Eisenbahnlandschaft in Beuel Eisenbahner mit Liebe zum Detail

Beuel · Internationale Gäste besuchen den Fahrtag des Modell-Eisenbahn-Clubs in der Tapetenfabrik. Die Kreierung von Landschaften erfordert viel Geduld.

 Die Modellbahn des MECK in der Alten Tapetenfabrik.

Die Modellbahn des MECK in der Alten Tapetenfabrik.

Foto: Benjamin Westhoff

Von der Leidenschaft des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer weiß man ja schon lange: Jetzt ließ er sogar ein Fernsehteam in seinen Keller, wo eine Modelleisenbahnlandschaft steht. Über deren Ausmaße kann man beim Modell-Eisenbahn-Club Köln (MECK) Spur 1 nur müde lächeln. Denn in der Beueler Tapetenfabrik erstreckt sich auf mehr als 600 Quadratmetern ein Paradies für alle Freunde der kleinen Züge und filigranen Landschaften.

Bei der Frühlingsfahrt des Vereins am Sonntag kamen nicht nur Altbekannte, sondern auch viele Gäste angereist, etwa aus dem süddeutschen Raum, aus Belgien oder den Niederlanden. Sie alle bestaunten die mittlerweile rund 2,4 Kilometer lange Schienenwelt. „Erst kürzlich war sogar ein Fan extra aus den USA hier“, verriet Vorsitzender Paul Juchem, der selber oft bei anderen Vereinen zu Gast ist. Dabei gehe es darum, Erfahrungen zu sammeln und weiterzugeben.

Für Laien war allein die schiere Größe der Anlage beeindruckend, die Experten fachsimpelten indes vor den Schaukästen über die neuesten Modelle und Trends. Doch auch die schönsten Züge wären nichts ohne entsprechende Landschaften, durch die sie in der Tapetenfabrik dampfend und hupend gleiten. Ob der komplett eingerichtete Pferdestall oder das Bürogebäude, alles ist bis ins letzte Detail ausgebaut. In der Brauerei wird gerade Pause gemacht, ein Adler sieht am Himmel seine Kreise und schielt auf die Maus im Gemüsebeet. Sämtliche Landschaften entstehen in Handarbeit. „Für einen einzigen Baum benötigt man rund zwölf Arbeitsstunden“, erläuterte Juchem. In der letzten Zeit habe der Fokus verstärkt auf der Beleuchtung gelegen, so könnten nun Nachtfahrten veranstaltet werden. Auch wurde die weitläufige Schmalspurbahn des Vereins mit seinen derzeit 24 Mitgliedern nochmals erweitert.

Die Gründe für die Faszination Modelleisenbahn sind indes so unterschiedlich wie die Fähigkeiten der Mitglieder. Während der eine sich für die komplexe Elektronik hinter der Anlage begeistert, tobt sich der nächste bei der Gestaltung der Landschaften und Gebäude aus. „Jeder hat andere Talente“, meinte Juchem. Potenzielle Neumitglieder hospitieren zunächst für ein Jahr, dann entscheidet der Vorstand über die Aufnahme.

Dafür, dass Modelleisenbahnen längst nicht nur ein Hobby für Ältere sind, ist Constantin das beste Beispiel. Seit neun Monaten ist der 13-Jährige im Verein dabei und fühlte sich von Anfang an gut aufgenommen. „Ich habe schon einige Freunde, die mein Hobby teilen“, verriet er, während er die Züge auf der Strecke rangierte. Ihm gegenüber setzte derweil Erich Schmidt ein paar Züge extra für die Kamera in Szene. Die Fotos landen dann nicht nur in seinen prall gefüllten Ordnern, sondern auch in Foren im Netz. „Wichtig ist mir, dass alles möglichst originalgetreu ist“, sagte er mit Blick auf einen mit 96 VW-Käfern schwer beladenen Zug, einem der Hingucker des Tages. Ein Ende der Gestaltung ist übrigens nicht abzusehen, es gibt sogar mehr Ideen als Platz.

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