Green Juice Festival Wie sich Neu-Vilich auf die Indie- und Punkrocker vorbereitet

Neu-Vilich · Nach zweijähriger Corona-Pause beginnt am Donnerstag in Neu-Vilich das Green Juice Festival. Die Veranstalter rechnen mit mehr als 7500 Besuchern pro Tag, und das mitten im Wohngebiet, wo die dreitägige Veranstaltung stattfindet. Wie bereiten sich die Anwohner vor?

Die erste Bühne steht schon, der Festivalplatz wird weiter hergerichtet.

Die erste Bühne steht schon, der Festivalplatz wird weiter hergerichtet.

Foto: Meike Böschemeyer

Mitten im Wohngebiet Neu-Vilich startet am Donnerstag das Green Juice Festival. Drei Tage lang stehen 17 Bands auf der Bühne, darunter international bekannte Acts wie die „Beatsteaks“, „Die Orsons“ und die „Antilopen Gang“.

Was als kleines Konzert der Bonner Musikliebhaber Julian und Simon Reininger vor 14 Jahren begann, hat sich mit der Zeit zu einem großen Indie- und Punkrock-Festival entwickelt. Längst sind nicht mehr nur Freunde und Nachbarn der beiden Brüder an den Festivaltagen in Neu-Vilich anzutreffen. Feierwütige aus ganz Deutschland werden erwartet. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 7500 Besuchern pro Tag. Viele Gäste bleiben auch über Nacht und schlagen ihr Zelt auf der hergerichteten Campingwiese auf. Wie breitet sich Neu-Vilich auf die kommenden Tage vor?

Anwohner von Neu-Villich werden mit einbezogen

Kurz vor Beginn des Festivals ist es in dem kleinen rechtsrheinischen Stadtteil noch ruhig. Lediglich erste Absperrungen und Hinweisschilder mit der Aufschrift „Artists“, „Camping“ und „Parken“ künden die kommenden außergewöhnlichen Tage für Neu-Vilich an. Einige Anwohner der Maria-Montessori-Allee, die unweit des Festivalgeländes liegt, sind in ihren Vorgärten anzutreffen – beim Unkraut zupfen und Kehren der Einfahrten.

So auch Horst Schmidt. „Fast alle, die ich hier kenne, unterstützen das Festival“, sagt er. Manche würden ihre Parkplätze zur Verfügung stellen, andere engagieren sich selbst auf dem Gelände – beim Verkauf oder als Ordner. Die Frage, ob er Angst vor der Lärmbelästigung an den kommenden Abenden hat, verneint Schmidt: „Ich höre selbst gern Musik. Wahrscheinlich bin ich jeden Tag bei den Konzerten anzutreffen.“

Und damit ist Schmidt nicht der einzige Festivalbesucher aus der Nachbarschaft. „Ich finde es gut, dass wir als Anwohner miteinbezogen werden“, sagt Karin Jegust, die auf der anderen Straßenseite der Maria-Montessori-Allee wohnt. „Es ist zwar immer mehr zu einem großen Festival geworden, aber doch familiär geblieben.“

Dies ist für die Organisatoren der Kern der Veranstaltung: „Die Anwohner waren von Anfang an wichtig für das Green Juice Festival. Ohne sie hätte es schon die erste Ausgabe nicht gegeben. Da wir aber selbst hier aufgewachsen sind, pflegen wir ein sehr vertrautes Verhältnis zu unserer Nachbarschaft“, sagt Sebastian Derix, PR- und Kommunikationsmanager der fünfdrei-Eventagentur, die das Festival organisiert.

Und diese Organisation sei in den vergangenen Jahren immer professioneller geworden, so Jegust: „Früher lag der Eingang direkt gegenüber von unserem Grundstück zwischen zwei anderen Häusern. Das war für uns nicht so angenehm. Seitdem er auf die Siegburger Straße verlegt wurde, ist es entspannter.“ Außerdem habe sich das Festival entzerrt, weil nun fast die gesamte Wiese genutzt werde.

Hotline für besorgte Anwohner

Für besorgte Anwohner sei dennoch eine Hotline während der Festivaltage eingerichtet worden. „Auf dem Campingplatz ist ab Mitternacht Ruhe angesagt, die von uns kontrolliert wird“, sagt Derix. „Alle Anwohner können dennoch jederzeit zu uns aufs Gelände kommen, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht richtig läuft.“

Ein Ereignis aus den vergangenen Jahren ist Karin Jegust jedoch negativ im Kopf geblieben. „Einmal haben es sich in der Nacht nach dem Green Juice vier Jugendliche auf unserer Terrasse bequem gemacht. Sie dachten wohl, wir sind im Urlaub.“ Sowohl die Jugendlichen als auch die Familie hätten sich bei der nächtlichen Begegnung „ziemlich erschreckt“. Heute könne Familie Jegust jedoch darüber lachen, hoffe jedoch auch, dass sich solch eine Begegnung im eigenen Garten nicht noch einmal wiederhole.

Sicherheitsvorkehrungen und andere Vorbereitungen

Ein paar Meter weiter von Schmidt und Jegust entfernt liegt die Fahrschule Schälsick. Sicherheitshalber bringt Moritz Esposito, Leiter der Fahrschulfiliale, seine Autos vor Beginn des Festivals in die Tiefgarage. „Man weiß ja nie. Aber eigentlich haben wir keine Angst vor den vielen Menschen, die hierherkommen“, so Esposito. Vom Aufbau hätten sie wenig mitbekommen, und die Öffnungszeiten der Fahrschulen würden zum Glück nicht mit den Konzert-Zeiten kollidieren. Obwohl auf dem Green Juice Festival nicht so ganz seine Musik gespielt werde, hat Esposito einen Kritikpunkt: „Über Freikarten hätten wir uns schon gefreut“, sagt er und schaut dabei in Richtung seiner Kollegen.

Laut den Veranstaltern haben alle Anwohner kostenlose Tickets erhalten, die als freiwillige Helfer selbst mit dabei sind. Alle anderen bekämen „extrem vergünstigte Tickets für die drei Festivaltage“, so Sebastian Derix.

Einer, der in diesen Tagen keine Zeit für den Besuch der Konzerte hat, ist der Inhaber des Dönergrills Rotana an der Ecke Siegburger Straße/Maria-Montessori-Allee, den alle nur Homika nennen. Er rechnet mit einem Jahreshöchstumsatz. „Meine ganze Familie wird im Einsatz sein“, sagt er. Auch seine Öffnungszeiten habe er verlängert und will den Imbiss nicht vor Mitternacht schließen – je nachdem, wie lange es dauert, bis nichts mehr da ist. „Hungrige Festival-Besucher essen fast alles“, das weiß er aus den vergangenen Jahren. Darauf sei er jedoch gut vorbereitet und habe extra viel eingekauft.

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