Neue Broschüre Erinnerungsorte an Nazi-Opfer in Beuel

BEUEL · Die Beueler Initiative gegen Fremdenhass legt eine kostenlose Broschüre „Wider das Vergessen“ auf. An vielen Orten im Stadtbezirk wird an die Oper des Nationalsozialismus erinnert.

Im Beueler Rathaus wurde am Donnerstagvormittag die neue Broschüre „Wider das Vergessen – Erinnerungsorte in Beuel“ der Beueler Initiative gegen Fremdenhass vorgestellt: Mit der Neuauflage knüpft die Initiative an ihre langjährige Arbeit an, die vor nunmehr elf Jahren mit einer Ausstellung begann. Die Erstauflage war ursprünglich als Katalog gedacht und wurde in der jeweils erweiterten zweiten und dritten Auflage der Jahre 2008 und 2012 um neue Forschungsergebnisse ergänzt.

„In die ganz neu gestaltete Auflage haben wir zahlreiche hinzugekommene Erinnerungsorte aufnehmen können“, erzählte Susanne Rohde bei der Vorstellung. Die Broschüre teilt die Erinnerungsorte in Mahnmale im Beueler Stadtgebiet, Straßenschilder und Stolpersteine ein – letzteres sind metallene, in den Boden eingelassene Plaketten, die die Namen von Opfern tragen. Sie enthalte zudem weitere Forschungsergebnisse, Fotos und Erinnerungen zu den Lebensgeschichten einzelner Beueler Bürger, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, entrechtet, vertrieben, deportiert oder getötet wurden.

Neue Stolpersteine im Stadtgebiet

Eine Geschichte unter vielen ist die von Karola Frank: Als sie zwei Jahre alt war, starb ihre Mutter Rosa; als Sechsjährige kam das Kind in das jüdische Waisenhaus in Köln und als Elfjährige kehrte das Mädchen 1930 nach Beuel zurück. Ab 1933 musste Karola die drastische Einengung ihres Lebens erleben; das Mädchen suchte nach Auswegen und wollte Nazi-Deutschland verlassen. Über die letzten Endes vergeblichen Bemühungen des Mädchens nach Palästina auszuwandern, haben die Autoren der Broschüre eine Fülle an betroffen machenden Informationen zusammengetragen; Karola wurde nur 23 Jahre alt, sie starb schließlich an einem unbekannten Ort in Polen.

Auch die erst im kommenden Jahr neu hinzukommenden fünf Stolpersteine finden in dem Büchlein bereits Erwähnung: „Eine Besonderheit ist, dass die Steine erstmals im Bonner Stadtgebiet Überlebenden gewidmet sind“, erläuterte Rohde. So wird demnächst ein Stein an Hannah Klein erinnern, die die Vernichtungslager von Theresienstadt und Auschwitz überlebt hat und an deren Schicksal nun neben den Steinen ihres ermordeten Mannes Walter und ihrer ebenfalls ermordeten Tochter Lotte erinnert wird. Weitere neue Steine sind Thekla Scheuer und der Familie Weis gewidmet.

Broschüre ist kostenlos

Sie freue sich, dass dieser konkrete Beitrag zur lokalen Geschichte und Erinnerungskultur bei Schulklassen und vielen Bürgerinnen und Bürgern so großes Interesse gefunden habe, dass die vierte Auflage möglich und nötig geworden sei, so Rohde bei der Vorstellung. In den 25 Jahren seit der Gründung der Initiative sei man immer für gegenseitigen Respekt und gegen rassistische und fremdenfeindliche Tendenzen eingetreten, ein Engagement das angesichts aktueller politischer Entwicklungen wichtiger denn je sei. Anfragen nach der Broschüre werden ab sofort unter surohde@gmail.com beantwortet; die Broschüre ist dank der finanziellen Unterstützung durch den Stadtbezirk kostenlos.

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