Einzelhandel in Beuel Wenn die Azubis den Laden übernehmen

Beuel · In der Azubiwoche leitet der Nachwuchs die Geschicke im Edeka-Markt Mohr auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Warum Luis Körner und Niklas Müller die Herausforderung als Marktleiter gerne gemeinsam angehen und sich weiter fortbilden möchten.

Die jungen Chefs packen im Edeka-Markt mit an: Niklas Müller (links) und Luis Körner.

Die jungen Chefs packen im Edeka-Markt mit an: Niklas Müller (links) und Luis Körner.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer momentan durch den Edeka-Markt auf dem Konrad-Adenauer-Platz geht, begegnet auffällig vielen jungen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Das ist kein Wunder, denn in dieser Woche haben die Azubis den Markt übernommen. Auch die Marktleitung obliegt dabei dem Nachwuchs. Luis Körner und Niklas Müller bestreiten gemeinsam die Frühschicht von 6 bis 14 Uhr, die Spätschicht bis 22 Uhr leitet Sophie Schiz.

Der Azubimarkt gehört für Körner zum Junior-Aufstiegs-Programm, das der 22-jährige Einzelhandelskaufmann momentan bei Edeka Mohr absolviert. Müller und Schiz befinden sich im dritten Lehrjahr. In der Azubiwoche lernen sie und alle anderen Azubis im Markt, Verantwortung zu übernehmen. „Ich bin ganz stolz auf meine Azubis. Die machen das super“, sagt Ausbildungsleiterin Silvia Löschner. „Was sie hier in einer Woche lernen, ist unglaublich – Speed Learning eben.“

24 Azubis und zwei Praktikanten

Auch die reguläre Marktleiterin Tugba Aydin findet es bemerkenswert, „dass sie sich getraut haben, das zu machen“. Zum Vergleich: Im Regelbetrieb betreut sie drei bis vier Azubis in dem Markt. Dagegen sind 24 Azubis plus zwei Praktikanten schon eine ganz andere Nummer.

Luis Körner hat den Azubimarkt im Rahmen seines Junior-Aufstiegs-Programms organisiert und leitet den Markt mit Unterstützung seiner „rechten Hand“ Niklas Müller. Die beiden setzen bei ihren jungen Kollegen und Kolleginnen auf Eigenverantwortung. „Wir haben keinen richtigen Boss. Die Azubis sollen möglichst viel selbst machen und bei Fragen auf die Marktleitung zugehen.“ Klar, als Marktleiter ist man schon eine Stunde vor Arbeitsbeginn da, macht auf, trifft Vorbereitungen. „Man ist als Marktleiter der Erste, der da ist, und in der Spätschicht auch der Letzte, der den Laden verlässt“, erläutert Körner.

Im Citymarkt kleiner denken

Der 22-Jährige und sein 21-jähriger Kollege Müller sind für gewöhnlich in den größeren Märkten am Lievelingsweg und an der Bornheimer Straße im Einsatz. „Hier müssen wir kleiner denken“, sagt Körner, „im Edeka-Center ist alles doppelt so groß, da bestellen wir entsprechend auch größere Mengen“. Bei einem Citymarkt wie auf dem Konrad-Adenauer-Platz sei es zudem wichtig, besonders auf Diebstähle zu achten, weil die in den kleineren Innenstadt-Filialen häufiger vorkommen.

Die beiden vorübergehenden Marktleiter wollen sich auf jeden Fall weiterbilden, um im Einzelhandel Karriere zu machen. Körner schätzt an der Branche vor allen Dingen die Abwechslung: „Man weiß nie, was passiert. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich.“ Auch Müller will nach dem Ende seiner Ausbildung auf jeden Fall weitere Qualifikationen erwerben. „Es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten“, berichtet Ausbildungsleiterin Löschner, zum Beispiel jene zum Handelsfachwirt.

Einzelhandelsverband begrüßt solche Programme

Der Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen begrüßt Fortbildungsprogramme, die Azubis oder Neueinsteigern sehr schnell Verantwortung übertragen. „Auch andere Unternehmen bieten solche Programme an, in denen beispielsweise bereits Abiturienten auf die Anforderungen von Führungskrafttätigkeiten vorbereitet werden“, sagt der geschäftsführende Vorsitzende Jannis Vassiliou. „Jüngere Generationen legen einen großen Stellenwert auf das Thema Fortbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen darauf reagieren und entsprechende Angebote machen.“

Derartige Mitarbeiter-Benefits seien auch im Einzelhandel nicht mehr wegzudenken, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels, meint Vassiliou. „Früh Verantwortung zu übernehmen, steigert dabei nicht nur das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter, sondern bindet auch an das Unternehmen. Ein Faktor, der nie wichtiger war als heute und der von jedem Unternehmen beachtet werden sollte.“