GA-Serie "Unterwegs mit ..." Jan Hürter Fachwerkidylle und Rheinromantik

OBERKASSEL · "Hier bin ich gebor'n und laufe durch die Straßen, kenn' die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden" - so fängt das bekannte Lied "Haus am See" von Peter Fox an. Die Assoziation mit diesem Lied kam mir unwillkürlich, als ich mit Jan Hürter in Oberkassel unterwegs war.

 Die Königswinterer Straße wird von den Oberkasselern liebevoll Kö genannt.

Die Königswinterer Straße wird von den Oberkasselern liebevoll Kö genannt.

Foto: Rainer Schmidt

Bereits zu Beginn der Tour zeigt er mir, warum Oberkassel so schön ist. "Oberkassel liegt zwischen dem Rhein und dem Siebengebirge", erklärt er. Von seinem Garten aus hat er einen herrlichen Blick auf das Siebengebirge, mit Felsen und mit viel Grün. Und bis zum Rhein ist es auch nicht weit.

Auf dem Weg dorthin erläutert er mir, dass Oberkassel neben dem Beueler Zentrum der einzige rechtsrheinische Ort auf Bonner Stadtgebiet ist, der sich noch komplett selbst versorgen kann.

Unsere erste Station ist der Friedensplatz, der Kirmesplatz war, auf dem jedes Jahr die Abenteuertage stattfinden und auf dem seit seiner Kindheit jedes Jahr ein großes Martinsfeuer entzündet wird. Hürter: "Sankt Martin kommt auf seinem Pferd, ganz traditionell, der ganze Ort trifft sich hier und hinterher wird geschnörzt."

Vom Friedensplatz aus sind es nur wenige Schritte zum Rhein. Es ist für Hürter ein tägliches Muss, mit seinem Hund an den Strom zu gehen. Kein Wunder, bei dem Anblick: Post Tower und Bonner Bogen im Norden, den sich die Oberkasseler mit den Ramersdorfern teilen, oder der Blick ins Grüne gen Süden. Der breite Boulevard, Fußweg, Radweg und viel Grün, ein nachvollziehbarer Grund um täglich hierherzukommen. "Ganz im Süden", erklärt mir Jan Hürter, "war früher das Strandbad, das von meinen Urgroßeltern bewirtschaftet wurde." Heute ist dort ein schöner Sandstrand, der nicht nur von Jugendlichen gut genutzt wird. Und dazwischen steht noch das bekannte Bundeshäuschen.

Vom Rheinufer geht es zurück in einen Park, der zwischen Grundschule, Marktplatz und Königswinterer Straße liegt. Herrliche Häuser, einige denkmalgeschützt, findet man in der Kinkelstraße vor. Die evangelische Kirche erinnert Hürter an viele Dinge: Daran, dass seine Vorfahren mit die ersten Protestanten im Ort waren, daran, dass er hier getauft und konfirmiert wurde, dass er hier geheiratet hat und auch schon daran, dass in Bälde seine Zwillinge hier getauft werden sollen.

Die Zipperstraße, in die wir als nächstes kommen, ist die Straße der Fachwerkhäuser, alle sehr gut erhalten und restauriert, mit schönen Hinterhöfen - pittoresk, das ist die passende Bezeichnung. Der Gedanke an wohlhabende Bewohner drängt sich auf. In Höhe der Adrianstraße hat man einen wunderschönen Blick auf die Berge, vor denen, von hier aus nicht sichtbar, Blauer See und Märchensee liegen. "Der Weg über den Rheinhöhenweg ist wunderschön", schwärmt mir Jan Hürter vor, "aber er ist zu weit für die Zeitvorgabe von einer Stunde".

Durch die Cäcilienstraße kommen wir zurück auf die Kö, wie die Königswinterer Straße liebevoll von den Oberkasselern genannt wird. Der Marktplatz ist zum Bedauern von Hürter zum Parkplatz degradiert worden. "Einmal in der Woche ein Wochenmarkt, das fehlt hier noch", meint er. Auf der Kö findet man alles, was an Geschäften benötigt wird. Zur Zeit steht kein Ladenlokal leer, was ihn als Sprecher der Werbegemeinschaft besonders freut.

Am Ende unseres Spaziergangs steht schließlich die Einkehr in die "MediTerrine", die seine Schwiegermutter betreibt. Hackbraten steht heute auf der Speisekarte. Mittagessen bei Muttern nach einem einstündigen Spaziergang ist angesagt.

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