Grundstück liegt im Schutzgebiet Geislarer Familie muss Garten zurückbauen

Geislar · Es steht Aussage gegen Aussage: Die Geislarer Familie Klampfl behauptet, die Stadt Bonn habe ihnen beim Verkauf eines Gartengrundstücks nicht gesagt, dass es im Landschaftsschutzgebiet liegt. Die Stadt indes verweist auf ein Schriftstück.

 Wolfgang Klampfl in seinem Garten.

Wolfgang Klampfl in seinem Garten.

Foto: Benjamin Westhoff

Während viele Familie ihre Gartenmöbel auswintern und die Beete für die bevorstehende Frühjahrssaison bearbeiten, bereitet sich Familie Klampfl aus Geislar auf den Abschied vom über Jahre gestalteten und lieb gewonnenen Garten vor. „Wir können uns gar nicht richtig über das schöne Wetter freuen, weil wir von der Stadt Bonn und dem Verwaltungsgericht Köln so unendlich enttäuscht sind. Wir sind fassungslos“, sagte Claudia Klampfl.

Die Gemütslage der Familie lässt sich aus deren Sicht wie folgt zusammenfassen: 2010 haben die Klampfls ein unbebautes Grundstück an der Ecke Auf den Rötschen/L 16 von der Stadt Bonn gekauft. 2014 haben sie von der Stadt einen weiteren Grünstreifen erworben. Die insgesamt 900 Quadratmeter große Fläche haben sie über die Jahre zu einem Garten umgestaltet – mit Holzschuppen, Hütte, Hecken, Grillplatz. Dann haben sie das Areal mit einem 1,80 Meter hohen Zaun eingefasst, damit der Hund frei herumlaufen kann.

Bis Ende Juni muss alles zurückgebaut sein

Vier Jahre haben sie ihren Garten als Freizeitfläche genutzt und sogar einen kleinen Swimmingpool aufgestellt. „Doch dann nahm das Drama seinen Lauf“, sagte Wolfgang Klampfl. Die Familie erhielt Ende 2017 von der Stadt Bonn per Post eine Ordnungsverfügung mit der Aufforderung, die Aufbauten auf der Grünfläche zu reduzieren. Grund: Die Grünfläche besteht aus vier Flurstücken, zwei davon liegen im Landschaftsschutzgebiet Siegmündung. Gegen die Ordnungsverfügung haben die Klampfls Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingelegt. „Im Oktober 2018 fand ein Ortstermin mit Vertretern der Stadt und des Gerichts in unserem Garten statt. Dabei hat uns die Richterin erklärt, dass unsere Klage keine Aussicht auf Erfolg hätte. Daraufhin haben wir die Klage zurückgezogen und einen Räumungstermin genannt bekommen. Ende Juni müssen wir nahezu alles zurückgebaut haben“, sagten Claudia und Wolfgang Klampfl.

Auf GA-Nachfrage erklärte dazu die Stadt Bonn: Die Familie Klampfl sei im Juli 2009 schriftlich darüber informiert worden, dass sich das Flurstück 1202 im Landschaftsschutzgebiet befindet und dadurch Einschränkungen hinsichtlich der Grundstücksnutzung bestehen. „Irgendwann ist der Stadt Bonn aufgefallen, dass das Grundstück massiv bebaut ist. Das Bauordnungsamt hat auf Bestreben der Unteren Naturschutzbehörde daraufhin eine Ordnungsverfügung mit der Aufforderung zum Rückbau erlassen“, sagte Isabel Klotz vom städtischen Presseamt. Ob die Klampfls auch noch die nicht standortgerechten Heckenpflanzen (unter anderem Kirschlorbeer) auspflanzen müssen, darüber hat die Stadt Bonn noch nicht entschieden.

Fläche für Brennholzlagerung angeboten

„Unser Garten stört an dieser Stelle niemanden und verschönert den Ortseingang nach Geislar. Er grenzt an das dortige kleine Gewerbegebiet. Die Sieg und die Wanderwege liegen doch jenseits der Autobahn. Wir verstehen die Welt nicht mehr und laden jeden ein, sich die Situation anzuschauen“, sagte Claudia Klampfl und forderte die Stadt Bonn auf, über eine Verlegung der Grenze für das Landschaftsschutzgebiet nachzudenken. „In den angrenzenden Gärten gibt es auch Holzschuppen. An denen stört sich aber niemand“, sagte Wolfgang Klampfl.

Nach Auskunft der Stadt Bonn ist der Geislarer Familie im Rahmen des Verfahrens zur Beseitigung der zahlreichen Anlagen auf der Fläche die Genehmigung einer zwei mal drei Meter großen Gerätehütte sowie einer Lagerfläche für ihre Brennholzlagerung angeboten worden. Dem sei die Familie Klampfl nicht gefolgt.

Wolfgang Klampfl, der insgeheim noch auf eine Wende in der Angelegenheit hofft, sagte enttäuscht: „Die Stadt hätte uns das Grundstück nie verkaufen dürfen. Wir hatten uns doch an die Stadt gewendet mit der Bitte, uns bei der Suche nach einem Gartengrundstück zu helfen.“ Und dann erinnert sich Klampfl noch an eine weitere Begebenheit: „Als die Stadt die Straße Auf den Rötschen vor wenigen Jahren ausgebaut hat, haben wir draußen auf der Baustelle mit Vertretern des städtischen Tiefbauamts noch den Bau unseres angrenzenden Zauns abgesprochen. Da gab es keine Einwände. Wenn wir jetzt alles abbauen müssen, ist das Grundstück für uns wertlos.“

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