Reparatur-Café Hilfe zur Selbsthilfe in einer Beueler Industriehalle

Beuel · Es gibt viele Dinge, die zu schade sind zum Wegwerfen. Im Selbstwerk in Beuel erklären Reparaturexperten, wie man sie retten kann und wo man Ersatzteile findet.

 Lothar „Lou“ Meurer und Danielle Wiesner-von den Driesch im Repair-Café im Selbstwerk.

Lothar „Lou“ Meurer und Danielle Wiesner-von den Driesch im Repair-Café im Selbstwerk.

Foto: Stefan János Wágner

Lothar „Lou“ Meurer kennt sich seit elf Jahren mit Bonner Repair-Cafés aus. „Ich bin schon ein Urgestein“, sagt er über sich. Entsprechend viele Tipps kann er auch im Selbstwerk in Beuel geben, wenn hier unter Anleitung defekte Kleingeräte und Alltagsgegenstände repariert werden. Jeden Freitag von 16 bis 19 Uhr ist das Repir-Café ein Begegnungsort für alle, die kaputte Dinge nicht einfach wegschmeißen wollen.

Das Selbstwerk befindet sich versteckt in einem Industriegebiet an der Straße „In den Wiesen“. In der offenen Werkstatt können die Gäste ihre handwerkliche Projekte selbstständig umsetzen, von der Bastelarbeit bis zum Camperausbau. Das Repair-Café steht einmal pro Woche offen, und zwar ohne Anmeldung. „Standuhr, Kamerastativ, Stabmixer, Staubsauger... sogar eine Kaffeeröstmaschine hatten wir schon hier, es sind überwiegend defekte Elektrogeräte", erzählen Lou und seine Mitstreiter Anton und Frank im Plauderton. Kleine Fahrradreparaturen sind auch möglich. Manchmal retten die Männer auch eine Puppe oder ein defektes Spielzeug.

Es geht gesellig zu, den Gästen wird ein Kaffee gegen Spende angeboten. „Wir haben immer zu tun", sagt Anton. „Einmal brachte jemand eine Standbohrmaschine mit." Eine Stunde wurde das Gerät auseinandergebaut und die Elektronik durchgemessen. „Wir haben herausgefunden, dass der Kondensator kaputt war und ein neues Teil bestellt. Eine Woche später lief die Maschine wieder." Ersatzteile müssen Kunden natürlich bezahlen, für den ehrenamtlichen Einsatz freut man sich über eine Spende.

Beim Reparieren erklären die Anleiter, wie die Sachen funktionieren, und regen zum Mittun oder Selbermachen an. „Es geht darum, dass man zusammenarbeitet, dass die Leute selber aktiv werden. Das hat auch eine soziale Komponente,“ erläutert Danielle Wiesner-von den Driesch, deren Kaffeemaschine auf eine Begutachtung wartet. Das Reinigungsprogramm funktioniert nicht richtig. Auch dieses Gerät soll nicht sofort entsorgt werden. „Nachhaltigkeit steckt für uns dahinter", fügt Anton an. „Wenn jemand meint, ‚ich habe zwei linke Hände, ich schmeiß das sonst auf den Müll’, freuen wir uns helfen zu können."

Christiane Musshoff aus Niederkassel ist Schreinerin und Mitglied im Selbstwerk. „Insgesamt sind hier fast mehr Frauen als Männer", beschreibt sie das Umfeld. Von Jung bis Alt mischen sich die Altersgruppen. Sie hat ihren Akkuschrauber mitgebracht. „Die Herren haben den auseinandergebaut und festgestellt, dass der Motor kaputt ist." Recherchiert wurde direkt vor Ort nach einem Ersatzteil. „Die Einschätzung finde ich wichtig, ob es sich lohnt für eine so alte Maschine." Sie ergänzt mit einem Lächeln: „Meine Makita ist viel gebraucht und sehr geliebt. Ich hätte sie gerne wieder, zumal zwei große Akkus dabei sind, die ich nicht wegschmeißen will." Ergebnis: ein neuer Motor wird für 21 Euro bestellt. Musshoff ist glücklich: „Dann kann ich bald wieder schrauben und bohren, was das Zeug hält."

Das Selbstwerk, In den Wiesen 17a, lädt für Samstag, 13. April, zu einem Tag der offenen Tür ein. Dann ist Gelegenheit, die Akteure des Repair-Cafés kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Mehr Infos gibt es im Internet unter www.selbstwerk-bonn.de oder unter der Rufnummer 0179/100 3800.