Heinrich Sauer Der erste große Kapellmeister Bonns hat wieder ein schönes Grab

Bonn · Michael Wenzel von der Gesellschaft Schlaraffia hat das Grab des bekannten Dirigenten Heinrich Sauer hergerichtet. Er leitete ab 1907 das städtische Orchester und brachte es zu einer hohen künstlerischen Leistungsfähigkeit.

 Michael Wenzel am von ihm wiederhergerichteten Grab von Heinrich Sauer.

Michael Wenzel am von ihm wiederhergerichteten Grab von Heinrich Sauer.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Grab von Heinrich Sauer und seiner Ehefrau Elise auf dem Südfriedhof sieht endlich wieder gepflegt aus. „Es war in letzter Zeit peinlich, wie verwildert die letzte Ruhestätte dieses ersten Kapellmeisters des städtischen Orchesters, also des heutigen Beethoven Orchesters, war,“ sagt Michael Wenzel. Obwohl das Grab am Eingang des Friedhofs als bedeutend ausgeschildert sei. Kurzerhand machte Wenzel, ein pensionierter Jurist, das Grab von wilden Ranken frei und mit Winterbepflanzung wieder ansehnlich. Er ist Mitglied der Gesellschaft Schlaraffia Castrum Bonnense, also des lokalen Ablegers der Männervereinigung, deren aktuell 55 Mitglieder sich der „Pflege von Kunst, Freundschaft und Humor“ verschrieben haben.

Dirigent Sauer, nach dem in Bonn-Castell eine Straße benannt ist, sei 1914 Schlaraffia -Gründungsmitglied gewesen, verdeutlicht Wenzel. „Und jeden Totensonntag legen wir einen Strauß auf den Gräbern unserer Verstorbenen nieder.“ Auf dem Südfriedhof werde etwa auch Theodor Scheer gedacht, der als Chordirektor bis 1978 maßgeblich am Neuaufbau der Bonner Oper beteiligt war. Heinrich Sauer (1870-1955) habe ab 1907 das städtische Orchester zu einer hohen künstlerischen Leistungsfähigkeit gebracht, lobt Wenzel den Mann, der seit 1895 die Koblenzer Oper geleitet hatte und in Bonn mit deren gut eingespieltem Orchester begann.

Mit Sauer begann glanzvolle Epoche von Erstaufführungen

„Vor allem war er aufgeschlossen für zeitgenössische Komponisten“, betont Wenzel. Mit Sauer habe eine glanzvolle Epoche mit Erstaufführungen von Richard Strauß, Gustav Mahler und Anton Bruckner begonnen. Wobei Bonn Sauer den Anfang nicht leicht machte. Beim ersten Symphoniekonzert in der Beethovenhalle sei ihm ein künstlerischer Erfolg beschieden gewesen, „wie wir ihn, offen gestanden, nicht erwartet hatten“, schrieb der Kritiker des General-Anzeigers. Und der Saal sei noch nicht einmal zur Hälfte besetzt gewesen. Es sei doch verblüffend, dass Bonn mit dem Erbe seines größten Sohnes Ludwig van Beethoven nach dessen Abschied 1792 und der Auflösung der Kurfürstlichen Kapelle 1794 so schmachvoll umgegangen sei, schrieben andere Kritiker.

Die Bürgerschaft hatte es über hundert Jahre lang nicht fertiggebracht, ein eigenes Orchester auf die Beine zu stellen – „aus kulturellem Desinteresse“. Sauers Orchester jedoch schaffte es bald, sich in die Herzen der Bonner zu spielen. Wenn die Formation auch 1916 in den Wirren des Ersten Weltkriegs aufgelöst werden musste und die alte Beethovenhalle zum Lazarett mutierte. Erst 1920 wurde das Orchester nach anfänglichem Widerstand wieder gegründet. Sauer konnte an seine Erfolge anknüpfen, bis er 1931 aus gesundheitlichen Gründen in Pension ging.

Die Gesellschaft Schlaraffia wünsche sich, dass die Bonner sich wieder an den großen Dirigenten erinnern mögen, sagt Michael Wenzel am Grab des Ehepaars Sauer. Am 22. Februar 2020 werde der Verein Sauers 150. Geburtstag feiern. „Ich hoffe, dass sich auch das Beethoven Orchester wieder an seinen ersten großen Kapellmeister erinnert.“

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