60-Jähriger verschüttet Hauswand stürzt auf Bauarbeiter

Ramersdorf · Bei Ausschachtungsarbeiten auf einem Baugrundstück an der Lindenstraße ist am Montagnachmittag ein Arbeiter von einer herabstürzenden Hauswand begraben worden. Zwar konnte ihn die Feuerwehr eine halbe Stunde später nahezu unverletzt befreien. Anwohnern, die die geplante Grenzbebauung des Projekts mit einem bereits bestehenden Gebäudekomplex seit längerem in Frage stellen, bot der Zwischenfall jedoch Anlass für neue Kritik.

Wie Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer am Unglücksort mitteilte, sei der Mann, der für einen ausführenden Subunternehmer der Bauherrengesellschaft Düx tätig ist, gegen 15.50 Uhr verschüttet worden. Gemeinsam mit anderen Arbeitern sei er zuvor mit Ausschachtungsarbeiten für ein Mehrfamilienhaus beschäftigt gewesen, das in den kommenden Monaten an dieser Stelle entstehen soll. Nach mehrmonatigen Diskussionen, so sagten dem GA unmittelbare Anwohner, sei entschieden worden, dieses in Grenzbebauung zu einem bereits bestehenden Wohnhaus mit Anbau zu errichten.

Da jene Gebäude folglich unmittelbar an die laut Feuerwehr rund vier Meter tiefe Baugrube grenzen, mussten die Arbeiter Vorkehrungen zur Stabilisierung der Häuser treffen. Nachdem sie bereits das Erdreich sowie ein altes Fundament unter dem Anbau durch neuen Beton ersetzt hatten, galt es, auch das Wohnhaus entsprechend zu sichern. Möglicherweise, so vermuteten die Anwohner, agierten die Arbeiter hierbei jedoch zu schnell. Anstatt das Erdreich Stück für Stück zu ersetzen, hätten sie gleich mehrere Kubikmeter entfernt.

Die offenkundig fehlende Absicherung führte dann um 15.50 Uhr dazu, dass sich Wand- sowie Fundamentteile des bestehenden Hauses lösten und den Arbeiter unter sich begruben. Kollegen des Mannes alarmierten die Feuerwehr. 25 Minuten später konnte diese den Verschütteten nach Auskunft von Haselbauer mit Hilfe von Schaufeln befreien.

"Der Mann hatte großes Glück", sagte der Pressesprecher, "denn um ihn herum hatte sich ein Hohlraum gebildet, so dass er nicht eingeklemmt wurde und er weiter atmen konnte." Die Wehrleute konnten deshalb während ihrer Grabungsaktion Kontakt zu ihm halten. Als er endlich befreit war, wurde er nach notärztlicher Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.

Wie Düx-Geschäftsführer Ulrik Karsten dem GA am Montagabend mitteilte, habe der seines Wissens 60 Jahre alte Mann lediglich Schürfwunden davongetragen. Die weiteren Mitarbeiter des Bauunternehmens sicherten anschließend im Beisein eines Statikers sowie der Feuerwehr das restliche Gebäude. Es ist laut Feuerwehr bis auf Weiteres unbewohnbar.

Mehrere unmittelbare Anwohner des Neubauprojekts sahen sich durch den Zwischenfall in ihren Zweifeln bestätigt, die sie mit Hinblick auf die Grenzbebauung nach eigener Aussage sowohl der Düx GmbH als auch dem städtischen Bauamt gegenüber mehrfach vorgetragen hätten. Auf ihren Vorschlag, das Mehrfamilienhaus mit etwas Abstand zu den bestehenden Gebäuden zu errichten, sei nicht näher eingegangen worden. Der Sohn des Eigentümers der bestehenden und nun vorerst nicht mehr bewohnbaren Gebäude, Alexander Strack, äußerte am Abend zudem massive Kritik an der statischen Planung der Bauarbeiten. Dass es zu einem Einsturz kommen würde, sei aus seiner Sicht vorhersehbar gewesen.

Während das Bauamt am Abend nicht mehr zu erreichen war, zeigte Düx-Geschäftsführer Ulrik Karsten in einer ersten Reaktion Verständnis für den Unmut der Anwohner: "Wir haben gewusst, dass es eine schwere Sache wird. Dass jetzt so etwas passiert ist, ist natürlich unglücklich." Um das Geschehen genauer beurteilen zu können, wolle er jedoch zunächst die ausstehenden Untersuchungen der Statiker abwarten.

Die Baustelle war bereits vor vier Wochen in den Schlagzeilen

Am 13. August hielt eine 14 Kilogramm schwere Brandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg Anwohner der Lindenstraße bis in die Abendstunden in Atem. Sie war auf dem selben Baugrundstück gefunden worden, auf der jetzt der Arbeiter verschüttet wurde. Ein Baggerfahrer war nachmittags bei Erdarbeiten auf die Bombe gestoßen. Polizeibeamte sperrten den Fundort großräumig ab. Als die Bomben-Experten des Kampfmittelräumdienstes in Ramersdorf eintrafen, konnten sie nur noch Pulverreste auf der Baustelle ausmachen. Die Bombenhülle war aus Versehen mit dem Bodenaushub nach Bonn auf die Großbaustelle an der Reuterbrücke abtransportiert worden. Das Entschärfungsteam setzte seine Fahrt auf die linke Rheinseite fort, fand dort die leere Bombenhülle und entsorgte sie. Ein Anwohner hatte das Auffinden der Bombe vom Fenster des Nachbarhauses miterlebt: "Plötzlich gab es eine leichte Verpuffung und gelber Rauch stieg auf, das war's." Um 19 Uhr gaben Stadt Bonn und Polizei Entwarnung.

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