Tenten-Preis vergeben Helfende Hände treffen Clowns-Nase

BEUEL · Rolf Dieter Hirsch vom Verein "Handeln statt Misshandeln" und "Bonn Lighthouse" teilen sich den Tenten-Preis. Seine Clowns-Nase hat Rolf Dieter Hirsch immer dabei. Auch bei der Feierstunde am Samstag, als er den Tenten-Preis verliehen bekam, zog der frühere Leiter der geronto-psychiatrischen Abteilung an den Rheinischen Kliniken Bonn sie aus der Tasche.

Denn er engagiert sich ehrenamtlich nicht nur finanziell und persönlich für eine Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter - den Verein "Handeln statt Misshandeln" (HSM), sondern versucht, sein Anliegen dabei auch mit Humor voranzubringen.

Diese rote "Geri-Nase", wie er sie nennt, nutzt er für Zwiegespräche mit den Senioren. "Mit ihr kann man in bestimmten Situationen viel anfangen", erklärte er bei der Feierstunde im Tenten-Haus der Begegnung in Beuel. "Aber Humor funktioniert nur, wenn man es miteinander macht." Keineswegs darf man jemanden veräppeln.

Wenn Senioren aber etwa Dinge verlegt haben und glauben, sie seien gestohlen worden, kommt die Nase in Altenheim zum Einsatz. Das sorgt für Spaß und entkrampft Konfliktsituationen. "Dem Clown geschehen immer wieder kleine Missgeschicke", sagte Laudator Friedrich Broß bei der Preisverleihung.

"Er ist ungeschickt und trotzdem fröhlich. Und er lacht über seine Tolpatschigkeit - und ebenso sollen auch die alten Leue ihre Defizite und Einschränkungen nicht so ernst nehmen." Auf diese Weise, so Hirschs Ansatz, verbessere er die Lebenswirklichkeit der Menschen. Allerdings werden durch die HSM-Beratung auch viele konkrete Hilfen angeboten. So nahm die Initiative unter Hirschs Federführung von 1997 bis 2012 rund 35.000 Anrufe entgegen, davon 13.000 Notrufe. Und es wurden 3352 Beratungsgespräche geführt.

Hirsch teilt sich die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung und das Preisgeld mit "Bonn Lighthouse", dem Verein für Hospizarbeit. Dieser betreut vor allem jüngere Menschen, die an HIV und Aids erkrankt sind, und ist dabei oft die letzte Rettung für die Patienten, die allein mit öffentlicher Förderung nicht zurechtkommen. Für die Betreuung und die Sterbebegleitung werden regelmäßig ehrenamtliche Betreuer ausgebildet, im vorigen Jahr waren 39 Helfer mit über 4000 Arbeitsstunden im Einsatz.

"Wir haben Bonn Lighthouse schon in früheren Jahren mit einzelnen Zuwendungen gefördert", beschrieb Laudator Michael Wüllrich, dass die Arbeit schon damals für Aufmerksamkeit bei der Tenten-Stiftung gesorgt hatte. Nun aber habe man sich von Pfarrerin Ulrike Veermann, Jutta Frings (Vorstand) sowie Geschäftsführerin Christiane Ohl die Arbeit noch intensiver erklären lassen, auch das Wohnprojekt des Vereins auf der Bornheimer Straße und den ambulanten Hospizdienst. Deshalb habe der Verein den Preis redlich verdient. "Er ist für uns eine große Hilfe", entgegnete Veermann und findet: "Es ist schön, wenn man wahrgenommen wird."

15 Vorschläge hat es in diesem Jahr für den Tenten-Preis gegeben. Im vorigen Jahr wurden die Telefonseelsorge und der Mittagstisch "Oase" ausgezeichnet. Und die Arbeit der Stiftung, deren Symbol die helfenden Hände sind, geht weiter. Wie Vorsitzender Manfred Mörsch sagte, gebe es auch viele Zustifter, die teilweise nicht genannt werden wollen, aber dankenswerter Weise viel tun. Einer davon saß im Publikum: Unternehmer Paul Faßbender hat dem Einkaufszentrum mit Obi-Markt an der Bornheimer Straße die Bezeichnung "Tenten-Carré" gegeben.

Auf dem Gelände ist eine Stele errichtet, die auf die Stifter und ihre Beziehung zu diesem Ort verweist.

Die Tenten-Stiftung

Die Stiftung ist benannt nach Jakob Wilhelm und Edith Tenten. Das kinderlose Unternehmer-Ehepaar hat sein Vermögen 1985 in eine wohltätige Stiftung übertragen. Aus den Erträgen werden bedürftige Bonner und zahlreiche Hilfsprojekte unterstützt. Die Stiftung als eingesetzte Alleinerbin hat bisher mehr als sieben Millionen Euro aus den Erträgen ausgeschüttet, alleine in diesem Jahr werden es 370.000 Euro sein. Der Schwerpunkt liegt in der Unterstützung von Senioren, aber

es gibt auch Projekte in der Behindertenarbeit. Die Stiftung verleiht jedes Jahr den mit 12.000 Euro dotierten Tenten-Preis an Personen, die selbstlos für andere Menschen tätig sind.

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