Denkmäler in Beuel Erbe aus der Zeit der Ordensritter

Ramersdorf · Die Kommende Ramersdorf hatte über die Jahrhunderte viele Besitzer. Heute beherbergt sie ein Hotel und ein Restaurant

Der Schlossherr wartet schon am Tor: Seit 1978 ist Wolfgang Bartel Eigentümer der Kommende Ramersdorf. Es ist bereits das zweite historische Objekt, das der gelernte Auktionator und Antiquitätenhändler gekauft hat, um es für seine Zwecke zu restaurieren.

„Ich hatte schon ein bisschen Erfahrung durch ein Objekt in Rheinbreitbach, als ich das Angebot zum Kauf der Kommende erhielt“, erinnert sich der 75-Jährige. „Wegen der ungewöhnlichen Lage war das Objekt für mich gerade so erschwinglich“, berichtet er weiter. Denn wie von einer Krake werden die glänzend weiß in der Wintersonne schimmernden Türme des alten Gebäudekomplexes von den Autobahnen 59 und 542 „umarmt“.

„Eine Bausünde ohnegleichen“. Aber selbst im Innenhof bemerkt man erstaunlich wenig von dem Verkehrsstrom, der sich morgens und abends regelmäßig über die Südbrücke und den Rhein ergießt.

Profession als Antiquitätenhändler

Und wenn man es versteht, den permanenten Geräuschpegel, der von den Autobahnen mit ihren Zubringern ausgeht, auszublenden, kann man sich mitunter tatsächlich wie in längst vergangenen Jahrhunderten fühlen: „Geschichte hat mich schon immer interessiert“, erklärt Bartel. Ein paar Semester habe er daher in Berlin studiert und nebenbei als Nachtwächter in der Nationalgalerie gejobbt.

Seine wahre Berufung hat er allerdings wohl erst als Antiquitätenhändler gefunden, weshalb es ihn dann 1969 in den Westen nach Bonn gezogen hat. „Berlin war damals nicht gerade ein idealer Standort. Wir kauften in Westdeutschland ein, um dann nach den DDR-Kontrollen wiederum an Westdeutsche zu verkaufen“, erinnert er sich an die schwierigen Anfänge.

„Das Tor hier“, sagt Wolfgang Bartel, während wir hinüber zum Portal gehen, „ist in Teilen noch aus dem Mittelalter.“

Besitzungen des Deutschordens

Um 1230 wurde die Kommende durch Graf Heinrich III. gestiftet und aus dieser Zeit stammen auch die Kerne des aufgehenden Mauerwerks und der erst im vorletzten Jahrhundert überbauten Toranlage.„Als Kommende bezeichnet man die Niederlassung eines Ritterordens“, erläutert Bartel. Vom lateinischen „commendare – anvertrauen“ leitet er das Wort her. Über 600 Jahre lang – bis zur Säkularisation – führten zwölf Ritterbrüder aus der Kommende die Bonner Besitzungen des Deutschordens. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert sei die Kommende ein Karriere-Sprungbrett für viele junge Ordensritter gewesen, bevor das Anwesen im Zuge der Säkularisation im Jahr 1807 an den Altgrafen Joseph zu Salm-Dyck verkauft wurde.

1840 ging das Haus in Flammen auf, brannte bis auf die Grundmauern nieder und wurde schließlich als Schloss wiederaufgebaut. Im Zuckerbäckerstil der sich dem Ende zuneigenden Rheinromantik ließ der Kölner Bankier Baron Albert von Oppenheim ab 1885 die rheinseitige Fassade des Schlosses durch den Architekten Wilhelm Hoffmann umgestalten. Seither bestimmen die neugotischen Türme und Zinnen die Silhouette des Schlosses.

Abriss drohte in den 70ger Jahren

Das Inventar wurde im Nachgang des Verkaufs von Schloss und Park an die Deutsche Reichsbahn im Jahre 1940 versteigert. Das Gebäude selber überstand wie durch ein Wunder den Zweiten Weltkrieg völlig unbeschädigt. Und das, obwohl sich im Park ein großes Munitionslager befand, das britische Flieger allerdings mit ihren Bomben verfehlten.

Ein Werk, das der Zeitgeist der 60er und 70er Jahre dann allerdings fast doch noch verrichtet hätte: „Bis 1967 unterhielt die Deutsche Bundesbahn zwar noch Schulungsräume und ein Lehrstellwerk im Remisentrakt, aber das anschließend leer stehende Gebäude zerfiel zusehends und drohte im Zuge des Autobahnbaus sogar abgerissen zu werden“, erklärt Bartel. So habe er den Zuschlag erhalten; nicht zuletzt, weil er bereit gewesen sei, die nicht unerheblichen Kosten für die umfangreiche Renovierung aufzubringen.

Seither befinden sich ein Drei-Sterne-Hotel und das Restaurant „La Tourelle“ in dem Gebäude – beide von seinen Kindern geführt. Sein Antiquitätengeschäft hat Bartel vor drei Jahren aufgegeben, aber im Schloss hat er dennoch seine Spuren hinterlassen. „Ich habe dem Gebäude mit einer Auswahl an erlesenen Möbeln wieder Leben eingehaucht“, betont er mit Stolz.

Und damit auch möglichst viele Menschen das Schloss und den Park genießen können, lässt der Schlossherr seit einigen Jahren regelmäßig zweimal im Jahr eine Agentur die Genussmesse „Lebensart“ ausrichten. „Vor der herrlichen Kulisse des Schlosses und mit Blick auf Stadt und Strom, sind die meisten Besucher dann auch mit der Umarmung durch die Schnellstraßen versöhnt“, so der Schlossherr.

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