Arbeiten in Holtorf ruhen Gemeinde verschiebt Dachsanierung der Kirche St. Antonius

Holtorf · Das Dach des Gebäudekomplexes an der Kirche St. Antonius in Holtorf muss dringend saniert werden. Doch der Beginn verzögert sich, weil Dämmmaterial fehlt. Der Grund soll der Wintereinbruch in Teilen der USA sein.

 Die Sanierung des Dachs am Gebäudekomplex um die Kirche St. Antonius ist überfällig.

Die Sanierung des Dachs am Gebäudekomplex um die Kirche St. Antonius ist überfällig.

Foto: Niklas Schröder

 Wie sehr ein Wintereinbruch in den USA auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und das Handwerk haben kann, wird gerade am Beispiel des Dachs der Kirche St. Antonius in Holtorf der katholischen Pfarreiengemeinschaft Am Ennert deutlich. Eigentlich sollten Arbeiter im Zeitraum um Ostern die längst fällige Dachsanierung an Gebäuden in der Burghofstraße durchführen. Wegen Lieferengpässen muss die Maßnahme aber bis zum Sommer pausieren. Benötigtes Dämmmaterial ist nicht rechtzeitig eingetroffen. Der Sitz des Herstellers soll in Texas sein.

Die Flachdachelemente der Kirche St. Antonius und der umliegenden Gebäude sind merklich in die Jahre gekommen. Einige Male schon musste die aus den 1970er Jahren stammende Dachkonstruktion repariert werden. Eine Gefahr bestehe für die Gemeindemitglieder aber nicht, sagt Werner Löffler, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Antonius. „Die Dachsanierung ist eine Erhaltungsreparatur, die schon seit einigen Jahren ansteht und jetzt angegangen wird.“ Mit der Maßnahme wolle man vor allem Folgeschäden entgegenwirken, die aus eintretender Nässe entstehen könnten. Die Gemeindemitglieder könnten aber weiterhin problemlos in die Gebäude hinein, sagt Löffler.

 Das Flachdach muss während der Arbeiten auch neu isoliert werden. Insgesamt belaufen sich Kosten auf mehrere 100 000 Euro.

Das Flachdach muss während der Arbeiten auch neu isoliert werden. Insgesamt belaufen sich Kosten auf mehrere 100 000 Euro.

Foto: Niklas Schröder

Wärme-Dämmstoff derzeit nicht ausreichend lieferbar

Das Problem ist nun: Der dafür benötigte Dämmstoff Polystyrol sei nicht zu haben, sagt Klaus-Dieter Zgoll. Er ist als Architekt mit dem Projekt beauftragt. „Der Wärme-Dämmstoff ist zurzeit nicht auf dem Großmarkt lieferbar und fehlt überall“, so Zgoll. Einen solchen weltweiten Materialengpass habe er in seinem bisherigen Berufsleben noch nicht erlebt. Drei große Hersteller soll es für Polystyrol geben. „Wenn die nicht produzieren, dann müssen die Arbeiten pausieren. Wir haben zurzeit mehrere Großbaustellen, wo es einige Lieferprobleme gibt“, sagt Zgoll.

„Der Großteil von Polystyrol kommt aus Amerika. Derzeit liefern dort alle Dämmstoffhersteller nicht“, sagt Frank Miebach vom Dachdeckerbetrieb Jacobi Dächer & Gerüste. Die Firma ist mit der Sanierung des Kirchendaches beauftragt. Hauptgrund für den Lieferengpass soll ein Wintereinbruch in den USA sein. Wegen starkem Schneefall und Kälte habe dort die Produktion in mehreren Bereichen längere Zeit ausfallen müssen. Die Information habe er vonseiten des Zulieferers erhalten. „Wir müssen unsere Aufträge größtenteils deswegen verschieben.“ Nur kleinere Materialmengen kämen derzeit bei Jacobi Dächer & Gerüste an. Für weitere geplante Lieferungen würden zudem die Preise deutlich steigen. „Zurzeit haben wir bis Mitte Mai eine Erhöhung von bis zu 14 Prozent“, sagt Miebach. Danach soll zusätzlich einen Preisanstieg von zehn Prozent folgen.

Hoffen auf Ende des Liefer-Engpasses im Sommer

Auch Holzbauplatten seien im Moment auf dem Markt rar gesät. „Man könnte das dreifache bezahlen und bekommt dennoch nicht viel“, sagt Zgoll. Nun hoffen die Verantwortlichen in St. Antonius auf den Sommer. Denn bis Juli könnten die Lieferengpässe zurückgehen. Diese Prognose gibt Miebach.

Einen Zusammenhang mit der Pandemie schließt Miebach bezüglich des Lieferengpasses aber aus. Er geht davon aus, dass sich der Markt im Sommer wieder normalisieren werde: „Wir hoffen, dass die Preise dann wieder fallen.“ Darauf hoffen auch die Vertreter der Gemeinde St. Antonius, die bis dahin mit der Sanierung warten wollen. „Wir müssen mit dem Preisen etwas vorsichtiger sein, weil der Markt angespannt ist. Wie können das Material ja nicht herbeizaubern“, sagt Löffler.

Kosten von mehreren 100.000 Euro

Die Sanierung soll mehrere 100.000 Euro kosten. Einen Großteil der Summe übernehme das Kölner Erzbistum. „Das restliche Geld nehmen wir aus den Rücklagen der Pfarrgemeinde, und einen kleinen Teilbetrag finanzieren wir über einen Kredit“, sagt Löffler. Die Finanzierung sei auch der Grund gewesen, warum die Gemeinde die Sanierung längere Zeit aufgeschoben habe. „Wir hatten eine Undichtigkeit oberhalb der Bücherei. Das konnte noch schnell geflickt werden – aber nicht eben nachhaltig“, berichtet Löffler. Die Sanierung sei demnach schon vor vier Jahren fällig gewesen. „Wir haben bis zum letzten Moment gewartet, weil wir ja auch das Geld zusammenbekommen mussten und die Genehmigung vom Erzbistum brauchten“, sagt Löffler. Ansonsten seien die Gebäude aber in einem guten Zustand, versichert er.

Geplant sei, die komplette Dachfläche erneuern zu lassen. Dazu werden auf der bis zu 300 Quadratmeter großen Dachfläche im ersten Schritt der Kies abgetragen und die darunter liegenden Holzelemente entfernt. „Das Kaltdach wird so nach unten auf die Betondecke gelegt und die Wannenkonstruktion damit tiefer.“ Anschließend wird die verbleibende Fläche isoliert und dicht eingedeckt. „Wir müssen wegen der Wärmevorschriften die Dächer mehr isolieren als früher“, sagt Löffler.

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