Firmenhistorie Hüser-Werke feiern 150-jähriges Bestehen

Oberkassel · Vor genau 150 Jahren hat Hartwig Hüser die gleichnamigen Werke in Oberkassel gegründet. Viele Jahrzehnte war die Firma in der Herstellung von Betonteilen führend und belieferte das ganze Land.

 Vor 150 Jahren eröffneten die Hüser-Werke in Oberkassel.

Vor 150 Jahren eröffneten die Hüser-Werke in Oberkassel.

Foto: privat

Hartwig Hüser ist ein Mann mit Visionen. Bereits in jungen Jahren erkannte der Kaufmann und begabte Unternehmer aus Hamm in Westfalen, dass der neue Baustoff Beton in den kommenden Jahrzehnten die gesamte Wirtschaft revolutionieren wird. Als 36-Jähriger kam Hüser 1870 nach Oberkassel und gründete hier am 1. April 1870, also vor genau 150 Jahren, ein florierendes Betonwerk. Die Firma spezialisierte sich auf die Fertigung des neuartigen Werkstoffs, der sich besonders für die industrielle Produktion von Zementrohren für die Kanalisation eignete.

In der von ihm mitbegründeten und später nach ihm benannten Firma fanden mehr als 100 Jahre lang viele Oberkasseler Arbeit. Die Hüser Betonwerke waren einer der größten Gewerbebetriebe im Ort. An das Leben und das Wirken des Unternehmers erinnerte der Heimatverein Bonn-Oberkassel in seiner Schriftreihe „Oberkasseler Persönlichkeiten“. Unter dem Titel „Mann mit neuen Ideen“ wurde der Pionier darin porträtiert.

Hüser, am 2. April 1834 geboren, kam ins Rheinland, um hier mehr über das bis dahin weitgehend unerforschte Herstellungsverfahren für Betonteile zu erfahren. Seine Frau Maria blieb zunächst noch in Hamm. Nur ein Jahr zuvor, im Herbst 1869, musste das Paar einen Schicksalsschlag verkraften: Innerhalb weniger Tage starben ihre fünf Kinder im Alter zwischen einem und neun Jahren an Diphterie. Später brachte Maria Hüser noch drei Söhne zur Welt: Alfred (1870), Gustav (1872) und Hugo (1873).

Anfang der 1870er Jahre kamen die Geschäfte des jungen Unternehmens im Rheinland in Fahrt. Zunächst übernahm Hüser die kleine Werkstatt der Firma Sadée und begann mit der Fabrikation von Betonwaren. Schon bald war Hüser sehr erfolgreich. Es dauerte nicht lange und die alte Fabrik war für das wachsende Geschäft zu klein. So kaufte Hüser ein großes Gelände zwischen der Oberkasseler Brauerei und der Kalkuhl-Schule, auf dem bis 1895 eine Fabrik mit Dampfmaschinen, eigener Stromerzeugung und Bahnanschluss entstand. Aus der ehemals kleinen Werkstatt wurde bald ein Unternehmen, das entscheidend war für die industrielle Fabrikation von Bauteilen, insbesondere von Betonrohren. In ganz Deutschland wurden Wasser- und Gasbehälter, Kanalisationsanlagen, Brücken, Industriegebäude, Bauteile für Schwimmbäder, Tunnel, Kliniken, Kirchen sowie Schulen und Wohngebäude aus Hüser-Betonelementen errichtet. Zudem wurden Gehwegplatten und Bordsteine produziert.

Gegenüber seiner ersten Fabrik in der Simonstraße ließ Hüser eine Villa für seine Familie bauen. In den Häusern am Ende der Straße lebten hauptsächlich Werksangehörige. So entstand das Hüsersche Viertel in Oberkassel. Hartwig Hüser starb im Jahr 1899 während einer Sitzung des Deutschen Betonvereins in Berlin. Seine Söhne Alfred und Hugo übernahmen nach dem Tode des Vaters die Geschäftsführung und bauten das weltweite Ansehen der Firma weiter aus.

Alfred Hüser gab dem Kölner Architekten Wilhelm Kurth 1913 den Auftrag, die Familienvilla innen und außen zu einem Landhaus um- und auszubauen. Damals wurden zudem ein Gärtnerhaus sowie ein Gewächshaus errichtet. Der große Park erhielt eine Rasenfläche, einen Teich sowie eine Lavagrotte. Alfred Hüser starb 1938.

Allein in den Jahren zwischen 1901 und 1928 wurden 122 Brücken mit dem in Oberkassel produzierten Stampfbeton errichtet. In Zeiten der Hochkonjunktur waren 40 bis 50 Angestellte und zeitweise 800 Maurer beschäftigt. Allerdings gingen an dem Unternehmen die Inflation und die schlechte Wirtschaftslage nicht spurlos vorbei und zeitweise drohte der Ruin. 1933 wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Fabrikhallen, Büros und Nebengebäude schwer beschädigt. Erst nach der Währungsreform besserte sich die Geschäftslage wieder. 1948 trat Werner Bansen als Geschäftsführer in die Firma Hüser ein. Er schuf die Grundlagen für die Herstellung vorgefertigter Bauteile.

Infolge der allgemeinen Wirtschaftslage musste das Unternehmen schließlich Ende Oktober 1976 seinen Betrieb einstellen. Damit schloss sich ein Kapitel deutscher Industriegeschichte.

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