Anlage in Bonn-Beuel Im Park Härle entsteht ein neuer Mustergarten

Oberkassel · Im Park Härle entsteht dank der NRW-Stiftung ein neuer Mustergarten. Die Verantwortlichen wollen zeigen, dass das durchaus im urbanen Raum möglich ist.

Im Park Härle schießen die Schneeglöckchen aus dem Boden,

Im Park Härle schießen die Schneeglöckchen aus dem Boden,

Foto: Benjamin Westhoff

Tausende Schneeglöckchen zaubern derzeit einen Hauch von Frühling in den Park Härle in Oberkassel. Kein Wunder, schließlich haben Michael Dreisvogt, technischer Leiter der Anlage, sowie die 14 ehrenamtlichen Helfer vor Monaten mehr als 400 verschiedene Schneeglöckchen-Sorten in die Beeten gepflanzt. Kleine, große, mit runder oder mit ovaler Blüte, zarte Sorten sowie robuste. „Das ist immer ein ganz besonderer Anblick“, betrachtet Erich Steinsdörfer, Vorsitzender der Stiftung Park Härle, die zarten Frühlingsboten.

Einen besseren Rahmen für die kleine Feierstunde hätten sich Mitarbeiter, Ehrenamtliche sowie Vorstandsmitglieder gar nicht wünschen können: Inmitten der Pflanzen überreichte Karl-Heinz Erdmann von der NRW-Stiftung am Dienstag eine Spende von 120.000 Euro an Erich Steinsdörfer. Damit wird in den kommenden Monaten ein neuer Naturgarten oberhalb von Oberkassel entstehen.

„Der Rückgang der Artenvielfalt ist alarmierend. Mit dem neuen Mustergarten wird demonstriert, wie naturnah angelegte Gärten auch im urbanen Raum zum Erhalt der Biodiversität beitragen können“, begründete Eckhard Uhlenberg die einstimmige Förderentscheidung der NRW-Stiftung.

Der neue Garten abseits des bisherigen Zauns kann jedoch auch nur deshalb entstehen, weil Michael Dreisvogt besonders hartnäckig ist. Als er 2001 die Regie im Park übernommen hatte, fiel ihm sofort eine Landschaftsparzelle inmitten der Anlage auf, die jedoch nicht zum Garten gehörte. Schnell fand er heraus, wem das Grundstück gehörte. Einmal im Jahr rief er den Besitzer an und fragte, ob er seinen Grund nicht verkaufen wolle. „Nach 17 Jahren hartnäckigem Nachfragen wurden wir uns endlich einig“, erzählte Dreisvogt den Gästen. Persönlich sei man sich erst 2018 beim Notar begegnet.

Im Nachhinein sei es sogar ein Glück gewesen, dass man sich nicht sofort einige geworden ist. „Denn heute wissen wir, dass wir neue Projektflächen aufgrund des Klimawandels anders gestalten müssen“, so der technische Leiter. „Wahrscheinlich hätten wir 2005 noch eine ganz andere Bepflanzung ausgesucht, die den Anforderungen nicht standgehalten hätten.“

Weniger Wasser geht auch

Mit der Förderung der NRW-Stiftung kann das Neuland jetzt endlich gestaltet werden. „Dabei ist uns wichtig, dass wir das Areal in Einklang mit der Natur und den Herausforderungen des Klimawandels formen. Zudem wollen wir durch Strukturen Vielfalt schaffen“, stellte Dreisvogt die Pläne vor. Insektenfreundliche Blumen sowie Pflanzen, die mit deutlich weniger Wasser auskommen, sind dafür die erste Wahl.

An zentraler Stelle wird ein Burgenahorn gepflanzt. Um ihn herum platziert das Team Diptam, Wildrosen, Ilex sowie kleine Sträucher. Und natürlich werden auch wieder jede Menge Schneeglöckchen in die Erde gesetzt. „Uns ist wichtig, dass wir mit Formen und Farben spielen, damit der Garten das ganze Jahr attraktiv ist“, erklärt der Leiter des Parks. Zum nachhaltigen Konzept gehört auch, dass beim Ausbau des neuen Rundweges sowie beim Anlegen von Mauern nur heimische Materialien verwendet werden.

Jetzt, wo das Geld aus Düsseldorf angekommen ist, kann es losgehen. Spätestens Ende 2024 sollen die Arbeiten am neuen Naturgarten im südlichen Bereich des Parks fertig sein. „Artenschutz und Artenvielfalt sind Themen, die der NRW-Stiftung sehr wichtig sind“, begründete Erdmann den einstimmigen Förderbeschluss des Gremiums. „Solche Projekte müssen wir unbedingt unterstützen. Und zwar mit ganzem Herzen.“ Insgeheim hofft Erdmann, dass man mit nachhaltig gestalteten Gärten auch so manchen Hausbesitzer ansprechen wird. „Vielleicht finden sie hier die richtigen Anregungen, damit nicht noch weitere Schottergärten entstehen“, wünscht er sich.

Die Nordrhein-Westfalen-Stiftung förderte seit ihrer Gründung 1986 bisher rund 3.500 Natur- und Kulturprojekte mit insgesamt 300 Millionen Euro. Allein in Bonn waren es 73 Vorhaben, für die 3,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden. „Wichtig ist uns, dass die Projekte öffentlich zugänglich sind, und dass sich Leute ehrenamtlich engagieren“, ergänzte Erdmann. Davon konnte er sich gleich vor Ort persönlich überzeugen. Denn fast alle freiwilligen Helfer waren zu der kleinen Feierstunde gekommen.

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