Sanierungsprojekt kostet insgesamt 460 000 Euro Gemeinde wird alle Register ziehen

Oberkassel · Die Finanzierung der Walcker-Orgen ist in trockenen Tüchern. Bund und Land fördern die Restaurierung mit 190 000 beziehungsweise 78 600 Euro die Orgel in der Großen Evangelischen Kirche in Oberkassel. Zuletzt ertönte sie in den 1970er Jahren.

 Pressesprecherin Sigi Gerken (links), Finanzkirchmeister Bernd Fischer und Kantorin Stefanie Ingenhaag freuen sich über die Sanierung der Orgel.

Pressesprecherin Sigi Gerken (links), Finanzkirchmeister Bernd Fischer und Kantorin Stefanie Ingenhaag freuen sich über die Sanierung der Orgel.

Foto: Benjamin Westhoff

Nur wenige im Ort werden sich wahrscheinlich noch an ihren harmonischen, warmen Klang erinnern. Seit den 1970er Jahren kam kein einziger Ton mehr aus der historischen Walcker-Orgel in der Großen Evangelischen Kirche in Oberkassel heraus. Läuft alles nach Plan, dann könnte vielleicht schon 2022 oder 2023 das Kolorit des Instruments erneut das Gotteshaus an der Kinkelstraße erfüllen. Lange hat die Evangelische Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf mit spitzer Feder gerechnet. Jetzt endlich ist die Finanzierung der Walcker-Orgel in trockenen Tüchern – Dank einer Förderung durch den Bund und das Land.

Rund 460 000 Euro wird das Projekt insgesamt kosten, wovon die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien 190 000 Euro und das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW 78 600 Euro übernehmen. Schließlich gilt die Orgel als „erhaltenswertes Kulturdenkmal“. „Mit dieser substanziellen finanziellen Unterstützung im Rücken können wir jetzt die Restaurierung offensiv vorantreiben“, freut sich Finanzkirchmeister Bernd Fischer von der Oberkasseler Kirchengemeinde. „Dank der Förderung sind wir in der glücklichen Lage, einen klangvollen Beitrag für den Denkmalschutz in unserer Region zu leisten. Gleichzeitig können wir in der Gemeinde ein Zeichen für die Kirchenmusik setzen, ohne andere wichtige Vorhaben zu gefährden.“

Mit der Förderzusage ist jetzt ein langwieriger und aufwendiger Beratungs-, und Entscheidungsprozess zu einem erfolgreichen Ende gekommen. Auch das Urteil des Orgelsachverständigen der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Schwartz, hat zur Entscheidung des Presbyteriums für die Orgel-Renovierung beigetragen. Er bezeichnete die historische Walcker-Orgel als „musikalisches Juwel ersten Ranges, das mit seinen einzigartigen romantischen Klangfarben hochklassige Konzerte ermöglichen wird“. Ein Glücksfall für den Denkmalschutz ist, dass wesentliche Teile des 112 Jahre alten Instruments noch im Original erhalten sind, darunter viele Pfeifen, die Balganlage sowie die Windladen.

Mit der festen Förderzusage in der Tasche beginnt jetzt die Ausschreibung sowie die Suche nach den entsprechend qualifizierten Handwerksbetrieben. Die Spezialisten werden die einzelnen Elemente der Orgel zunächst auseinanderbauen, um sie dann zu säubern, auszubessern und notfalls zu ersetzen.

Das Orgel-Thema beschäftigt die Evangelische Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf seit fast zwei Jahren intensiv. Im Oktober 2018 musste das bis dahin ersatzweise genutzte Instrument bei einer Standardüberprüfung wegen gravierender Mängel an der Elektrik stillgelegt werden. Da die Walcker-Orgel bereits seit den 1970er Jahren nicht mehr bespielbar war, stand die Gemeinde plötzlich ohne musikalische Begleitung in den Gottesdiensten da. Auch der Einsatz der 2015 angeschafften Truhenorgel konnte nur eine Übergangslösung sein. Ihr Klang füllt die Kirche nicht aus und deckt nur ein bescheidenes musikalisches Spektrum ab. Es musste eine langfristige Orgellösung gefunden werden, die auch der großen Musiktradition der Gemeinde Rechnung trägt.

Bei aller Freude über die Förderzusage ist der Kirchengemeinde eines jedoch klar: Sie muss einen erheblichen Teil der Restaurierungskosten aufbringen. Rund 190 000 Euro werden nach aktuellem Stand kalkuliert. In den nächsten Wochen wird deshalb ein Konzept erarbeitet, wie dieses Geld zusammenkommen soll. „Wir planen beispielsweise den Verkauf von Orgelpfeifen und werden in Zukunft mehrere Benefizkonzerte geben“, verspricht Kantorin Stefanie Ingenhaag. Das Motto der Kampagne steht schon fest und hätte nicht passender sein können: „Wir ziehen alle Register“.

Weitere Informationen unter www.kirche-ok.de.

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