Versöhnungskirche Experte macht die Orgel fit

BEUEL · Alle Register ziehen und damit den vollen Klangkörper der Orgel zum Einsatz bringen: Das kann Kantor Hubert Arnold in ein paar Tagen wieder in der Versöhnungskirche in Beuel-Mitte.

Hat Freude an seiner Arbeit: Stefan Peters kümmert sich um das Hauptwerk der Orgel.

Foto: Max Malsch

Derzeit ist an der Neustraße noch Orgelbauer Stefan Peters am Werk, um das Instrument fit für den 30. Geburtstag zu machen, denn der soll gefeiert werden.

"Am 30. August gibt es dazu unter dem Motto “Unsere Orgel feiert Geburtstag„ eine Orgelnacht", kündigt Pfarrerin Heike Lipski-Melchior an. "Die Orgel in der Versöhnungskirche wird von uns derzeit grundüberholt", sagt Peters. Dazu werden die Klaviatur bearbeitet, Verschleißteile ausgetauscht, die Pfeifen gewartet und das Instrument nachintoniert.

Für alle anfallenden Arbeiten sind Peters, Inhaber der Firma "Klavier- & Orgelmanufaktur", und sein Mitarbeiter Mirko Schilling drei Wochen lang im Einsatz. Wenn er sein Werk vermutlich Ende der Woche abschließen kann, wurden alle 1184 Pfeifen per Hand begutachtet und bearbeitet.

"In unserem Beruf basiert viel Wissen auf Erfahrungswerten und eigenem Empfinden", so Peters. So seien auch die meisten Werkzeuge selbst gebaut, sagt der Orgelbauer und zeigt einen platt gedrückten Messingdraht, mit dem er ganz feine Partikel aus den kleinsten Pfeifen entfernen kann. Der Mann aus Glandorf, das liegt zwischen Osnabrück und Münster, war schon damals dabei, als die Orgel der Firma Kreienbrink in der Versöhnungskirche installiert wurde.

"Jede Orgel ist ein individuelles Instrument. Es gibt zwar Parallelitäten in der Technik, aber mit Blick auf Aufbau und Konzeption muss sie auf ihre jeweiligen Charakteristika eingestellt werden", erklärt der Experte.

So sammelt der Orgelbauer, der das Instrument oft über Jahre betreut, seine persönlichen Erfahrungswerte. "Zwar gibt es immer wieder neue Aufgaben, aber die Orgel altert ja mit einem selbst, da kennt man sich mit ihr bestens aus", sagt der Glandorfer.

Neben der großen Inspektion müsse eine Orgel alle zwei Jahre gewartet und gestimmt werden. Diesmal hätten dabei die gleichen Bedingungen geherrscht wie beim vergangenen Mal: "Wir hatten eine Temperatur von 22 Grad in der Kirche", berichtet Peters.

Er beobachtet seit einigen Jahre eine Entwicklung, die Auswirkungen auf seine Arbeit hat: "Bis um das Jahr 2000 hatte jede Kirche ihren eigenen Gottesdienst, da gab es durch die regelmäßige Nutzung der Orgel feste Erfahrungswerte. Doch durch die Fusionsbewegung der Gemeinden gibt es weniger Gottesdienste in vielen Kirchen und mehr wechselnde Benutzer der Orgel. Dadurch haben sich die Daten zum Verschleiß verschoben. Wir müssen deshalb wieder ganz neue Werte sammeln", sagt Peters.

Der Familienvater hat nach der Schule zuerst eine Tischlerausbildung absolviert und dabei Klavier- und Orgelunterricht genommen. Anschließend hat er eine dreieinhalbjährige Lehre als Orgelbauer gemacht. In die Tasten greift er allerdings nur noch selten. "Unser Klavier haben ganz meine Töchter in Beschlag", so der Niedersachse.