Kulturserie Beuel Holzarer Mühle: Vom Denkmal zum Kulturzentrum

Beuel · Der Verein Holzlarer Mühle erhält die historische Wassermühle als Museum und Veranstaltungsort. Im GA-Interview spricht der Vereinsvorsitzende Hans G. Klaus über die Arbeit als Hobbymüller.

 Idyllisch gelegen, aber kein Geheimtipp mehr: Die Holzlarer Mühle hat sich zu einem kulturellen Zentrum für die Bewohner entwickelt.

Idyllisch gelegen, aber kein Geheimtipp mehr: Die Holzlarer Mühle hat sich zu einem kulturellen Zentrum für die Bewohner entwickelt.

Foto: Leif (FM) Kubik

Wie wird man Hobbymüller?

Hans G. Klaus: Die Holzlarer Wassermühle ist ein frühindustrielles Kulturdenkmal – vor über 500 Jahren wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Der letzte hauptberufliche Holzlarer Müller, Josef Reuter, legte sie dann der Wirtschaftlichkeit gehorchend in den 50er Jahren still. 1988 wurden die erhaltenen Reste unter Denkmalschutz gestellt und im Jahr darauf gründete Winfried Lenders den Mühlenverein. Mir gefiel die Idee und so stieß ich dazu. Als Hobbymüller würde ich mich trotzdem nicht unbedingt bezeichnen, weil wir zwar hier im Museum tatsächlich wieder mahlen können, aber die Museums- und Kulturarbeit für uns alle viel wichtiger ist.

Wer hat denn die Restaurierungsarbeiten gemacht? Konnten die Vereinsmitglieder das alles alleine stemmen?

Klaus: Nein, natürlich nicht. Vor allem das Technische Hilfswerk Beuel hat die Restaurierungsarbeiten in der Anfangsphase mit viel Einsatz und Enthusiasmus begleitet. 1992 konnten wir zum Beispiel ein neues Wasserrad einbauen, das einer der letzten Mühlenbauer im Bergischen Land für uns hergestellt hat. Ohne die Unterstützung des Technischen Hilfswerks hätten wir das aber kaum nach Holzlar holen können. Übrigens: Wir haben hier ja keinen richtigen Mühlteich mehr. Damit sich das Mühlrad aber trotzdem drehen kann, pumpen wir das Wasser in die Wasserrinne hoch und sorgen so dafür, dass die Mühle auch mahlen kann.

Das Gebäude ist heute aber nicht nur ein Museum, sondern auch ein Kulturzentrum.

Klaus: Ja, genau. Wie man feines Mehl für Torten, grobes Mehl für Brot macht oder wie Haferflocken in der „Haferflockenquetschmaschine“ entstehen, zeigen wir natürlich immer wieder. Die Mühle ist ein wichtiges Anschauungsobjekt, das die Kultur und die Arbeitstechniken unserer Vorfahren insbesondere für die jüngeren Besucher erlebbar macht. So gibt es ein kleines Modell, anhand dessen man die Technik besser zu verstehen lernt. Darüber hinaus organisieren wir aber auch regelmäßig andere Kulturveranstaltungen: Das reicht von der Lesung über Kunstausstellungen bis zu kleinen Konzerten. Im Zentrum unserer Arbeit steht aber nach wie vor die Mühle selber: So hat sich der Mühlentag, der jedes Jahr am Pfingstmontag stattfindet, zu einem festen Ereignis im Kalender der Holzlarer entwickelt. Und unser Weihnachtsmarkt ist inzwischen schon länger kein Geheimtipp mehr, sondern als romantisches Event auch auf der anderen Rheinseite bekannt.

Dieser Kulturbetrieb muss ja auch finanziert werden. Wie sieht es mit Eintrittsgeldern oder öffentlichen Zuschüssen aus?

Klaus: Zum einen finanzieren wir unsere Arbeit aus den Beiträgen der Vereinsmitglieder. Darüber hinaus erhalten wir auch kleine Spenden aus öffentlichen Mitteln, aber vor allem auch aus unseren zahlreichen Führungen für Wandergruppen, Schulklassen oder Ähnliches. Und natürlich freuen wir uns immer, wenn zufriedene Besucher unsere Arbeit mit einer kleinen Geldspende unterstützen.

Hat der Mühlenverein bestimmte Pläne oder Wünsche für die nahe Zukunft?

Klaus: Im letzten Jahr hatten wir über 1600 Besucher. Seit einigen Jahren organisieren wir neben Weihnachtsmarkt oder Mühlentag noch weitere Veranstaltungen wie zum Beispiel „Kinder malen Mühlen“ oder „Mühle in der Mühle“, bei denen erfahrene Malerinnen aus unserem Mitgliederkreis mit den Kids arbeiten. Als fester Bestandteil unseres Programms haben sich in der Zwischenzeit auch Berichte über Müllerfamilien aus den vergangenen Jahrzehnten und unsere Exkursionen zu anderen Mühlen, zum Beispiel an den Niederrhein, entwickelt. Wenn wir diese Aktivitäten in dem bestehenden Umfang aufrechterhalten oder sogar noch etwas ausbauen können, sind wir zufrieden.

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