Interview mit Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus: Beuels "Schwerpunkte liegen im Osten"

Beuel · Die Bezirksvertretung wird 2018 gleich mehrere für Beuel wichtige Zukunftsthemen anstoßen. Ein besonderer Augenmerk soll dabei auf die Entwicklung des Beueler Ostens zwischen Gewerbegebiet und Bahnhof gelegt werden.

Mit Beuels Bezirksbürgermeister sprachen wir auch über den Karneval, die Zukunft des Bürgerfestes und andere Themen.

Liegt die Zukunft Beuels östlich vom Bahnhof?

Guido Déus: Die Arbeitsschwerpunkte für Politik und Verwaltung liegen tatsächlich in den nächsten Jahren dort. Kulturquartier, Gestaltung Königswinterer Straße, S 13, Nutzung des Bahnhofsgeländes, Maarstraßenanschluss, Gewerbepark zwischen Autobahn und Gesamtschule, Zukunft der Markthallen – die To-do-Liste lässt sich noch um einige Punkte erweitern.

Der Reihe nach: Wie wollen Sie die Quartiersentwicklung auf dem Gelände der Halle Beuel anpacken?

Déus: Der Hauptausschuss hat die entsprechende Anregung der Bezirksvertretung bereits im Vorjahr beschlossen. Mittlerweile konnte geklärt werden, wer die Federführung bei diesem Thema übernimmt. Es ist das Planungsamt. In der Februar-Sitzung der Bezirksvertretung werden wir nun die Verwaltung beauftragen, bis zum Frühjahr ein Konzept zur Vorgehensweise zu erarbeiten. Wenn das Papier vorliegt und beschlossen ist, können viele Stellen und Organisationen mit der Arbeit beginnen. Zum Beispiel hat auch die Gewerbe-Gemeinschaft Beuel schon viele Ideen entwickelt und Kontakte mit potenziellen Nutzern geknüpft.

Das wird Geld kosten.

Déus: Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass die Quartiersentwicklung durch Landesmittel gefördert wird.

Ist der aktuelle Streit zwischen dem Pantheon-Theater und der Stadt über die Frage, wer was modernisiert, kontraproduktiv für die Entwicklung des Gesamtareals?

Déus: Nein, das glaube ich nicht. Diese Probleme müssen zeitnah geklärt werden und tangieren die Weiterentwicklung nicht.

Wie bewerten Sie den Streit?

Déus: Ich habe für beide Seiten Verständnis. Für das Pantheon gilt, wer Verträge abschließt, muss sich an Verpflichtungen halten. Auf der anderen Seite ist die Situation heute eine andere als bei Vertragsabschluss. Das Pantheon wurde ansprechend hergerichtet und wird hervorragend vom Publikum angenommen. Warum soll Pantheon-Chef Reiner Pause jetzt noch viel Geld in eine alte Planung stecken? Ich baue darauf, dass der OB im persönlichen Gespräch eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden wird. Das ist auch zwingend erforderlich, weil das Pantheon das Aushängeschild und ein wahrer Magnet für die weitere Entwicklung des gesamten Quartiers ist.

Man gewinnt den Eindruck, dass die städtischen Planungen rund um den Bahnhof ins Stocken geraten sind. Stimmt das?

Déus: Ja, der Eindruck ist leider richtig. Hier wurde in Verwaltung und Politik lange gerungen und an Details gefeilt.

Mit welchem Ergebnis?

Déus: Die jüngste Absprache zwischen der Politik und Verwaltung hat zum Ergebnis, dass wir im Frühjahr eine beschlussreife Vorlage in die Bezirksvertretung bekommen. Die politische Mehrheit aus CDU, SPD und FDP in der Beueler Bezirksvertretung will den Kreisverkehr an der Kreuzung Königswinterer-/Siegburger Straße, einen kleinen Busbahnhof auf dem Gelände des Güterbahnhofs, eine lichtdurchflutete, barrierefreie Unterführung zur Oberen Wilhelmstraße und eine ansprechende Gestaltung der Königswinterer Straße beschließen. Letztere muss Raum für alle Verkehrsteilnehmer lassen und auch die Bedürfnisse der anliegenden Gewerbebetriebe berücksichtigen.

Wie steht es um die eigene Fahrspur für die Stadtbahnlinie 66 in Höhe des Alten Friedhofs?

Déus: Da hat uns die Verwaltung ebenfalls eine baldige Sitzungsvorlage zugesagt. Unsere Forderung ist klar: Der etwa 150 Meter lange Engpass in Höhe der Kaiser-Konrad-Straße muss beseitigt werden, weil es der letzte Bahntrassenabschnitt zwischen Siegburg und Bonn ist, der im Mischverkehr geführt wird. Das verhindert eine Beschleunigung und Taktverdichtung der Linie 66. Um den Platz für einen eigenen Gleiskörper zu schaffen, müssten fünf Wohnhäuser abgerissen und die Friedhofsmauer um einige Meter versetzt werden. Aber die Planung sollte so aussehen, dass zwei schmale Fahrspuren für den Individualverkehr sowie ein kombinierter Fuß- und Radweg in beide Richtungen möglich ist. Wir wollen aus der Fahrspurplanung der Kennedybrücke lernen und trotzdem den Friedhof nur so gering wie möglich tangieren.

Wird es 2018 ein Promenadenfest des Stadtbezirks geben?

Déus: Leider nein. Wie 2017 wird das Vereinsfest – mangels Beteiligung – auch in diesem Jahr ausfallen. Wir wollen die Zeit aber nutzen, um gemeinsam mit der Gewerbe-Gemeinschaft und den Vereinen an einem neuen Format für 2019 zu basteln.

Wie geht es mit dem Schwimmen in Beuel weiter?

Déus: Die gute Nachricht ist: Die Beueler Bütt wird schnellstmöglich repariert. Die schlechte Nachricht: Wegen der umfangreichen Reparaturen wird sie aber leider erst im Herbst wieder geöffnet. Da Vereins- und Schulschwimmen in Beuel solange nicht möglich sind, wird heftig nach Alternativen gesucht. Wir sind für jede Idee dankbar, und ich hatte hierzu einige gute Gespräche mit Verwaltung, Vereinen und Politik. Auf der GA-Podiumsdiskussion am kommenden Montag um 19 Uhr im Rathaus Beuel gerne mehr...

In dieser Session sieht es so aus, als ob viele Menschen und Institutionen begeistert die Beueler Weiberfastnacht puschen wollen. Wie sehen Sie das?

Déus: Das stimmt. Dahinter steckt eine hervorragende Arbeit des Fördervereins Weiberfastnacht, des neu gegründeten Konvents und insbesondere der Bezirksverwaltungsstelle Beuel.

Und dann steht ja das große Jubiläum an...

Déus: Richtig. Das große Jubiläum im Jahr 2024, 200 Jahre Beueler Weiberfastnacht, wirft seine Schatten voraus. Alle ziehen an einem Strang, um Jahr für Jahr eine kleine Schippe daraufzulegen und uns hierdurch auf das Festjahr bestmöglich vorzubereiten. Die Beueler sind jubiläumserfahren, wie wir mit 650 Jahre Pützchens Markt erfolgreich unter Beweis gestellt haben. Wir schaffen es, unsere Traditionen zu bewahren und dennoch diese mit neuen Aktionen anzureichern. Beispiele hierfür sind der Historische Jahrmarkt, der Rheinische Abend, das musikalisch unterlegte Höhenfeuerwerk auf Pützchens Markt oder die Livestreams von Weiberfastnachtszug und Rathauserstürmung, das deutlich aufgewertete Rahmenprogramm oder der Schritt in die internationale Vermarktung unseres Brauchtums.

Welches wichtige Thema soll in diesem Jahr sonst noch angepackt werden?

Déus: Der von der Stadt beschlossene viel zu lange brachliegende Gewerbepark zwischen Gesamtschule und Autobahn 59 muss endlich aus den Startlöchern in die Umsetzung kommen. Mir liegen als Bürgermeister zahlreiche Anfragen von Gewerbetreibenden vor, die expandieren wollen und keine Flächen dafür finden. Hier geht es um Existenzen und Arbeitsplätze, die Ausschreibung der Grundstücke muss jetzt zügig beginnen. Das werden wir mit der Stadt Bonn klären.

Was steht sonst noch auf der Agenda?

Déus: Ein weiteres Anliegen sind die Vorbereitungen auf das Jubiläum unserer Partnerschaft mit Mirecourt. Diese deutsch-französische Freundschaft wird in Beuel beeindruckend gelebt und ist mehrmals im Jahr für uns alle erlebbar. Für das 50. Jubiläum in 2019 arbeiten wir daher daran, den Stellenwert unserer einzige Städtepartnerschaft für alle deutlicher werden zu lassen.

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