Gewerbe Geschäftsstandort Oberkassel ist aus Tradition erfolgreich

Oberkassel · Trotz Konkurrenz aus Beuel und Bonn kann sich Oberkassel als Geschäftszentrum behaupten. Der Ortsteil kann in dieser Hinsicht mit einigen Besonderheiten punkten.

 Der Geschäftsstandort Oberkassel ist beliebt.

Der Geschäftsstandort Oberkassel ist beliebt.

Foto: Benjamin Westhoff

Optiker, Friseure, Raumausstatter, Buchhandlung, Second-Hand-Laden, Parfümerie, Kosmetikstudio, Weinhandel, Feinkost und eine reiche Vielfalt an Gastronomie und kulinarischen Angeboten. Wer durch Oberkassel spaziert, staunt über die Fülle an Geschäften. Mancher Ort in der Region verfügt längst nicht über ein so reges Geschäftszentrum. Knapp 7000 Einwohner hat der Ort im südlichen Beuel und 55 Mitglieder gehören der Werbegemeinschaft Oberkassel (WOK) an. „Wir haben kaum Leerstand. Schließt einmal ein Geschäft, wird es sicher bald wieder vermietet. Die Struktur des Einzelhandels ist sehr gut“, sagt der Gewerbevereinsvorsitzende Oliver Lohr. Er selbst führt ein Friseurgeschäft an der Königswinterer Straße.

Der Ort kann auf eine traditionsreiche Geschichte zurückblicken. „Oberkassel fungierte bis zum Ende des vorletzten Jahrhunderts noch als größtenteils ländlich geprägter Ort mit regionaler Versorgung. Bauern, vor allem vom Berg, priesen ihre Waren auf dem Marktplatz an. Und zahlreiche kleine Betriebe, Lebensmittelgeschäfte, Kolonialwaren, Metzger, Bäcker buhlten um die Gunst des Kunden“, berichtet Sebastian Freistedt, Vorsitzender des Heimatvereins Oberkassel.

Dabei seien die Oberkasseler von jeher auch wählerisch, wo sie einkaufen gingen. „So erzählte mir eine ältere Bewohnerin mal, dass sie genau schauen würde, welcher Verkäufer der gleichen Konfession angehörte. Diese Befindlichkeiten dürften heute allerdings keine Rolle mehr spielen“, sagt Freistadt. Der Heimathistoriker berichtet, dass es damals ein Besonderheit gab: „Zwischen Oberkassel und Ramersdorf verlief die Amtsgrenze. Während Oberkassel als politisches Zentrum rund um das Alte Rathaus für Ober- und Niederdollendorf und Heisterbacherott fungierte, hatte man mit dem späteren Beuel oder gar Bonn noch nicht viel gemein. Man verließ sich also auf die örtlichen Geschäfte. Diese Selbstständigkeit die sich ja bis heute widerspiegelt, prägte auch die Entwicklung des hiesigen Gewerbes.“

Vielfalt ohne "Billigläden"

Das Zentrum der Geschäfte lag damals wie heute auf der Hauptstraße zwischen Marktplatz und Alsstraße. Aber auch jeder Ortsteil hatte seine Versorgungsläden wie das Milchgeschäft Baum in Meerhausen oder Lebensmittel Lauteschläger in Hosterbach. Bis heute hat sich Oberkassel trotz der Konkurrenz in Beuel und Bonn behauptet.

Vielfalt, Individualität und Spezialisierung sieht Lohr als Erfolgsfaktoren. Es gebe keine „Billigläden“, und die meisten Geschäfte seien inhabergeführt. „Unser Angebot deckt weit mehr als das ab, was Menschen für den unmittelbaren Lebensbedarf brauchen, und wir haben eine funktionierende Nachbarschaft. Es ist nicht anonym“, so Lohr.

„Außerdem bietet Oberkassel eine interessante Mischung aus traditionsreichen Unternehmen und Betrieben mit neuen Geschäftsideen“, erklärt Alfred Kreutzberg von der WOK, der selbst einen Weinhandel betreibt. Auch profitierten die Gewerbetreibenden vom sehr regen Vereinsleben und dem kulturellen Angebot, das auch viele Gäste nach Oberkassel bringe. Dafür müssten sich die Geschäftsleute aber auch immer wieder neue Aktionen einfallen lassen. So wird es in diesem Jahr erstmals das „Christmas Shopping“ am 15. Und 16. Dezember geben, mit verlängerten Öffnungszeiten und einem kleinen Rahmenprogramm.

Ein Unternehmen mit einer neuen Geschäftsidee ist zum Beispiel die Chocolaterie & Café Georgia Ramon von Inhaber Georg Bernardini und seiner Lebensgefährtin Ramona Gustmann. Vor rund zweieinhalb Jahren sind die beiden gestartet. „Die Entwicklung ist sehr positiv, sowohl im Geschäft vor Ort sowie beim Verkauf an Wiederverkäufer. Das ist geradezu explodiert. Wir exportieren inzwischen in zehn Länder“, sagt Bernardini.

„Unser Erfolg liegt darin begründet, dass wir alles selber machen, eine sehr gute Qualität bieten und innovativ sind“, sagt der Schokoladen-Tester. Das Paar lebt seit elf Jahren in Oberkassel. „Die Eröffnung unseres Geschäfts hier war eine bewusste Entscheidung“, sagt Ramona Gustmann. „Wir wollten zu Fuß zur Arbeit gehen können und schätzen die gute Stimmung und die Nachbarschaft. Ein paar Gebäude weiter hat Kristina Gördes vor einem halben Jahr ihr Delikatess Bistro „Savvy Nosh“ eröffnet.

Auch sie hat sich ganz bewusst für den Standort Oberkassel entschieden. „Oberkassel ist schon immer etwas Besonderes gewesen. Hier hat das Publikum einen besonderen Anspruch und erwartet höchste Qualität“, sagt die 34-Jährige.

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