Direktvermarktung in Pandemie gestiegen Hofläden wie die Kartoffelbud in Schwarzrheindorf sind im Trend

Schwarzrheindorf · Die Polizei hat im Fall der Einbruchserie in der Rheindorfer Kartoffelbud zwei Verdächtige im Visier. Vor allem während der Pandemie stieg das Interesse an solchen Direktvermarktungs-Konzepten von Bauern.

 Im Fall der Einbruchserie in der Rheindorfer Kartoffelbud hat die Polizei Verdächtige im Visier.

Im Fall der Einbruchserie in der Rheindorfer Kartoffelbud hat die Polizei Verdächtige im Visier.

Foto: Benjamin Westhoff

 Für Marco Vianden ist es sicher eine gute Nachricht nach der Diebstahlserie an seiner „Rheindorfer Kartoffelbud“: Die Polizei meldet, dass sie zwei Verdächtige identifiziert hat. Denen werde jetzt die Möglichkeit gegeben, sich zu äußern, erklärte Polizeisprecher Michael Beyer. Möglich machten es die Videoaufnahmen der Überwachungskameras in dem Holzbüdchen, das Vianden Anfang 2021 aufgestellt hat und das seitdem eine beliebte Anlaufstelle für Menschen geworden ist, die ihre Kartoffeln nicht im Supermarkt kaufen wollen.

Der Landwirt begann damit in der Corona-Zeit und liegt im Trend, wie man der Pressemitteilung des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes (RLV) zum Thema Direktvermarktung entnehmen kann. Dazu zählen demzufolge neben Hofläden auch Selbstpflück-Felder, Hühnermobile und Verkaufsautomaten wie auf dem Milchbauernhof Gut Marienforst in Bad Godesberg – auch die sind allerdings laut Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen von Aufbrüchen betroffen. Es sei bei der Direktvermarktung „gerade in Nischen während der Corona-Pandemie ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen“, meldete der RLV im vergangenen Sommer. Die Vorteile: Als in den Supermärkten die Waren knapp wurden, konnte man Obst und Gemüse noch bei den Landwirten finden, hatte kurze Transportwege und gute Qualität, war an der frischen Luft – und für Kinder gab es das Bauernhoferlebnis obendrauf. Das gilt auch für Viandens Büdchen.

Rüb bestätigt den Boom in der Direktvermarktung und das gestiegene Interesse an regionalen Produkten. „Die Hofläden sind im Frühjahr 2020 teilweise überrannt worden“, sagt er. Da hätten einige Landwirte auch einen Lieferservice eingeführt. Es habe auf einmal „Suppentaxis“, Gemüsekisten, Bio-Kuriere und ähnliche Angebote gegeben. Aber schon im Juni 2020 sei der Hype wieder eingebrochen – da wähnte man die Pandemie vorüber.

Das Konzept der Direktvermarktung ist nicht neu

Das Konzept als solches ist nicht neu. Der Königswinterer Rheinland-Korb ist das Ergebnis eines Zusammenschlusses mehrerer Erzeuger schon vor mehr als zehn Jahren, die Hofkiste von Biobauer Huesgen in Hennef ist schon 20 Jahre alt. Auch Vianden hatte vor Jahren schon Kartoffeln und andere Produkte ausgeliefert, das aber wegen des großen Aufwandes bei geringen Einnahmen eingestellt. Und Hofläden, zu denen man direkt fahren kann, gibt es auch schon lange, etwa Mandt in Alfter und Bursch in Bornheim oder Obsthof Honecker in Mondorf. Beuel selbst hat keinen Hofladen, den man im Internet problemlos finden würde – wenn man von den Ständen von Obsthof Schneider aus Wachtberg absieht.

Einige Bauern hätten sich inzwischen spezialisiert und lebten vorrangig vom Hofverkauf, sagt Rüb. Wenn die Einnahmen daraus 33 Prozent übersteigen, müssen die Bauern ein Gewerbe anmelden. Das scheint sich für einige zu lohnen. Und dann gibt es noch die Marktschwärmer, die landwirtschaftliche Produkte auf Bestellung zu Abholstationen in den Städten bringen. Die Organisation übernimmt Vertrieb und Vermarktung und lässt sich das bezahlen. „Aber das ist es den Bauern wert.“

Eine Übersicht über Hofläden in der Region gibt die Seite www.landservice.de der Landwirtschaftskammer. Allerdings ist sie nicht vollständig.

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