Heimatverein Oberkassel Großes Interesse an Ortsgeschichte
OBERKASSEL · Die digitalisierten Schwarz-Weiß-Filme von der Oberkasseler Junggesellen-Schützenbruderschaft Jesus Maria und Josef waren ein besonderer Hingucker: Sie wurden am Samstag im katholischen Pfarrzentrum auf die weiße Wand projiziert, dazu lief Musik ausschließlich aus dem Jahr 1975.
Zusammen mit der umfangreichen Ausstellung im Saal boten diese Aufnahmen einen stimmungsvollen Rahmen für den Festkommers, den der Heimatverein Oberkassel zu seinem 40-jährigen Bestehen ausrichtete.
Der Verein wurde am 6. Juni 1975 aus der Taufe gehoben. Nach der Gebietsreform, bei der Oberkassel 1969 nach Bonn eingemeindet wurde, wollten sich die Gründungsmitglieder ein Stück Eigenständigkeit und die Erinnerung an frühere Zeiten bewahren. Seitdem hat sich der Verein laut dem aktuellen Vorsitzenden Sebastian Freistedt gut entwickelt. "Der Verein hat im Moment wieder aufsteigende Tendenzen." Vor den Festtagen habe man 415 Mitglieder gehabt. "Danach werden es einige mehr sein." Nicht nur ältere Oberkasseler seien interessiert, sagte er, sondern auch jüngere Menschen und Zugezogene. Um die Zukunft des Vereins mache er sich deshalb keine Sorgen.
Seit Mittwoch wurde die Ausstellung aufgebaut, die von Donnerstag bis gestern zu sehen war. "Wir hoffen, dass wir Teile der Ausstellung noch mal zeigen können", sagte Freistedt. Gut 50 Stellwände mit Bildern und Informationen zur Geschichte Oberkassels wurden aufgebaut. Neben den Vereinsmitgliedern gestalteten auch der Historiker Ansgar Klein vom Bonner Stadtarchiv, Hermann Rösch von der Kölner Universität und Helmut Vreden vom Kirchenvorstand der Oberkasseler Gemeinde Sankt Cäcilia einige Wände.
Außerdem wurden 20 Modelle von Gebäuden wie der alten evangelischen Kirche und Orten wie dem Dornheckensee gezeigt. Vieles stamme aus eigenen Beständen, so der Vorsitzende, einiges aber auch von Heimatvereinen und -museen im Siebengebirge, Niederdollendorf und Beuel sowie von Privatleuten. Auch die alte Glocke aus dem Krankenhaus, Wahlurnen aus den 60er Jahren und ein wiederhergestelltes Fass aus der Oberkasseler Brauerei gehörten zur Ausstellung.
Neben der Ausstellung gab es am Donnerstag ein Bastelprogramm für Kinder, am Freitagabend einen "Bunten Abend" mit Musik vom Tambourcorps Grün Weiß Oberkassel und am Sonntag das Steinzeitprogramm für Kinder mit Kai Ingo Weule. Der Festkommers am Samstag, dem Gründungsdatum, bildete den Höhepunkt. Dort berichtete Freistedt vom aktuellen Projekt des Vereins: Er will am Ehrenmal die Namen der Oberkasseler Opfer des Zweiten Weltkriegs anbringen. "Der persönliche Bezug ist uns mehr wert als jede Schreckensmeldung, die uns durch die Medien erreicht." Der ehemalige Vorsitzende Theo Röse stellte das 23. Buch "Geschichte und Geschichten vom Heimatverein" vor, das auch an Interessierte ausgegeben wurde.
Die Bonner Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller gratulierte dem Verein, und der leitende Direktor des Bonner Stadtarchivs Norbert Schloßmacher stellte die Besonderheiten des Ortes heraus, vom Oberkasseler Menschen bis Gottfried Kinkel als bekanntestem Bürger. Er lobte den Heimatverein als Bewahrer Oberkasseler Traditionen: Man müsse auf die Vergangenheit schauen, um die Zukunft gestalten zu können.
Zur Geschichte
Die Idee zur Bildung eines Heimatvereins kam den Initiatoren bei einer Ausstellung mit dem Anliegen, die Heimatpflege zu fördern. An einem Diskussionsabend zur Frage, ob Interesse an einem solchen Verein bestehe, kamen am 5. Dezember 1974 nur 17 Personen. Bei der Gründungsversammlung am 6. Juni 1975 waren es schon 120 Menschen, von denen 51 die Beitrittserklärung noch am gleichen Tag unterzeichneten.
Erster Vorsitzender war bis 1985 Willi Hey, der auch von 1993 bis 2001 dieses Amt bekleidete und dazwischen zweiter Vorsitzender war. Bis 2013 leitete Theodor Röse den Verein, ihm folgte Sebastian Freistedt. Weitere Informationen auf www.heimatverein-oberkassel.de.
