Interview „In meiner Beueler Zeit habe ich viel gelernt“

Christian Verwold verlässt Beuel nach zehn Jahren als Pfarrer. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen als gebürtiger Hamburger im Rheinland.

 Pfarrer Christian Verwold hat sich aus Beuel verabschiedet.

Pfarrer Christian Verwold hat sich aus Beuel verabschiedet.

Foto: Rainer Schmidt

Christian Verwold ist nach zehn Jahren als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Beuel am Freitag von Superintendentin Almut van Niekerk verabschiedet worden. Der Gottesdienst fand im Kardinal-Frings-Gymnasium statt. Wie berichtet, zieht der gebürtige Hamburger mit seiner Frau, ebenfalls Pfarrerin, und den Kindern nach Büsum. Dort werden beide am ersten Advent in ihr Amt eingeführt. Über seine Erfahrungen in Beuel und dem Rheinland sprach er mit GA-Mitarbeiter Rainer Schmidt.

Wie wurden Sie als Hamburger Pfarerr in Beuel?

Christian Verwold: Aus meiner Bonner Studienzeit war Beuel für mich ein böhmisches Dorf. Aber später hörte ich über eine Freundin, dass dort eine Stelle frei werde. Noch vor der offiziellen Ausschreibung habe ich mir das hier vor Ort angeschaut und war sehr angetan: eine schöne Kirche, die Nähe zum Rhein, überhaupt eine gute Gegend! Und dass meine erste Bewerbung dann hier gleich erfolgreich war, hat mich sehr gefreut.

Waren Sie bei Ihrem Studium mit dem Rheinland, der rheinischen Mentalität, der Sprache und dem Karneval in Kontakt gekommen?

Verwold: Ich kannte das Rheinland schon vor meiner Bonner Zeit. Mit meiner Familie habe ich seit 1985 in Neuss gelebt. Dort wurde ich konfirmiert, auch das Abitur und den Zivildienst habe ich dort gemacht.

Als Norddeutscher im Rheinland, passt das mit der Mentalität?

Verwold: Das ist ein totaler Unterschied, den ich so richtig erst als Erwachsener verstanden habe. Als Jugendlicher bemerkte ich, dass man hier Wörter kennt, die ich nicht kannte, und umgekehrt. Andererseits ist meine Familie gerade sehr davon angetan, wie warmherzig wir auch im Norden aufgenommen werden. Die dortige Freundlichkeit erleben wir als genauso herzlich wie die rheinische Fröhlichkeit. Dass ich ein kommunikativer, aufgeschlossener Mensch bin und relativ schnell mit Menschen in Kontakt komme, hilft mir hier wie dort.

War Ihre Arbeit in Beuel anders als in Ihren vorherigen Stationen?

Verwold: Das Bergische Land hatten wir damals als relativ geschlossene Größe kennengelernt, in die man nur schwer reinkommt. Beuel dagegen ist von einer gewissen Fluktuation geprägt. Man zieht zwar hierher, um nicht wieder wegzuziehen. Aber trotzdem ist immer Bewegung in der Bevölkerung, und das prägt auch eine Kirchengemeinde. Ich denke, daher rührt auch die schöne Offenheit für Neue und für Neues, die ich hier angetroffen habe. Die Mischung von dörflicher Struktur und quasi-städtischer Bevölkerung habe ich im Beueler Süden sehr geschätzt.

Was haben Sie hier noch gemacht?

Verwold: Mir war wichtig, nicht nur in der Gemeinde zu arbeiten, sondern mit ihr zu leben. Und das haben wir hier gut und gerne getan. Meiner Leidenschaft für das Wasser konnte ich hin und wieder beim Übersetzen mit einer Rheinfähre frönen. Als sich unser Wechsel abzeichnete, haben wir eine Liste geschrieben, was wir noch nicht gesehen haben oder gern nochmal machen wollen. Ganz oben steht immer noch eine Komplett-Besteigung des Kölner Doms mit der ganzen Familie. Manch anderes hat leider aus Corona- und aus Zeitgründen noch nicht geklappt. Aber das heißt ja nur, dass wir noch mal wiederkommen müssen. Wir schlagen hier keine Tür zu, und niemand vertreibt uns aus Beuel. Es ist eher die Luxussituation, nicht weg zu müssen, sich aber auf den Weg machen zu können. Und irgendwie fühlt es sich richtig gut an, nach 35 Jahren im Rheinland wieder in die alte Heimat zu gehen.

Se packen jetzt ihren Koffer. Was nehmen Sie von hier mit?

Verwold: So viele schöne Erlebnisse und gute Begegnungen, ob mit einzelnen Menschen oder ganzen Gruppen! Und ganz viel Erfahrung, wofür ich sehr dankbar bin. Denn in meiner Beueler Zeit habe ich viel gelernt. Auch der eine oder andere Fehler, den ich hier gemacht habe, bringt mich letztlich weiter. Wenn alles glatt gelaufen wäre, wäre mein Koffer jetzt nicht so gut gefüllt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Verdientes Geld
Kommentar zur Skulptur „Beueler Familie“ Verdientes Geld
Wer darf was und wie?
Kommentar zum Karneval in Bonn Wer darf was und wie?
Aus dem Ressort