Fassade für das Facharztzentrum Grau, Dunkelgrau oder Schwarz?

Beuel · Dass die Entscheidungsspielräume der Kommunalpolitik immer enger werden, damit haben sich die Mitglieder der Bezirksvertretung Beuel über die Jahre abgefunden. Wenn man ihnen aber das Gefühl vermittelt, sie hätten die Wahl zwischen A und B, aber eigentlich steht die Entscheidung schon vor der Abstimmung fest, dann ärgert sie das maßlos.

So geschehen in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung. Auf der Tagesordnung stand die Fassadengestaltung für das Facharztzentrum am Rathaus. Die Politiker merkten sehr schnell, dass sie eigentlich nur die Wunsch-Fassade des Architekten abnicken sollten. Und diese Erkenntnis löste bei ihnen ein Aufbegehren aus, das fast den Fertigstellungstermin im November gefährdet hätte.

Viele Mandatsträger hätten am liebsten die Entscheidung vertagt und sich zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Entwurf vorstellen lassen. Grund: Ihnen ist die Farbwahl viel zu dunkel. Das ursprüngliche Muster, das ihnen bei einem Ortstermin vorgestellt worden war, war bräunlicher und heller. Jetzt wirkte der Naturstein je nach Lichteinfall Grau, Dunkelgrau bis Schwarz.

Das Muster war laut Verwaltung ein Probebrand aus einem Testofen. Die nachgelieferten Fliesen waren ein Brand aus dem Originalofen. CDU-Fraktionsvorsitzender Günter Dederichs war enttäuscht: "Wir müssen unsere Entscheidung vor den Bürgern verantworten können. Mir ist diese Farbe für so ein großes Bauvorhaben zu dunkel. Ich lasse mich jetzt nicht unter Zeitdruck setzen."

Caroline Klän (SPD): "Mich gruselt es, wenn ich mir die Fassade in dunkelgrau vorstelle. Haben wir überhaupt eine Wahl?" Christoph Winter (Die Grünen): "Ist der Fertigstellungstermin gefährdet, wenn wir Nein sagen?" Dazu Kerstin Hemminger vom städtischen Planungsamt: "Sie können den Entwurf ablehnen. Die Produktion der Steine ist noch nicht gestartet worden, aber der Zeitplan für das Bauvorhaben am Rathaus ist sehr eng."

Ralf Laubenthal (SPD) und Bezirksbürgermeister Werner Rambow (Die Grünen) zauberten einen Kompromissvorschlag aus dem Hut und beruhigten damit die Gemüter. "Um den Fertigungsprozess nicht aufzuhalten, schlage ich vor, dass wir der Verwaltungsvorlage mit der Maßgabe zustimmen, dass der Produzent der Fliesen versuchen muss, den Brand so hinzubekommen, dass die hellere Grauvariante farblich so nah wie möglich getroffen wird", sagte Laubenthal. Diesem Vorschlag stimmte das Plenum einstimmig zu. Allerdings gab es noch einen Zwischenruf: "Das wird ein Überraschungsei."

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