Landgrabenweg in Beuel Enten brüten im Innenhof der Telekom

Beuel · Im Allgemeinen dreht sich bei der Telekom viel um Zahlen und Kommunikation. In den zurückliegenden Wochen gab es allerdings in den Liegenschaften am Landgrabenweg ein Geschnatter, das eher konzernuntypisch ist.

Enten hatten sich die Innenhöfe als Brutstätten ausgesucht. "Was die Tiermütter jedoch nicht bedacht haben, war, dass der Nachwuchs die vielen Stockwerke flugtechnisch nicht bewältigen kann", erzählt Bianka Neder.

Sie arbeitet als Projektleiterin für die Telekom, von ihren Kollegen hat sie nun einen weiteren Titel erhalten: Duck Chief Officer. Das könnte man mit Entenbeauftragte übersetzen.

Denn Neder und weitere Kollegen haben die Entenfamilien eingefangen und sie zur Wildtierstation Retscheider Hof nach Bad Honnef-Aegidienberg gebracht. "Wir konnten sie ja nicht in den Innenhöfen verhungern lassen", sagt Neder, die tatkräftige Unterstützung von ihrem Mann Olaf Bahr erhielt.

Futter und Wasser gibt es in den Höfen nicht. "Der Teich im Innenhof der Telekom-Liegenschaft am Landgrabenweg wurde trockengelegt", ließ die Telekom über ihre Liegenschaftsverwalterin Corpus Sireo mitteilen. So oblag es den Mitarbeitern, sich zu kümmern; vom Konzern fühlten sie sich etwas allein gelassen.

Martina Brügger von Corpus Sireo sieht das anders: "Um den Enten ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, wurde gemeinsam mit dem Naturschutzbund und Förstern nach einer Lösung gesucht." Einige Tiere seien an den Rhein gebracht worden, andere in den Innenhöfen geblieben, wo sie von Mitarbeitern versorgt würden.

Neder und ihr Team haben jedenfalls ohne Auftrag gehandelt und die Entenfamilien an drei Abenden mit einem Kescher eingefangen. "Erfahrung hatte ich keine, aber wir haben die Muttertiere samt Küken bekommen", erzählt Neder. Das, so erklärt Nils Michael Becker vom Retscheider Hof, sei entscheidend.

"Einzelne Stockenten-Küken können nur selten überleben", meint der Betreiber der Wildtierstation, der zugleich Vorstandsmitglied des Tierheims Troisdorf ist. Enten bräuchten ihre Gruppe, ab drei stünden die Chancen besser. Kürzlich habe er einer Ente fremden Nachwuchs untergejubelt. Bei den 25 Küken und drei Entenmüttern aus Beuel gab es keine Probleme.

"Die ersten wollen wir bald an der Insel Grafenwerth aussetzen", sagt Becker, der die Station mit seiner Frau Stefanie Huck betreibt. Dabei sei es wichtig, auf siedelnde Entenfamilien zu achten, Stichwort: Revierverteidigung.

Die Innenhöfe der Telekom entenfrei zu bekommen, hält Becker für aussichtslos: "Dazu müsste man jede Ente konsequent beim Brüten stören, aber zum einen werden immer neue Tiere dazukommen, zum anderen brüten Stockenten unauffällig." Für dieses Jahr kann er auch noch keine Brut-Entwarnung geben. Von den Verantwortlichen würde er sich mehr Einsatz wünschen. Doch Corpus Sireo sieht das Geleistete als ausreichend an und eigentlich weder Mieter noch Vermieter in der Pflicht.

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