Schwarzrheindorfer Doppelkirche Hagel schlug Löcher ins Dach

Schwarzrheindorf · Bis zum mächtigen Vierungsturm in 46 Metern Höhen reicht mittlerweile das Gerüst um die Doppelkirche in Schwarzrheindorf. 14 Gerüstlagen hat eine Spezialfirma seit Juli mit Stangen, Halterungen, einigen Kilometern Laufstegen und Leitern aufgebaut.

Manfred Fischer erläutert den Fortschritt der Arbeiten an der Kirchenfassade.

Manfred Fischer erläutert den Fortschritt der Arbeiten an der Kirchenfassade.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Arbeiten sind äußerst aufwändig. „Das Gerüst muss so nah wie möglich um das Mauerwerk herumführen“, erläutert Projektleiter Manfred Fischer vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB). Eigentümerin der romanischen Kirche aus dem Jahr 1151 ist das Land Nordrhein-Westfalen. Die Bezirksregierung Köln als zuständige Behörde hat die Kölner Niederlassung des BLB mit der Umsetzung der Baumaßnahme beauftragt.

Die Tücke liegt für die Gerüstbauer im Detail. Wäre die Kirche einfach viereckig, wäre es kein Problem. Ist sie aber nicht. Sie hat Rundungen und Versprünge. Um den Turm zu erreichen, mussten beispielsweise tonnenschwere Eisenträger aufgesetzt werden, damit das Gerüst in luftiger Höhe sicher steht. Regelmäßig prüfen Sicherheitsexperten, ob Arbeiter sich gefahrlos auf den Laufstegen bewegen können. Da wackelt nichts, provisorische Lösungen gehen gar nicht.

Die von den Gerüstbauern geforderte Sorgfalt lässt sich in einer Zahl ausdrücken: Seit Juli, also seit mehr als drei Monaten, bereiten sie die Baustelle vor. Nicht von ungefähr machen die Kosten für das Gerüst mindestens 40 Prozent der Dachsanierungskosten aus, schätzt Fischer. Schutzhelm, Sicherheitsschuhe und Warnweste sind für jeden Pflicht, der sich da oben bewegt. Und schwindelfrei muss man sein.

60 Jahre alter Moselschiefer

Von nahem betrachtet, ist der steile, barocke Helm auf dem hohen Vierungsturm recht gut in Schuss. Der aufgelegte Moselschiefer ist „erst“ rund 60 Jahre alt und dürfte noch weitere 50 Jahre halten, schätzt Projektleiter Fischer. Allerdings haben vor allem an der Wetterseite offenbar faustgroße Hagelkörner einige Schieferplatten richtiggehend durchlöchert. Der Schaden wurde erst jetzt bei einer eingehenderen Untersuchung, die ohne Gerüst nicht möglich war, entdeckt. Die durchlöcherten Schieferplatten müssen ausgetauscht werden. „Der Dachdecker wird kommende Woche mit den Arbeiten beginnen“, kündigt Fischer an.

Aber das war nicht der eigentliche Anlass für die Einrüstung des Turms. Sondern die Verlegung von Dachrinnen, die Niederschlag aufnehmen und vom Mauerwerk wegführen. Besonders die Wetterseite weist an vielen Stellen gravierende Wasserschäden auf. Auch diese Arbeiten sollen zügig vorangehen, damit das Turmgerüst – aus Kostengründen – schnellstmöglich wieder abgebaut werden kann. „Derzeit bewegen wir uns noch im veranschlagten Kostenrahmen“, betont Fischer.

Bonner Malerbetrieb im Einsatz

Neben dem Gerüstbauer stehen drei weitere Gewerke in den Startlöchern. Ein Bonner Malerbetrieb, ein Dachdecker- und ein Steinmetzunternehmen aus der Region Köln. Laut Fischer werden die Auftragnehmer per Ausschreibung ermittelt. „Wir fragen selbstverständlich auch ihre Referenzen im Hinblick auf diesen speziellen Sanierungseinsatz ab.“ Zudem begleite ein versierter Handwerker als unabhängiger Gutachter die Arbeiten, der Qualität, Ausführung und handwerkliche Details in Augenschein nehme.

Bei näherer Betrachtung sind in den zurückliegenden Wochen weitere Schäden an der Außenfront der romanischen Doppelkirche festgestellt worden. Etwa gebrochene Fenstersäulen, Mauerrisse oder offene Fugen. Und das bestätigt die Einschätzung der Fachleute, „dass die Summe aller Details, die unbedingt überarbeitet werden müssen, eine Komplettsanierung des Dachs und der Fassade notwendig machen“, erläutert der Projektleiter.

Vereinfacht ausgedrückt lautet also der Arbeitsauftrag: Die Doppelkirche rundherum wasserdicht zu machen. Dazu wird beispielsweise für das Dach auch das alte Baumaterial Blei verwendet. Fischer: „Moderne Materialien sind keine Alternative. Blei hat eine längere Lebensdauer. Denn 40 Jahre sollte die sanierte Fassade mindestens halten.“

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