Nachruf zu Geert Müller-Geerbes Bonner Journalist traf stets den passenden Ton

Beuel · Geert Müller-Gerbes findet in Beuel seine letzte Ruhestätte: Am Wochenende wird die Trauerfeier corona-bedingt im engsten Kreis stattfinden. Der beliebte Moderator und Autor wurde 83 Jahre alt.

 Er war ein Journalist mit einzigartiger Karriere: Geert Müller-Gerbes.

Er war ein Journalist mit einzigartiger Karriere: Geert Müller-Gerbes.

Foto: Max Malsch

Zwischen der Todesnachricht und der Trauerfeier an diesem Wochenende liegen bereits einige Tage. Tage, an denen vielen Menschen erst richtig bewusst wurde, was der Verlust von Geert Müller-Gerbes für sie und ihr Umfeld bedeutet. GMG, wie er von einigen Freunden kurz und gerne gerufen wurde, war Stimme und Motor von mehreren Vereinen und Institutionen in Beuel und auch in ganz Bonn. Diese Stimme hat nach 83 Lebensjahren nun endgültig an Kraft und Wirkung verloren. GMG ist nach langer Krankheit im Kreis seiner Familie gestorben.

Seine letzte Kolumne in den „Beueler Hospiz-Nachrichten“ hat Müller-Gerbes mit dem Wort „Achtsamkeit“ getitelt. Diese Eigenschaft lebte der Verstorbene stets selbst. Dieter Jepsen-Föge, langjähriger Freund und journalistischer Wegbegleiter, sagte dem GA: „Achtsam war Geert sein ganzes Leben. Achtsam gegenüber seiner Familie, seinen Freunden und Mitmenschen, seiner Gemeinde der Leser, Hörer und Zuschauer.“ Zu seiner Gemeinde gehörten der Beueler Hospizverein und alle Hospizhelferinnen und -helfer. Seiner Meinung nach hätten sie alle Orden verdient.

Müller-Gerbes war ein Journalist mit einer einzigartigen Karriere. Im Zeitraffer: junger Hospitant bei einer Lokalzeitung, der „Heidenheimer Zeitung“, nach dem Studium Redakteur des „Tagesspiegel“ in Berlin, Hauptstadtrepräsentant einer großen Firma (IBM), Sprecher des Bundespräsidenten Gustav Heinemann, Bonner Hörfunkkorrespondent von RTL, erster Anchorman der Fernsehnachrichten von RTL, Talkmaster bei RTL und WDR, Entertainer der Live-Veranstaltung Bonnfetti im Contra-Kreis-Theater, Moderator unzähliger Sendungen und Veranstaltungen, schließlich Autor von Kinderbüchern wie „Opa, wer hat den Mond geklaut?“

Sein Berufswunsch, Journalist zu werden, stand schon als Schüler fest, auch wenn sein Vater für ihn eher „etwas Anständiges“ vorgesehen hatte, Wirtschaftsjurist zum Beispiel. GMG wollte „erkunden, was ist“, und fragen, um ehrliche Antworten zu bekommen.

Eine Persönlichkeit sollte sein Berufsleben bestimmen: Gustav Heinemann wurde 1969 zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er fand seinen Sprecher in dem noch jungen Geert Müller-Gerbes. Mit Heinemann konnte GMG sich identifizieren, in ihm fand er, was er suchte: Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit. Müller-Gerbes bewunderte den Staatsmann. Jepsen-Föge erinnert sich: „Wie oft haben wir Freunde und Kollegen von Geert den Satz gehört: ‚Als wir noch Bundespräsident waren…’. Er sagte es nicht anmaßend, sondern voller Hochachtung.“

Der 1937 in Jena geborene GMG fand schnell Zugang zum rheinischen Brauchtum. Karneval und Pützchens Markt haben ihn stets begeistert. Anscheinend so sehr, dass Müller-Gerbes von 1986 bis 1990 in die Rolle des Sitzungspräsidenten der Ehrengarde der Stadt Bonn schlüpfte und in seiner Doppelfunktion als Schultheiß des Vereins und RTL-Moderator dafür sorgte, dass die Bürgersitzung live aus der Bonner Beethovenhalle in die Wohnzimmer der Republik ausgestrahlt wurde.

Komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen, das ist die Kunst, die Müller-Gerbes perfektionierte. Auch deshalb haben ihn die Hauptstadtkorrespondenten aller Medien jahrelang in den Vorstand der Bundespressekonferenz gewählt. Und viele erinnern sich an ihn als den Entertainer, der in der Bundeshauptstadt Bonn die Bundespressebälle organisiert und moderiert hat.

Die Familie – Ehefrau Margot und die vier gemeinsamen Söhne – hat auch immer das soziale Engagement von GMG unterstützt – für die Kirche, für die Tafel, für den Hospizverein, für den Förderverein Haus der Springmaus. Jepsen-Föge: „Geert war ein Glücksfall für viele Menschen.“

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