Übergabe an Sankt Josef Beuel Glockenspielbuch ist eine Seltenheit
Beuel · Der Carilloneur Georg Wagner übergab ein neues Beueler Glockenspielbuch an Pfarrer Wilfried Evertz. Das Werk ist vermutlich das erste in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert.
Ein Glockenspielbuch, das den Namen „Himmlische Klänge“ trägt, übergab nun Georg Wagner, seit Dezember 2020 verantwortlicher Carilloneur an St. Josef in Beuel, an den leitenden Pfarrer Wilfried Evertz. Im Buch enthalten sind nicht nur 88 Arrangements, von denen 78 von ihm und zehn von seiner Frau Ariane Toffel, ebenfalls Carilloneurin an St. Josef, stammen, sondern auch umfangreiche Erläuterungen zur Auswahl und zum Komponieren für eine Carillon-Automatik.
Augenmerk auf verständliche Melodien
Die Liedauswahl berücksichtigt sowohl die verschiedenen Zeiten im Kirchenjahr als auch die Jahreszeiten einschließlich Karneval. „Besonderen Wert legten wir beim Komponieren auf eine eindeutige Verständlichkeit der bekannten Melodien bei größtmöglicher kompositorischer Abwechslung“, sagte Wagner bei der Übergabe. Was Pfarrer Evertz bestätigte: „Mir gefällt sowohl die Liedauswahl als auch der teils zweistimmige Satz der einzelnen Lieder.“ Mit den „Himmlischen Klängen“ stellen Wagner und Toffel ein vorläufiges Liedrepertoire bereit, aus dem ein Lied täglich jeweils um kurz vor 11 und 17 Uhr erklingt. Wagner: „Die neuen Kompositionen des Beueler Glockenspielbuches sollen an erster Stelle dazu dienen, die Beueler Bürgerinnen und Bürger in ihrem Alltag mit Glockenmusik zu erfreuen.“
Im Februar 2021 waren das Liedrepertoire und die auf die Jahreszeiten abgestimmte Programmierung so weit, dass die neue, zusätzliche Spielmöglichkeit einer Computersteuerung ihrer Bestimmung übergeben werden konnte (der GA berichtete). Dabei wurde die Spenderfamilie Endres-Becker aus der direkten Nachbarschaft von St. Josef besonders geehrt.
Spenden für die Finanzierung
Weitere finanzielle Unterstützung kam vom Schiffer-Verein 1862 mit seinem Käpt’n Reiner Burgunder, der ebenfalls das Projekt der neuen Computersteuerung vorangetrieben hat.
Auf dem Kirchturm von St. Josef befindet sich eines der größten Carillons Deutschlands, das aus dem Jahr 1962 stammt. „Ein Glockenspiel wird erst dann zum Musikinstrument Namens Carillon, wenn es eine hinreichende Mindestanzahl an Glocken aufweist und rein mechanisch über eine Klaviatur gespielt werden kann“, erklärt Wagner.
Die 62 Glocken des Beueler Carillons können nicht nur über den großen „Stockenspieltisch“ ganz oben unter der Turmspitze gespielt werden, 43 Glocken können auch über eine pneumatische Automatik angesteuert werden. Bis 2018 erfolgte dies mittels Lochbändern aus Faltkarton, doch im Juni 2018 zerstörte ein Blitzschlag die Zeitschaltuhr. Da die vorhandenen Lochbänder inzwischen Verschleißerscheinungen zeigten und deren Liedrepertoire Wünsche offenließen, wurde eine neue, computergestützte Steuerung der mittlerweile historischen Pneumatik geplant, die im November 2020 durch eine niederländische Fachfirma installiert wurde.
Spielbuch umfasst 133 Seiten
Das 133 Seiten umfassende Beueler Glockenspielbuch ist sehr wahrscheinlich das erste seiner Art in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert. In den Stammländern des Carillons (Nordfrankreich, Belgien Niederlande) sind laut Wagner lediglich vier Sammlungen für Carillon-Automatik aus dem 17. und 18. Jahrhundert bekannt und erhalten. Das nun vorgelegte Carillon-Buch für St. Josef ist damit in der europäischen Welt des Carillons eine große Seltenheit.