Friseursalon Scherentanz Friseur in Beuel frisiert „Corona-Matten“ seiner Kunden

Beuel · Die Friseursalons haben nach der Corona-Pause wieder offen. Im „Scherentanz“ in Bonn-Beuel darf Mitarbeiter Derya Ölcücü nun wieder Haare frisieren und färben. So manche „Corona-Matte“ der Kunden musste von ihm bereits beseitigt werden.

 Im Beueler Salon Scherentanz bietet Friseur Derya Ölcücü (rechts) sein Fachwissen an, um macht Haare wieder ausgehfein.

Im Beueler Salon Scherentanz bietet Friseur Derya Ölcücü (rechts) sein Fachwissen an, um macht Haare wieder ausgehfein.

Foto: Benjamin Westhoff

Waschen, schneiden, legen und gut ist? „Nein. So einfach ist das derzeit nicht“, sagt Derya Ölcücü und lacht. Bevor der 50-jährige Friseur im Team von Nicole Hasenberg im Salon Scherentanz gegenüber dem Brückenforum in Beuel Kamm und Schere in die Hand nehmen darf, gibt es einiges zu beachten. „Jeder Kunde muss sich zuerst die Hände waschen und natürlich einen Mundschutz tragen, sobald er ins Geschäft kommt“, erklärt er. Und damit nicht genug: Ölcücü macht aus so mancher „Corona-Matte“ erst wieder eine ansehnliche Frisur, wenn ein Fragebogen zur Dokumentationspflicht ausgefüllt ist.

Trotzdem: „Wir freuen uns hier alle, dass wir endlich wieder arbeiten können.“ Normal läuft das Geschäft jedoch noch nicht. Das liegt sicher auch daran, dass weniger Kunden als üblich gleichzeitig im Salon sein dürfen. „Und wir brauchen mehr Zeit“, fügt Ölcücü hinzu. „Bis Ende Mai sind wir ausgebucht“, verrät die Chefin Nicole Hasenberg nach einem Blick in den Terminkalender. Das bedeutet, dass das Geschäft in den kommenden Wochen länger geöffnet hat als üblich und alle länger arbeiten. Dennoch: „Unsere Kunden sind wirklich super. Alle halten sich an die Abstandsregeln, und niemand beschwert sich, wenn es einmal länger dauert“, sagt Hasenberg und zieht Bilanz.

Schon vor der Pandemie sei es üblich gewesen, die Arbeitsplätze nach jedem Besucher gründlich zu reinigen. „Jetzt sind sie aber nicht nur sauber, sondern auch desinfiziert“, sagt Ölcücü, der an diesem Morgen früher im Laden ist als normalerweise, und schmunzelt beim Blick durch den Salon.

Aber wie schneidet ein Friseur die exakten Konturen im Bereich der Gesichtsmaske. „Kein Problem“, sagt Ölcücü und winkt ab. „Wir nehmen die Gummis an der jeweiligen Seite für kurze Zeit ab und halten das Band mit der anderen Hand im Nacken fest. Das funktioniert“, erklärt er. Selbst beim Färben der Haare ist das Team sehr innovativ. „Die Farbe geht natürlich auf die Gummibänder über. Bei Einmalmasken ist das kein Problem. Ärgerlicher ist es, wenn es sich um solche aus Stoff handelt“, so der Coiffeur. Nach ein paar Tests im Salon hatte man bei Scherentanz dann die zündende Idee. „Wir nehmen die Gummibänder von den Ohren und fixieren sie im Nachbereich mit einem Lockenwickler“, erklärt er das System. So könnten die Friseure die Haarfarbe überall gleichmäßig auftragen, Mund und Nase seien jedoch weiterhin abgedeckt.

Größere „Schäden“ an den Haaren, die sich Kunden während der corona-bedingten Schließung der Friseurgeschäfte möglicherweise beigefügt haben, hat Ölcücü bisher nicht beheben müssen. „Bei einer Kundin ist das Färben schief gegangen“, sagt er. Nicht wie gewünscht hellblond, sondern eher dottergelb habe sich die Frisur nach dem Eigenversuch präsentiert. „Aber das haben wir wieder richten können.“

Auch wenn für ihn wie für die meisten die vergangenen Wochen mit vielen Einschränkungen verbunden waren, so kann Ölcücü dieser Zeit durchaus etwas Positives abgewinnen. „Ich habe die freie Zeit genutzt, um mit meinem Mountainbike Touren durchs Siebengebirge zu machen. Ich war an Orten, die ich seit mindestens 20 Jahren nicht mehr besucht habe“, berichtet er. „Dabei habe ich festgestellt, wie schön doch die Umgebung hier ist.“ Und er hat entdeckt, dass ihm das Gärtnern Spaß macht. „Bisher habe ich mich nicht sehr für meinen Garten interessiert. Aber jetzt habe ich sogar Kräuter und eine Chilipflanze kultiviert.“ Dennoch wünscht er sich langsam so etwas wie Normalität: „Ich glaube, dass wir noch lange mit Einschränkungen leben werden. Aber wenn wenigstens ein Ende in Sicht wäre, würde das helfen. Ich bin sicher, dass bei vielen eine Bewusstseinsänderung eingetreten ist. Wir alle haben doch nicht geglaubt, dass ein so kleines Virus die ganze Gesellschaft lahmlegen kann.“

Auf das Startsignal zur Wiedereröffnung der Friseurgeschäfte haben jedoch nicht nur die Kunden sehnsüchtig gewartet, sondern offenbar auch die Mitarbeiter selbst. So traf sich das Scherentanz-Team einen Tag zuvor – nicht nur um über die veränderten Arbeitsabläufe zu sprechen. „Nein“, sagt Ölcücü und lacht. „Wir haben uns gegenseitig die Haare geschnitten. Das war wirklich dringend nötig.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort