Theater unter freiem Himmel Freilufttheater zeigt Tucholsky-Vorstellung in Bonn

Bonn · Der Bürgerverein Limperich und die Brotfabrik Bühne Bonn veranstalten das Freilufttheater „Kunst ohne Strom“. Unter dem Titel „Kunst ohne Strom am Weinberg Finkenberg“ gibt es am Samstag ein Tucholsky-Stück zu sehen.

 Jürgen Becker (l., Brotfabrik) und Karl Wengenroth (Bürgerverein Limperich) freuen sich auf das Theaterstück im Weinberg.

Jürgen Becker (l., Brotfabrik) und Karl Wengenroth (Bürgerverein Limperich) freuen sich auf das Theaterstück im Weinberg.

Foto: Rainer Schmidt

„Kunst ohne Strom am Weinberg Finkenberg“ heißt es wieder am kommenden Samstag, 29. August. Dazu laden die Organisatoren des Bürgervereins (BV) Limperich und der Brotfabrik Bühne Bonn ein.

Von 19 Uhr an spielen Petra Kalkutschke und Martin Bross das Stück „Rheinsberg – ein Bilderbuch für Verliebte“ von Kurt Tucholsky von 1912. „Gerade in der Coronazeit bietet sich die geheime Wiese am Weinberg für solch eine Veranstaltung an. Hier haben wir Frischluft und Platz und können zeigen, wie wertvoll die Arbeit der Brotfabrik für die Allgemeinheit ist“, erläutert Kurt Wengenroth, Vorsitzender des BV.

Bereits zum siebten Mal findet das Freilufttheater in dieser Kooperation am Finkenberg statt. „Rheinsberg“ wurde schon einmal 2014 in anderer Besetzung hier aufgeführt. Im vergangenen Jahr gastierte hier das Theater Wiese mit „Der Wolf und die sieben Geißlein“, ein Thea­terstück für Erwachsene und Kinder. Und in diesem Jahr gibt es das Stück für Verliebte – aber nicht nur. „Wir erfinden das Sommer-Freiluft-Theater nicht neu, für uns ist das eine Fortsetzung mit einer schönen Sommergeschichte“, sagt Jürgen Becker vom Team der Brotfabrik: „Ein toller, leichter Text von Tuchol­sky mit einigen Spitzen aus den Entstehungstagen kurz vor dem ersten Weltkrieg.“

Das besondere an der Geschichte ist, dass die beiden, die eine Tour machen, nicht verheiratet sind. Etwas, was für den überwiegenden Teil des Bürgertums in jener Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts, kaum vorstellbar war. Weil es für viele Menschen jener Epoche unmoralisch erschien. Eine leichte Sommergeschichte ist für Becker übrigens eine solche, bei er die Augen schließen kann und beim Zuhören die Bilder quasi als Kopfkino erlebt.

Der Text, so Becker, ist in diesem Jahr leicht reduziert worden, es gibt keine Musik dazu und keine Pause. „Doch nach einer Stunde wird jeder Besucher sagen, das war ein schöner Abend, nicht zu wenig und nicht zu viel“, ist sich Becker sicher. Der Bürgerverein hat zusammen mit der Brotfabrik das Hygienekonzept, was auch beim Freilufttheater eine Rolle spielt, schon erarbeitet. „Hier ist Platz ohne Ende, und wir haben eine hervorragende Akustik“, verspricht Wengenroth.

Die Veranstaltungsreihe „Kunst ohne Strom“ ist in diesem Jahr umfangreicher geworden, weil insbesondere im Heimatmuseum viel dargeboten werden kann. „Eine Veranstaltung kommt noch am 6. September. Dann haben wir 20 Mal draußen gespielt“, sagt Becker und gibt ein Résumé zum bisherigen Sommer. Es ist für ihn derzeit viel einfacher, eine Veranstaltung draußen durchzuführen als in der Brotfabrik, wo er die Benutzerströme zwischen Kino, Bistro und Theater steuern muss. „Wir haben festgestellt, dass das Publikum gerne Kultur sehen möchte, aber möglichst draußen.“

Dazu hat Becker noch einige Ideen in petto. Mit einem mobilen Format und Plätzen, vergleichbar mit dem Weinberg oder Heimatmuseum, könne man überall spielen. Eine Lesung, ein kleines Konzert, Theater, dazu ein Bauwagen als Garderobe für Künstler sowie zum Getränkeverkauf, das reicht ihm. Die paar Monate im Jahr, in denen man „Kunst ohne Strom“ draußen bieten könne, die nennt Becker „Arbeitsurlaub“. „Ohne Technik, Vorverkauf, Kasse, Einlass ist alles viel einfacher.“

Der Eintritt zur Theatervorstellung ist frei, um Spenden wird gebeten.

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