Beueler Bahnhof Eiserne Ladys auf der Hebebühne

BEUEL · "Das ist wie bei Ihrer Autowerkstatt - nur dass wir hier bis zu sechzig Tonnen heben können!" Lothar Wenzel zeigt stolz auf die Hebebühne im Lokschuppen der Rhein-Sieg-Eisenbahn RSE hinter dem Beueler Bahnhof.

 Bis zu 60 Tonnen stemmt die Hebebühne im Lokschuppen der Rhein-Sieg-Eisenbahn RSE hinter dem Beueler Bahnhof.

Bis zu 60 Tonnen stemmt die Hebebühne im Lokschuppen der Rhein-Sieg-Eisenbahn RSE hinter dem Beueler Bahnhof.

Foto: Leif Kubik

Auf der Hubvorrichtung werden in diesem Jahr erstmals auch Lokomotiven Instand gesetzt und gewartet, die nicht zum RSE-eigenen Fuhrpark gehören: "Wir haben die gesamte Anlage ertüchtigt, damit wir unsere Loks auch in Zukunft selber reparieren und warten können", so der Ingenieur und Kaufmann, der das Unternehmen wieder auf Kurs bringen soll. Wenzel verantwortet seit Anfang des Jahres als Geschäftsführer die Geschicke der privaten Eisenbahngesellschaft.

"Da unser Fuhrpark ja insgesamt überschaubar ist, lag es nahe, auch als Dienstleister für andere Gesellschaften aufzutreten." Zwei Hallengleise stehen der RSE zur Verfügung, eines mit Untersuchungsgrube und das andere mit der Hebebockanlage. Von der Instandhaltung über Fristarbeiten, Bremsuntersuchungen bis zu den Hauptuntersuchungen kümmern sich die Beueler um alle Arbeiten, die bei den Dieselloks anfallen. Über insgesamt fünf fahrbereite Lokomotiven, drei MAN-Triebwagen vom Typ VT zur Personenbeförderung und zwei Dieselloks vom Typ V60 verfügt die RSE.

Eine weitere V60 steht draußen vor dem Lokschuppen und dient als Ersatzteillager. "Allein das Getriebe kostet um die 80.000 Euro", weiß Werkstattmitarbeiter Rainer Gries. "Und der Motor würde um die 40.000 Euro kosten, wenn wir ihn wiederbeschaffen müssten." Auch in der Werkstatt nebenan türmen sich - gepflegt, sortiert und sauber gestapelt - unzählige Spezial- und Ersatzteile.

"Solche Teile sind selten und gefragt.Wir nutzen sie an erster Stelle für unseren eigenen Fuhrpark. Allerdings sind wir dank unserer Expertise und des Teilefundus auch in der Lage, eine Komplettleistung für andere Bahngesellschaften anzubieten. Eine Win-win-Situation - die kommen an die gesuchten Teile, und unsere Werkstatt wird besser ausgelastet", so der Geschäftsführer. Mit den Drittaufträgen will die Gesellschaft insbesondere während der Winterpause, in der der Touristikbereich weitgehend ruht, dafür sorgen, dass Mitarbeiter und Werkstatt ausgelastet sind. Aktuell sind bei der Privatbahn acht Angestellte in den Bereichen Fahrdienst und Verwaltung beschäftigt; die Werkstatt wird von zwei freien Mitarbeitern gemanagt.

Außer der Werkstatt gehört auch ein ganz normaler Fahrbetrieb zum Tagesgeschäft der Eisenbahner: "Viele kennen uns von den Sonderfahrten zu Pützchens Markt", lacht Wenzel.

Was allerdings kaum bekannt ist: Das Unternehmen hat auch eine Genehmigung als Eisenbahninfrastrukturunternehmen und ist für 200 Kilometer Gleisanlagen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und sogar Bayern zuständig. Die Touristik- und Güterfahrten führen die Beueler Bahnfachleute allerdings schwerpunktmäßig im Rheinland durch.

Seit zwanzig Jahren besteht die kleine Bahngesellschaft nun bereits: Sie wurde 1994 vom Verkehrsclub Deutschland und interessierten Privatleuten gegründet, um die Beueler Industriebahn zu erhalten. Bei den aktuell knapp 40 Gesellschaftern sei genau wie bei ihm selber und seinen Mitarbeitern eine Menge Herzblut im Spiel, so Wenzel. Der Manager entwickelte als Eisenbahnerkind schon früh ein Faible für sein heutiges Metier. Beruflich kam er aber erst jetzt zur Bahn: Nach Stationen als leitender Manager bei der Treuhand und dem Höchst-Konzern sowie langen und zahlreichen Auslandseinsätzen, will der studierte Maschinenbauer es offenbar noch einmal wissen.

  • Wer sich für das Touristik-Angebot der Beueler Bahn interessiert, findet Details auf www.rse-express.de
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