Heimatmuseum in Beuel Bonn hat schon viele Pandemien erlebt
Beuel · Im Beueler Heimatmuseum ist ab sofort eine Ausstellung über Epidemien und Pandemien zu sehen. Nicht nur Corona beschäftigte die Bonner, sondern beispielsweise auch Pest und Cholera.
Ist die Corona-Pandemie etwas Neues? Die Anzahl der Toten außergewöhnlich hoch? Der Mund-Nasen-Schutz eine Erfindung unserer Tage? Ein Lockdown eine neue Erfindung? Dass eine Krankheit in Wellen kommen kann, na und – alles schon öfter dagewesen. Wann und wo und mit welchen Auswirkungen, das zeigt eine neue Sonderausstellung im Museum des Heimat- und Geschichtsverein Beuel. „Ver-rückte Zeiten – von Mythen, Masken, Maßnahmen“ ist der Titel dieser Ausstellung im Obergeschoss der Scheune, die bis zum 10. Oktober zu sehen ist. Dazu hat der junge Comic-Zeichner Sebastian Jenal, genannt „Özi“, die Einladung und den Flyer mit einer eindrucksvollen Grafik gestaltet.
„Die aktuelle Corona-Krise war der Auslöser, sich in der Geschichte auf die Suche nach vergangenen Epidemien zu machen“, sagt Rainer Krippendorff, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. „Genau gesagt“, so die Kuratorin und stellvertretende Museumsleiterin Inke Kuster, „ist die Ausstellung mit dem ersten Lockdown entstanden.“ Von einer bunten Steinschlange am Rheinufer ließen sich Beueler Kinder und Jugendliche inspirieren und verschönerten Rheinkiesel mit eigenen Kunstwerken. Sie zeugen von Ängsten, Hoffnungen und dem Wunsch nach besseren Zeiten. „Diese Steine gehören in das Museum“, meinte damals Anke Vehmeier, eine GA-Mitarbeiterin. „So wurden wir steinreich“, sagte Kuster scherzhaft. Über 50 solcher mit viel Herzblut bemalter, farbenfroher Steine sind jetzt im Garten der Museumsinsel ausgelegt und begrenzen dort die gepflasterten Wege.
Auch Bonn wurde schon oft heimgesucht
In der Ausstellung selbst werden auf großen Tafeln die bekanntesten Seuchen beschrieben. Weltweite Krankheiten wie Malaria, Cholera, Pocken und Pest sind auch an Bonn nicht spurlos vorbeigegangen. Ein Sensenmann, auch Schnitter genannt, begrüßt die Besucher. Den Definitionen von Epidemie und Pandemie folgen ein paar Statistiken. Bis 1800 gab es bereits 23 Pandemien, im 19. Jahrhundert zwölf, im 20. 18 und bisher im 21. Jahrhundert bereits 25. Wobei die Pest, in allen Variationen und über die Jahre mit über 100 Millionen Toten, „führend“ ist.
Die Besucher erfahren, dass Lepra, Pocken, Fleckfieber, Ruhr, Cholera und Malaria bis ins 19. Jahrhundert hinein ständige Begleiter in Bonn waren. Auch dass Beethoven an Pocken erkrankt war und die Spanische Grippe in drei Wellen über Bonn kam und dass sie ein Vielfaches an Todesopfern forderte als der erste Weltkrieg. Das Tragen von Mundschutz wurde eingeführt („Lieber lächerlich als tot“ lautete die Devise), Menschenansammlungen wurden verboten, Mund, Haut und Kleider sollten sauber gehalten und Fenster geöffnet werden. Selbst Pützchens Markt wurde 1892 schon einmal wegen der „drohenden Gefahr der Einschleppung der Cholera“ abgesagt.
Viele weitere hochinteressante Informationen sind zu den Öffnungszeiten des Museums, Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Mit dem Fazit „Etwas Neues ist die Corona-Pandemie nicht und Neues zur Reduzierung oder Vermeidung haben sich unsere Politiker auch nicht einfallen lassen“ verlassen die Besucher die Ausstellung. Selbst Spritzen (in barbarischer Form) gab es schon früher. Eben alles ver-rückt.