Grundwasserbelastung "Gefährdung des Trinkwassers liegt nicht vor"

Beuel · Ralph Krämer überwacht das Grundwasser beim WTV in Siegburg

 "Es handelt sich nicht um eine Belastung des gesamten Grundwasser-körpers" Ralph Krämer, Wasserexperte.

"Es handelt sich nicht um eine Belastung des gesamten Grundwasser-körpers" Ralph Krämer, Wasserexperte.

Über die Grundwasserproblematik in Beuel und mögliche Auswirkungen auf die Qualität des Trinkwassers sprach Holger Willcke mit Ralph Krämer. Als Abteilungsleiter Einzugsgebietsschutz ist er beim Wahnbachtalsperrenverband (WTV) in Siegburg beschäftigt und kontrolliert dort regelmäßig die Qualität des Trinkwassers. Der WTV beliefert unter anderem Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis mit Trinkwasser.

Die Grundwasserbelastung im Beueler Norden beschäftigt seit Jahren Politik, Verwaltung und Bürger. Durch die Bauarbeiten für die Hallen des Bauhaus-Marktes hat das Thema wieder Aktualität erlangt. Wie bewerten Sie als Trinkwasserexperte die Situation?
Ralph Krämer: Erst einmal ist festzuhalten, dass das besagte Gelände in Vilich außerhalb des Trinkwasserschutzgebiets liegt. Deshalb kann man grundsätzlich sagen, dass dieses Grundwasser nicht bis zu unseren Trinkwasserbrunnen gelangen sollte. Wir wissen, dass das Grundwasser aus diesem Bereich in das Wasserschutzgebiet strömt, dann aber in der Regel nach Westen Richtung Rhein abfließt.

Gilt diese Aussage auch bei Rhein-Hochwasser?
Krämer: Nein. An diesen wenigen Tagen im Jahr fließt das Wasser weiter in Richtung Norden.

Wie weit ist denn der nächste Trinkwasserbrunnen von dem ehemaligen Müllkippengelände in Vilich entfernt?
Krämer: Ungefähr zwei Kilometer. Ein Wassertropfen würde mehr als 200 Tage vom Bauhaus-Bereich bis zum Förderbrunnen benötigen. Da sich nach Abklingen der Hochwasserwelle die Strömungsrichtung wieder Richtung Rhein ändert, ist es nicht wahrscheinlich, dass das Grundwasser den Förderbrunnen erreicht.Wir haben aber bei unseren eigenen Messungen noch nie irgendwelche Belastungen dieser Art festgestellt - auch bei Hochwasser nicht.

Veröffentlichen Sie die Messergebnisse?
Krämer: Da wir uns strikt an die strenge Trinkwasserverordnung halten, informieren wir die Gesundheitsämter der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises über die monatlichen Messergebnisse. Gäbe es Verunreinigungen im Wasser, würden die Gesundheitsämter sofort aktiv werden und Maßnahmen einleiten.

Nun hat die Stadt in einer Stellungnahme bekanntgegeben, dass der Cadmiumgehalt des Grundwassers in Vilich innerhalb eines Jahres um 0,025 Milligramm pro Liter auf 0,353 Milligramm pro Liter angestiegen ist. Liegt eine Gefährdung des Trinkwassers vor?
Krämer: Nein, das ist nicht ersichtlich und auch so absehbar nicht zu erwarten, da dieses Grundwasser den Förderbrunnen wahrscheinlich nicht erreichen wird. Es handelt sich auch nur um einen lokalen Befund und nicht um eine Belastung des gesamten Grundwasserkörpers. Allerdings muss man diese Entwicklung genau beobachten und durch regelmäßige Messungen belegen. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, wie die Werte in zehn Jahren sein werden. Die leicht erhöhten Werte bei Bor und Ammonium belegen, dass im Untergrund Verlagerungsprozesse ablaufen. Allerdings lassen sich diese Werte einige hundert Meter weiter nicht mehr nachweisen.

Wie oft messen Sie ?
Krämer: Wir messen an jedem Brunnen wöchentlich und monatlich entsprechend dem mit den Gesundheitsämtern abgestimmten Untersuchungsprogramm gemäß Trinkwasserverordnung.

Zur Person

Dr. Ralph Krämer gilt in der Region Bonn/Rhein-Sieg als Trinkwasserexperte. Da er seit dem Jahre 1986 beim Wahnbachtalsperrenverband (WTV) in Siegburg beschäftigt ist, verfügt er über viele Jahre Fachkenntnis über die Entwicklung des Grund- und Trinkwassers in der Region zwischen Rhein und Sieg.

Heute leitet der 56-jährige Krämer die Abteilung Einzugsgebietsschutz beim Talsperrenverband. Als solcher verfolgt er auch die Grundwasserentwicklung im Stadtbezirk Beuel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort