Gewerbe-Gemeinschaft Beuel Enttäuschung über vorauseilenden Gehorsam

Bei der Gewerbe-Gemeinschaft Beuel (GGB) befindet sich einiges im Umbruch. Der Vorstand arbeitet an neuen Konzepten für Blumen- und Bürgerfest, sucht aufgrund des defizitären Bürgerfestes im vergangenen Jahr nach neuen Einnahmequellen und sorgt sich wegen der geplanten Ansiedlung eines Lidl-Markts in der Maarstraße um den heimischen Einzelhandel.

 Steht seit 2010 an der Spitze der Gewerbe-Gemeinschaft Beuel: Paul Ahrens, Geschäftsführer des Einrichtungshauses House & Living.

Steht seit 2010 an der Spitze der Gewerbe-Gemeinschaft Beuel: Paul Ahrens, Geschäftsführer des Einrichtungshauses House & Living.

Foto: Max Malsch

Warum liegen für das Blumenfest am Sonntag, 3. April, so wenige Anmeldungen von Beueler Geschäftsleuten vor?
Paul Ahrens: Der Grund liegt auf der Hand, wegen der langen Bauphase für das Facharztzentrum mussten wir in der Vergangenheit vom Rathausplatz ans Rheinufer ausweichen. Deshalb hat sich das Geschehen überwiegend an den Rhein verlagert. Jetzt werden wir aber wieder die Beueler City beleben und ganz gezielt auch den Rathausvorplatz gleichberechtigt mit einbeziehen. Bislang haben sich mehr als 50 Aussteller angemeldet, aber nur circa 20 Geschäftsleute aus dem Beueler Zentrum haben sich für den verkaufsoffenen Sonntag am 3. April von 13 bis 18 Uhr angemeldet. Wir werden aber noch einmal alle unsere Mitglieder in Beuel anschreiben und bitten, sich aktiv am Blumenfest und am verkaufsoffenen Sonntag zu beteiligen.

Warum beteiligen sich so wenige Händler in den Seitenstraßen?
Ahrens: Es ist schwierig, die Peripherie der Beueler City beim Blumenfest anzubinden. Wir haben dafür noch kein Allheilmittel gefunden. Wir können nicht wie beim Bürgerfest alle Straßen sperren und Musikbühnen aufbauen, das wäre viel zu teuer. Wir müssen uns beim Blumenfest vorerst noch auf die Hermannstraße und Friedrich-Breuer-Straße konzentrieren.

Profitiert das Blumenfest von den parallel stattfindenden „Beuel-Classics“?
Ahrens: Auf jeden Fall. Die Oldtimer-Parade lockt viele zusätzliche Besucher an – auch von der anderen Rheinseite. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit beider Vereine eine Win-win-Situation ist. Für das nächste Jahr möchten wir gerne mit der Stadt Bonn darüber sprechen, ob nicht die Möglichkeit besteht, Oldtimer-Fahrzeuge zwischen Rhein und Rathausplatz aufzustellen und Teilbereiche des Zentrums für den Individualverkehr zu sperren, zumindest für den verkaufsoffenen Sonntag.

Stimmt es, dass das Blumenfest 2017 einen neuen Namen erhalten soll?
Ahrens: Wir denken darüber nach, das Blumenfest in Frühlingsfest umzubenennen. Ich persönlich bin dafür, weil es ehrlicher wäre. Bereits in den letzten Jahren haben wir über das Blumen- und Pflanzensortiment hinaus viele andere attraktive Sachen angeboten.

Warum hängen noch keine Werbeplakate fürs Blumenfest in Beuel?
Ahrens: Die großen Werbebanner befestigen wir nächste Woche; Plakate und Flyer sind auch schon fertig und werden in erster Linie von den Mitgliedern der Gewerbe-Gemeinschaft in deren Geschäften aufgehängt und ausgelegt.

Das Bürgerfest 2015 hat der GGB ein Defizit von fast 20 000 Euro in die Kasse gespült. Woran lag es?
Ahrens: Zum ersten Mal mussten wir erfahren, wie sich richtig schlechtes Wetter auf den Umsatz auswirkt. Aber auch die Kosten für Reinigung, Straßensperrungen, Security, Strom und Gema sind erheblich gestiegen. Hinzu kommt, dass die zusätzlichen Kosten für den Samstag nicht durch Einnahmen komplett aufgefangen werden können.

Was wollen Sie beim Bürgerfest 2016 anders machen?
Ahrens: Einiges, wir müssen dieses Defizit deutlich reduzieren. Weil wir die Standgebühren für die Händler nicht anheben wollen, müssen wir noch stärker darauf achten, alle Stromkosten auf die Nutzer umzulegen. Außerdem möchten wir die Anzahl der Aussteller erhöhen und Sponsoren ansprechen. Beuel hat gerade im Hinblick was Sponsoren angeht noch einige, bislang nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten zu bieten. Ich denke da zum Beispiel auch an die Vielzahl von Unternehmen am Bonner Bogen.

Halten Sie denn an dem Samstag fest?
Ahrens: Ja, weil das zur Einstimmung wichtig ist und zumindest im ersten Jahr auch ein voller Erfolg war. So schnell werfen wir die Flinte nicht ins Korn, schließlich wollen wir ja ein zweitägiges Bürgerfest anstreben. Wir werden auch in diesem Jahr wieder mit dem Beethovenfest unter dem Motto „Bühne frei für Beethoven“ kooperieren und insgesamt ein attraktives Bühnenprogramm bis spät in den Abend auf die Beine stellen. Abends wird es auch wieder einen besonderen musikalischen Leckerbissen geben, dafür werden wir wahrscheinlich den Sonntag etwas früher ausklingen lassen.

2017 soll das Bürgerfest auf zwei Tage ausgeweitet werden. Stimmt das?
Ahrens: Wir denken darüber nach, weil das Bürgerfest dadurch für Aussteller, Sponsoren und Geschäftsleute insgesamt attraktiver wird und wir hiermit möglicherweise ein noch besseres Programm anbieten können und somit auch das finanzielle Defizit reduzieren können. Wir sind derzeit mit einem erfahrenen Veranstalter im Gespräch, der uns bei der Vorbereitung und Durchführung des Bürgerfestes eventuell behilflich sein kann. Allerdings wird die Gewerbe Gemeinschaft auf jeden Fall der Veranstalter des Fests bleiben. Es ist nur so, dass wir als Ehrenamtler langsam an unsere Belastungsgrenzen stoßen. Eine zweitägige Veranstaltung lässt sich aber nur mit Hilfe der Stadt Bonn und den Verkehrsbetrieben realisieren. Daher müssen wir mit denen erst einmal Gespräche führen. Für dieses Jahr bleibt es auf alle Fälle bei dem bisherigen Konzept.

Warum ist ihre Idee, durch ein „Streetfood and Craftbeer-Festival“ eine neue Einnahmequelle für die GGB zu generieren, gescheitert?
Ahrens: Wir wollten dieses Fest am Beueler Rheinufer zwischen China-Schiff und Bahnhöfchen durchführen. Dieses Vorhaben ist aber am Widerstand der Beueler Bezirksvertretung und Bezirksverwaltung gescheitert, weil die Angst vor möglichen Beschwerden einiger Lärm-Motzkis haben und meines Wissens mit denen eine Absprache getroffen haben, dass keine zusätzlichen Veranstaltungen am Rheinufer stattfinden dürfen. Es ist schon traurig, dass Politik und Verwaltung in Bonn immer wieder vor einigen lautstarken Beschwerdeführern einknicken und nicht den Mut aufbringen, Veranstaltungen zu genehmigen, die sicherlich viele zusätzliche Menschen nach Beuel locken würden. Dieser vorauseilende Gehorsam gegenüber besonders lärmsensiblen Anwohnern enttäuscht mich sehr. Das ist aber nicht nur ein Beueler Phänomen. Aber wir werden 2017 einen neuen Versuch starten.

Wie steht die GGB zur geplanten Ansiedlung eines Lidl-Markts in der Maarstraße?
Ahrens: Wir lehnen nach wie vor die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel im Gewerbegebiet Beuel-Ost ab. Bereits der Aldi-Markt hätte unserer Meinung nach nicht genehmigt werden dürfen.

Wie viele Mitglieder hat die GGB aktuell?
Ahrens: Mehr als 220, Tendenz steigend.

Wie sehen Sie die Entwicklung in der Oberen Wilhelmstraße?
Ahrens: Nachdem dort lange Jahre nicht viel passiert ist, bin ich mit der Entwicklung recht zufrieden. Inzwischen haben sich dort in den letzten Jahren viele neue, interessante Geschäfte angesiedelt und es kommen noch weitere hinzu. Von der Substanz her rückt die Obere Wilhelmstraße als Einkaufsstraße mehr und mehr an das Beueler Zentrum heran und wird wahrscheinlich noch attraktiver, wenn wie geplant die Region rund um den Bahnhof städtebaulich aufgewertet werden wird.

Die Händler in der Oberen Wilhelmstraße beklagen den Zustand der als Straßensperre platzierten Blumenkübel. Wie sehen Sie das Ganze?
Ahrens: Die Kübel sind ein Schandfleck, weil sie nicht gepflegt werden. Ich unterstütze den Wunsch der dortigen Geschäftsleute und werde mich für die Entfernung der Kübel bei der Stadt einsetzen. Stattdessen könnte die Verwaltung dort Stellflächen für Kurzzeitparker abmarkieren.

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