Kanalarbeiten mit Folgen Im Baugebiet Holtorf-Süd steht das Wasser

Holtorf · Nach Abschluss der Kanalbauarbeiten im Baugebiet Holtorf-Süd ist ein großer Teich zurückgeblieben. Zwei Versickerungsgräben sollen Entlastung bringen.

 Dieses eindrucksvolle Foto von dem See in Holtorf, in dem sich die Siebengebirgskulisse spiegelt, schickte GA-Leser Werner Knöß der Lokalredaktion.

Dieses eindrucksvolle Foto von dem See in Holtorf, in dem sich die Siebengebirgskulisse spiegelt, schickte GA-Leser Werner Knöß der Lokalredaktion.

Foto: Werner Knöß

Wer am östlichen Rand des Ennertwalds zwischen Nieder- und Oberholtorf spazieren geht, der entdeckt an der Burghofstraße eine große Wasserfläche. Ungefähr zum Jahreswechsel hatte sich auf der dortigen Ackerfläche eine Wasserlache gebildet, die sich sehr schnell zu einem veritablen Teich entwickelt hat. Die angrenzende Nachbarschaft steht seitdem staunend am Teichufer und sinniert über die Herkunft des Wassers.

Woher das Wasser wirklich stammt, dazu gibt es unterschiedliche Interpretationen. Für alle Befragten und Anwohner ist aber klar, dass die Wasseransammlung etwas mit der städtischen Kanalbaustelle zu tun haben muss. Die Stadt Bonn hatte im südlichen Teil der Löwenburgstraße den Kanal für das geplante Neubaugebiet Holtorf-Süd erneuern lassen. Die Bauarbeiten dauerten ungefähr sechs Monate, weshalb der motorisierte Verkehr für diese Zeit über die parallel verlaufende Burghofstraße fahren musste.

Vermutungen gehen von Oberflächenwasser aus

Das Presseamt der Stadt Bonn erklärte dem GA zum Wasseraufkommen: „Das Tiefbauamt geht im Moment davon aus, dass es sich hier um Oberflächenwasser handelt, das vor den Bautätigkeiten im Untergrund versickern konnte, sodass es bis dato nur selten oder gar nicht zu Wasseransammlungen kam. Durch die Bautätigkeit wurde die rund 30 bis 40 Zentimeter starke Oberbodenschicht verdichtet, wodurch ein Versickern erschwert wird. Zudem steht laut Bodengutachten unter der Oberbodenschicht eine rund zwei Meter starke, leicht plastische Schluffschicht mit Tonanteilen an, die ebenfalls kaum Wasser durchlässt.“ Eine Baufirma hat am Freitag damit begonnen, zwei Versickerungsgräben im Tiefpunkt der Fläche anzulegen, damit künftig das Wasser versickern und den umgebenden Gewässern zugeleitet werden kann.

Horst Wolfgarten, Holtorfs letzter Landwirt, hat eine andere Erklärung für das Wasservorkommen: „Unterhalb der Ackerfläche verläuft ein alter Entwässerungskanal, der von einem Förderschacht aus der Zeit des Braunkohleabbaus in Holtorf um das Jahr 1835 stammt und das Wasser in Richtung Ennertwald abfließen ließ. Dieser Kanal ist bestimmt bei den Bauarbeiten unbeabsichtigt gekappt oder stark beschädigt worden, sodass das dort aufgestaute Wasser ausgetreten ist.“

Unter Ackerfläche liegt dicke Tonschicht

Vor mehr als 30 Jahren hat Wolfgarten, der in seiner Freizeit immer auf der Suche nach Spuren aus der Vergangenheit ist, bei Bauarbeiten den alten Kanal in einer Tiefe von zwei Metern freigelegt gesehen und auch gleich fotografiert. „Das habe ich der Stadt Bonn mitgeteilt“, sagte Wolfgarten, der nicht glauben will, dass unter der Ackerfläche eine dicke Tonschicht liegt. „Ich habe diese Fläche 40 Jahre lang als Landwirt bearbeitet. Dort hat selbst nach heftigen Regenfällen selten Wasser gestanden“, so der 87-Jährige, der davon ausgeht, dass der Teich mit mindestens 50 Kubikmetern Wasser gefüllt ist. „An der tiefsten Stelle ist der Teich fast 60 Zentimeter tief“, sagte Wolfgarten.

Horst Wolfgarten hat der Stadt Bonn folgenden Vorschlag unterbreitet: Die Fläche müsse frühzeitig vor dem Beginn der Bauarbeiten für das neue Wohngebiet leergepumpt werden – am besten im Rahmen einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr. Dann könne man bei den nächsten starken Regenfällen sehen, ob sich dort wieder Wasser sammele.

Die Holtorfer Kinder würden sich freuen. Im Winter haben sie den zugefrorenen Teich zum Schlittschuh laufen genutzt. Jetzt nutzen Nilgänse das Wasser zum Entspannen.

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