Theater Marabu in Beuel Ideen für ein Fluchtdrama geliefert

Beuel · Gesamtschüler aus Beuel und Grundschüler der Marien- und Nordschule übergeben Autor Lothar Kittstein Ergebnisse ihrer Recherchen. Im kommenden Jahr soll das Stück aufgeführt werden.

 Marabu Theater - Projekt: Flucht und Heimat

Marabu Theater - Projekt: Flucht und Heimat

Foto: Horst Müller

Der Theaterautor Lothar Kittstein hat einiges an Arbeit vor sich: Er soll ein Theaterstück über Heimat und Flucht schreiben. Einen ganzen Berg an Ideen dazu hat er seit gestern: Im Theater Marabu bei der Brotfabrik überreichten ihm Kinder der Klasse 5D der Integrierten Gesamtschule Beuel sowie der OGS des Grundschulverbandes Marienschule-Nordschule Material aus ihren Recherchen, die sie in den letzten Wochen durchgeführt haben.

Mit den Begriffen Heimat und Zuhause verbinden die Kinder die unterschiedlichsten Dinge: Für Stella zum Beispiel ist es ihr Hund. „Wenn ich den nicht hätte, würde ich mich nicht zu Hause fühlen“, sagte die Neunjährige von der Nordschule. Für Lilian (11) von der IGS ist es ihr alter Kuschelteddy. „Ich brauche den nachts, damit ich gut einschlafen kann.“ Klassenkameradin Luziana (11) sieht in ihrer Familie und ihrer Katze wichtige Heimat-Aspekte, und Linus (11) bedeutet sein Bett viel: „Ich habe das schon ganz lange und bin jeden Tag darin.“

Auf viele dieser Dinge müssen Flüchtlingskinder oftmals verzichten, wenn sie aus ihrer Heimat weggehen müssen. Dazu haben die Kinder die Schlagworte Flucht und Heimat aus ihrer Perspektive beleuchtet. Luziana hatte besonders viel Spaß bei den Interviews in der Einkaufszone: „Wir haben Leute mit Aufnahmegeräten befragt.“ Zum Beispiel den Polizisten, der das Leben in den Flüchtlingsheimen immer wieder erlebt.

Lilian gefiel am besten das Regenschirm-Basteln: In Gruppenarbeit hatten die Kinder Schirme thematisch gestaltet, mit Spielfiguren, Nationalflaggen aus Papier oder auch mit Stacheldraht. Warum ein Schirm? „Darunter hat man Schutz vor Regen“, so Luziana. Schutz und Geborgenheit, ein Dach über dem Kopf, das wünschen sich die Menschen, die nach Europa flüchten.

Die Grundschulkinder hatten ihre Lieblingsorte an den Schulen fotografiert, die sie Flüchtlingskindern unbedingt zeigen wollten, etwa den Performanceraum, das Malatelier oder den Nadelbusch. Die Gesamtschüler waren aus ihrer Schule herausgegangen: Als Lieblingsorte in Bonn wurden eine bestimmte Kirche oder auch ein Kletterbaum genannt.

Spannend war auch die Exkursion zur zentralen Sammelstelle für gebrauchte Kleidung am Frankenbad, wo die Kinder nicht nur den Leiter befragen, sondern auch beim Sortieren helfen konnten. All das wurde dokumentiert. Texte, gemalte und fotografierte Bilder, Interviewaufnahmen und Regenschirme: Das soll jetzt zu einem Theaterstück verarbeitet werden. Eine Idee hat Regisseur Lothar Kittstein schon: Es soll um die Arche Noah gehen, die als Schiff auf endloser See und ohne sichtbares Ziel an die Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer erinnert. Darauf kümmern sich zwei Leichtmatrosen um die Tiere und sprechen über ihre Situation. Der Ausgang der Geschichte sei vollkommen offen, so Kittstein. „Wir wollen aber nicht die biblische Geschichte erzählen.“

Das Theaterstück soll im Frühjahr 2017 im Theater Marabu aufgeführt werden. Die Regie führt Claus Overkamp, als Schauspieler wirken Alexander Prizkau und Jaschar Markazi Noubar mit, die Dramaturgie macht Tina Jücker. Das Projekt wird von Theaterpädagogin Birgit Günster, der Stipendiatin Christina Gehre vom Förderprogramm des Landes NRW und Katharina Saga geleitet.

Das Bonner Spendenparlament steuert 3900 Euro zum Projekt bei, das auch der Rotary Club Bonn Süd - Bad Godesberg unterstützt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort