Blick in die Historie Geislarer Feuerwehr feiert 100-jähriges Bestehen

Geislar · Die Geislarer Feuerwehr feiert am Wochenende ihr 100-jähriges Bestehen. Bis es die Einheit offiziell gab, mussten die Bürger lange warten

 Eine beeindruckende Demonstration einer Fettexplosion im Foto aus dem Jahr 2016: Der Löschzug in Geislar feiert sein 100-jähriges Bestehen. Die Kameraden im Ort sowohl Brandbekämpfer als auch wichtige Stützen für den Zusammenhalt in Geislar.

Eine beeindruckende Demonstration einer Fettexplosion im Foto aus dem Jahr 2016: Der Löschzug in Geislar feiert sein 100-jähriges Bestehen. Die Kameraden im Ort sowohl Brandbekämpfer als auch wichtige Stützen für den Zusammenhalt in Geislar.

Foto: Max Malsch

Die Bilder aus der Region um das französische Bordeaux berühren derzeit Menschen in aller Welt: In Frankreich unterstützen auch Wehrleute aus Beuel ihre Kameraden bei der Bekämpfung der verheerenden Waldbrände an der Atlantikküste. Mit bedrohlichen Feuern kennt man sich im rechtsrheinischen Bonn aus. Zumindest mit Blick auf die Geschichte Geislars.

Eine ebenfalls kaum zu bezwingende Feuerkatastrophe ereignete sich 1827 auf rechtsrheinischem Stadtgebiet. Damals soll ein Blitz während eines schweres Sommergewitters einen riesigen Flächenbrand ausgelöst haben. Allerdings, so die Erzählungen, sollen damals magische Kräfte am Werk gewesen sein, die letztendlich eine Ausbreitung des Infernos verhinderten.

Brandwehren wurden im rechtsrheinischen Bonn gegründet

Viel ist über den damaligen Flammenbeschwörer zwar nicht bekannt. Gesichert ist allerdings, dass nach diesem Ereignis in vielen Ortschaften Brandwehren gegründet wurden. Aus einer dieser Bürgerinitiativen ging schließlich die Geislarer Wehr hervor. Offiziell gegründet wurde sie jedoch erst 1922, also vor 100 Jahren. Mit einem großen Familienfest feiert die Einheit am kommenden Sonntag dieses Ereignis.

Im vorigen Jahrhundert war Geislar fast ausschließlich landwirtschaftlich geprägt. Brach Feuer nach einem Blitzeinschlag auf den Feldern aus, breitete sich sofort ein Flächenbrand aus, der Mensch, Tier und Höfe bedrohte. Ignaz Schnorrenberg, der spätere Bürgermeister der Gemeinde Vilich, dokumentierte bereits 1858, dass Geislar ebenso wie Vilich ein eigenes Spritzenhaus hatte. Schnell hatte man jedoch erkannt, dass man im Ernstfall nur direkt einsatzbereit ist, wenn Brandleitern, Brandhaken und Feuerwehrspritzen vor Ort verfügbar sind – mit der Folge, dass mehr und mehr Unterstände für das Material hergerichtet wurden. Bis 1901 gab es bereits zehn Spritzenhäuser auf heutigem Beueler Stadtgebiet. Obwohl das Spritzenhaus „Am Alten Pütz“ in Geislar eines der ersten in der Umgebung war, gab es im Ort keine eigene Feuerwehrkolonne.

Meldung an den Landrat: Feuerwehr ist beschlossene Sache in der Gemeinde

Am 23. Juli 1908 meldete Bürgermeister Friedrich Breuer dem Landrat, dass die Einrichtung einer Freiwilligen Feuerwehr in der Gemeinde eine beschlossene Sache sei. Mit den 33 Männern, die sich zur Gründung gemeldet hatten, wurden zwei Löschzüge gebildet, von denen einer in Beuel und ein anderer in Schwarz- und Vilich Rheindorf beheimatet war. Dem Löschzug von Schwarz- und Vilich-Rheindorf stand der Brandmeister Heinrich Kem vor.

Am 20. Dezember 1913 wurde während einer Versammlung in der Gaststätte Lützig festgelegt, eine Feuerwehrkolonne für Geislar, Vilich und Vilich-Müldorf „einzurichten“, wie im Gründungsprotokoll nachzulesen. Dafür meldeten sich zunächst sieben Bürger. Durch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde dieses Vorhaben jedoch auf Eis gelegt. Erst 1922 wurden in Geislar Nägel mit Köpfen gemacht und ein eigene Truppe gebildet.

Heute sind die Freiwilligen aus Geislar gemeinsam mit anderen Kameraden im Stadtbezirk nicht nur für den Brandschutz zuständig, sondern sie halten auch das Ortsleben aufrecht. Bei Martinszügen, während Pützchens Markt, im Karneval oder bei Rhein in Flammen ist auf sie Verlass. Seit 1994 gibt es zudem eine eigene Jugendfeuerwehr, um den Nachwuchs an das Ehrenamt heranzuführen.

Anforderungen für Wehrleute haben sich verändert

Allerdings haben sich die Anforderungen an die Wehrleute in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen grundlegend verändert. Die Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbundenen Überflutungen, Stürme sowie große Flächenbrände haben die Region längst erreicht. Welche Naturereignisse sowie Katastrophen die Brandbekämpfer in Zukunft beschäftigen werden, kann derzeit kaum jemand absehen. Sicher scheint, dass die Wehrleute bei Extremsituationen immer mehr gefordert sein werden. „Die Anforderungen an die Einheiten in der Gefahrenabwehr werden sich auch in den nächsten Jahren weiter verändern. Dazu zählen eine sich wandelnde Gesellschaft oder der Klimawandel. Wer Mitglied der Einheit ist, wird hierfür gut ausgebildet und kann dann professionell Hilfe leisten und nimmt dies und schöne Erfahrungen selbst wieder mit“, betont Feuerwehrchef Jochen Stein in einem Grußwort an die Kameraden in Geislar.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens lädt die Feuerwehr Geislar am Sonntag, 21. August, ab 11 Uhr zu einem Familienfest rund um die Fahrzeughalle am Geislarer Sportplatz (Liestraße 25) ein. Neben jeder Menge Unterhaltung für die ganze Familie werden Rundfahrten mit einem Einsatzfahrzeug angeboten sowie verschiedene Einsatzszenarien demonstriert.

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