Lukas, der Lebenspartner von Lena.

Für das Finale im Brückenforum wurde Kabarettistin Anka Zink verpflichtet. Sie schrieb ein Theaterstück und führte Regie. Das Ergebnis: Ein Wirbel von Mitgliedern aus sieben Damenkomitees und die Showtanzgruppe „Dilledöppchen“ auf der Bühne. Diese Co-Produktion sollte dem einen oder anderen Beueler Appetit auf mehr machen. Im Jubiläumsjahr wird Anka Zink mit den Beueler Weibern wieder aktiv werden.

Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung wurden dann auch die letzten Corona-Barrieren abgebaut. Spätestes bei Kölsch und Piccolöchen im Vorraum des Brückenforums kam man sich zwangsläufig wieder näher. An 1,50 Meter-Abstand hat hier niemand mehr gedacht. Aus nächster Nähe bützt es sich einfach besser.

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