"Fastelovends-Classics" am Bonner Bogen Flower-Power am Rheinufer

BEUEL · "Make Love not War" steht in bunten Buchstaben auf dem Gefährt, am Außenspiegel baumelt ein BH im Fahrtwind, und die Joints rauchenden, bunt gekleideten Hippies im Inneren sind vor lauter Qualm kaum zu erkennen. Trotzdem winken die Polizisten an der Zufahrt zum Hermann-Bleibtreu-Ufer vor dem Kameha Grand Hotel den VW-Bus fröhlich lachend durch.

 Hippie-Bully am Beueler Rheinufer: Die Teilnehmer der Rallye verbreiteten sichtbar gute Laune.

Hippie-Bully am Beueler Rheinufer: Die Teilnehmer der Rallye verbreiteten sichtbar gute Laune.

Foto: Max Malsch

Der T1-Bully von 1962 gehört Marco Schuh und der 51-jährige Inhaber einer Gebäudereinigungsfirma nimmt mit seiner Freundin und deren Tochter sowie zwei befreundeten Paaren an der Oldtimerrallye "Fastelovends-Classics" teil. "Der Qualm stammt aus einer kleinen, transportablen Nebelmaschine", lacht er. "Und die “Joints„ haben wir mit echtem Gras gefüllt."

Man muss natürlich nicht verrückt sein, um sich mit Oldtimern zu befassen: Ein bisschen "jeck" kann aber nicht schaden, dachten sich die Kölner Narren-Zunft von 1880 und das Traditionskorps Altstädter Köln 1922. Sie veranstalteten am Sonntag schon zum zwölften Mal die Oldtimerrallye der Kölner Karnevalsgesellschaften. Besser als Schuh mit seiner bunten Truppe kann man natürlich Karneval und Oldtimer kaum kombinieren - Kostümzwang herrschte aber bei der Veranstaltung nicht. Nachdem die 80 Schnauferl gegen neun Uhr morgens vom Kölner Heumarkt gestartet waren, ging es zunächst durch das Vorgebirge zur Ahr, bevor man im Bonner Bogen eine Mittagspause einlegte: Zwei Stunden lang hatten die Bonner dann Gelegenheit, automobile Klassiker wie einen 1972er Jaguar E-Type oder einen 1957er Rolls-Royce Silver Cloud III zu bestaunen - vom Ford Mustang bis zum Citroën DS 21 Cabrio reichte die Palette.

Letzteres gehört Klaus Kuhn und ein vorbeifliegender Vogel "huldigt" der "Göttin" ein wenig anders, als es sich ihr Besitzer gewünscht hätte: Schnell wird das kleine Malheur mit Tempotüchern und Wasser entfernt, damit der chinablaue Metalliclack keinen Schaden nimmt. Das Gute Stück mit den cognacfarbenen Ledersitzen wurde im Jahr 1967 gebaut und perfekt restauriert. "Aus dem eigentlich sinnfreien Kürzel DS wurde im französischen lautmalerisch "la Déesse - die Göttin", erzählt der 68-jährige Antiquar aus Nippes. "Ich bin früher in den 70ern schon DS gefahren, allerdings als Break. Für das Cabrio hat das Geld damals noch nicht gereicht."

Nach der Mittagspause gingen die betagten Boliden dann wieder auf die Strecke: Durch das Siebengebirge und das Bergische Land zum Hippodrom der Kölner Pferderennbahn in Köln-Weidenpesch, wo nach dem Zieleinlauf die Siegerehrung auf die erfolgreichsten Teams wartete. Diverse Aufgaben mussten die Teilnehmer unterwegs lösen, zum Beispiel eine "Geschwindigkeitsgleichmäßigkeits-Prüfung" im Siebengebirge absolvieren: "Da gilt es eine sieben Kilometer lange Strecke in einer vorher festgelegten, bestimmten Geschwindigkeit zurückzulegen", erklärt Jo Weber von den Altstädtern, der die Rallye mit seinem Kollegen Andreas Juchem von der Narrenzunft organisiert. "Ziel ist nicht wie in Rennen möglichst schnell und daher gefährlich vorwärts zu kommen, sondern gleichmäßig innerhalb der Sollzeit."

"Der Gewinn wird wie immer für einen gemeinnützigen Zweck gespendet", erklären die Präsidenten der beiden Gesellschaften, Hans Kölschbach von den Altstädtern und Thomas Brauckmann von der Narrenzunft. In diesem Jahr gehen 3000 Euro an die Kölner Klinikclowns, die ehrenamtlich in Kinderkrankenhäusern und Kinderheimen auftreten und dort für Freude und Spaß sorgen.

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