Erfolgreich wie keine andere Bühne

BEUEL · Kultur in Beuel: Moritz Seibert leitet mit dem Jungen Theater die bestbesuchte Spielstätte für Kinder und Jugendliche in Deutschland.

 Moritz Seibert hat das Junge Theater wieder fit gemacht.

Moritz Seibert hat das Junge Theater wieder fit gemacht.

Foto: Max Malsch

Deutschlands erfolgreichstes Kinder- und Jugendtheater, das außerdem mit den niedrigsten öffentlichen Zuschüssen auskommen muss, so hat Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch das Junge Theater Bonn (JTB) einmal beschrieben. 135.000 Menschen besuchen das Theater im Jahr. Von den unlängst verkündeten Sparvorschlägen der Verwaltungsspitze wäre das JTB nicht betroffen. Nur der auslaufende Mietvertrag macht den Theatermachern derzeit Sorgen.

Was verbirgt sich hinter dem Jungen Theater Bonn?

Seit 45 Jahren wird im Jungen Theater Bonn zielgruppengerechtes Theater für Kinder und Jugendliche gespielt. Das private Theater wird von einem gemeinnützigen Verein getragen. Neben den Profidarstellern des festen Ensembles werden die Figuren der Kinder und Jugendlichen von Gleichaltrigen gespielt. Rund sechs Premieren stemmt das Ensemble pro Spielzeit und - Gastspiele eingerechnet - fast 400 Vorstellungen.

Wer sind die Macher und was wollen sie?

"Ich bin der festen Überzeugung und habe selbst die Erfahrung gemacht, dass wir mit gut gemachtem Theater Einfluss auf junge Menschen nehmen, ihr Bewusstsein schärfen und bei ihnen Fragen aufwerfen können", sagt Intendant Moritz Seibert. Rund 25 feste Mitarbeiter hat das Junge Theater, darunter Schauspieler, Techniker und Verwaltungsleute. Alle könnten in anderen Bereichen mehr Geld verdienen, so Seibert. Aber: "Es ist einfach toll, anderen Menschen Freude bereiten zu können."

Wie finanziert sich das kulturelle Angebot?

15 Prozent der Kosten werden durch Zuschüsse von der Stadt Bonn und dem Land Nordrhein-Westfalen getragen. Die restlichen 85 Prozent muss das Theater selbst aufbringen. Neben den Einnahmen durch die Ticketverkäufe, zahlreiche Gastspiele und die Kurse in der Schauspielschule, an denen jährlich mehr als 1000 Kinder und Jugendliche teilnehmen, gelingt das auch durch Sponsoren wie die Telekom oder Organisationen wie "Aktion Mensch".

Wer nutzt das Angebot?

Ganze Generationen von Bonner Schulklassen drängten am nostalgischen Kassenhäuschen in der Hermannstraße vorbei zur Bühne. Auch außerhalb des Stundenplans richten sich die Stücke vor allem an Kinder und Jugendliche, aber auch an ihre Familien. Vom "Grüffelo" für Kinder ab drei Jahre bis zu Wolfgang Herrndorf "Tschick" für Jugendliche ab 13 Jahren reicht das Repertoire. Eine Altersempfehlung liefern Seibert und seine Mitarbeiter immer mit. In den vergangenen Jahren sind die Besucherzahlen stetig gestiegen, auf inzwischen 135 000 Besucher im Jahr. Zum achten Mal in Folge war das JTB damit in der vergangenen Spielzeit das bestbesuchte Kinder- und Jugendtheater in Deutschland. "Da ist nicht mehr viel Luft nach oben", sagt Seibert.

Woran hapert es?

Viel zu lamentieren gibt es an der Hermannstraße 50 im Moment nicht. Finanziell steht das Theater inzwischen, nachdem es 2003 hatte Insolvenz anmelden müssen, wieder auf soliden Beinen. Sorgen bereitet allerdings die Immobilie in der Hermannstraße. Der Mietvertrag läuft 2019 aus. Das ehemalige Rheingold-Kino hat der Eigentümer an die Stadt und die wiederum an das JTB vermietet. Doch der will nun verkaufen. Er sei aber guter Hoffnung, so Seibert, dass schon bald eine Lösung gefunden werde. Wahrscheinlich wird das Theater eine Stiftung gründen und das Gebäude selbst erwerben.

Beueler Treff am 1. Dezember

Um die Zukunft der Beueler Kultureinrichtungen geht es bei der GA-Dialogveranstaltung "Beueler Treff" am Montag, 1. Dezember. Die Podiumsdiskussion beginnt um 19 Uhr im großen Saal der Brotfabrik, Kreuzstraße 16. Der Eintritt ist frei. Die Bonner Verwaltungsspitze hatte Ende September im Zuge ihrer Sparvorschläge für die finanziell angeschlagene Stadt unter anderem vorgeschlagen, den Zuschuss für Oper und Schauspiel bis 2023 um acht Millionen Euro zu kürzen. Die freien Kulturträger wären von den Kürzungen unterschiedlich betroffen. Ihre Teilnahme an der Diskussionsrunde haben zugesagt: Moritz Seibert, Intendant Junges Theater, Brotfabrik-Geschäftsführer Jürgen Becker, Sigrid Limprecht vom Traumpalast und Kulturdezernent Martin Schumacher. Mit Blick auf den "Beueler Treff" stellt der GA Beueler Kulturstätten und Kulturschaffende vor.

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