Landschaftsschutz Siegaue Geplante Renaturierung der Sieg: Fluss soll freien Lauf erhalten

Beuel · Der neue Landschaftsplan für die Siegmündung ist bei der Kölner Bezirksregierung in Arbeit. Die Renaturierung der Sieg soll rasch umgesetzt werden. Es wird jedoch mehrere Jahrzehnte dauern bis der natürliche Lauf wieder hergestellt ist.

Naturschutz contra Freizeitaktivitäten – gerade in dicht besiedelten Regionen ist das ein heikles Thema mit Konfliktpotenzial. Denn diejenigen, die in beengten Verhältnissen wohnen, verbringen ihre freie Zeit gerne dort, wo die Natur am schönsten ist: In Wäldern, an Seen und Flussufern oder querfeldein auf Wiesen und Weiden. Um den naturnahen Bestand der Flora und Fauna zu erhalten, werden daher für besondere Zonen Landschaftspläne aufgestellt. In Bonn gibt es die für den Ennert, den Kottenforst sowie für die Siegmündung im nördlichen Grenzbereich der Stadt Bonn zum Rhein-Sieg-Kreis.

Hinweistafeln und Verbote

Gegen die Stimmen von CDU und FDP hat der Bonner Stadtrat jetzt die Anpassung des Landschaftsplans Siegmündung beschlossen. Er folgte damit einer Empfehlung des Landschaftsbeirates (der GA berichtete). Als gezielte Maßnahme ist eine „Besucherlenkung“ geplant, um den Schutz der Natursicherzustellen. Erste Abstimmungsgespräche der Verwaltung mit dem Träger der Landschaftsplanung des Rhein-Sieg-Kreises sowie der Höheren Landschaftsbehörde der Bezirksregierung Köln haben bereits im Oktober und November 2016 stattgefunden.

Der rund 150 Hektar große Bonner Bereich der Siegmündung wird täglich von Spaziergängern, Anglern, Hundehaltern, Reitern sowie im Sommer natürlich von sonnenhungrigen Menschen, die ihre Freizeit im Freien genießen wollen, genutzt. Rund um die Siegmündung gibt es ein dichtes Netz an Wirtschaftswegen sowie „gewässernahe Erholungsbereiche“.

Durch Hinweistafeln werden die Erholungssuchenden über den besonderen Schutz der Natur informiert. Klar und deutlich ist unter anderem aufgelistet, was nicht erlaubt ist. Und trotzdem: Immer wieder verlassen Spaziergänger die markierten Wege, laufen Hunde ohne Leinen herum, galoppieren Reiter über die Wiesen.

"Besucherlenkung" noch unklar

Naturschützer kritisieren, dass dadurch vor allem die Bodenbrüter gestört und möglicherweise in ihrem Bestand bedroht würden. Deshalb soll – in welcher Form auch immer – stärker forciert werden, dass die geltenden Bestimmungen tatsächlich eingehalten werden. „Wir brauchen wirklich keine Mountain-Police, die dort die Fußgänger gängelt und zurück auf die Wege treibt“, reagierte Georg Fenninger, Bonner CDU-Fraktionsgeschäftsführer in Bonn, geharnischt auf den Vorschlag.

Wie eine „Besucherlenkung“ genau erfolgen soll, das steht auch für die Bonner Grünen, die sich für diese Maßnahme starkmachen, noch nicht fest. „Ob das durch zusätzliches Informationsmaterial, weitere Hinweistafeln oder Faltblätter erreicht werden kann, oder, ob ähnlich wie in der Bonner Rheinaue Kontrollen durchgeführt werden müssen, das werden wir sehen“, nimmt Brigitta Poppe für die Grünen-Fraktion Stellung.

Bereits seit Jahren erarbeitet die Bezirksregierung Köln ein Konzept zur „Entfesselung der Sieg“. Biotope statt einer Flussautobahn lautet in Schlagworte gefasst das Ziel des Projekts „Renaturierung Siegmündung“.

Uferwall wird abgerissen

Konkret heißt das: Durch Maßnahmen soll die „eigendynamische Entwicklung der Sieg und ihrer Aue von der Brücke an der A 59 bis zur Mündung in den Rhein“ gefördert werden. Dafür soll die Uferbefestigung auf einer Länge von knapp zehn Kilometern entfernt und der Fluss so von seinem starren Korsett befreit werden.

Im Zuge dieser Renaturierung würde sich dann auch wieder ein natürlicher Korridor für den Hochwasserschutz entwickeln. Die dicken Steinbrocken im Uferbereich, die dafür wieder entfernt werden, sollen entweder im direkten Umfeld als Strömungslenker auf der Gewässersohle oder im Umfeld gelagert werden. Es wird – darin sind sich die Experten einig – voraussichtlich 30 bis 40 Jahre dauern, bis sich die Sieg wieder ihren natürlichen Lauf zurückerobert hat.

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