Braunkohleabbau in Beuel Informationstafeln erklären den Wandel

BEUEL · Wer hätte das gedacht oder gar gewusst? Entlang der schönen Waldchaussee von Pützchen nach Holtorf befand sich vor 200 Jahren eines der wichtigsten Braunkohlereviere des Preußischen Reiches. Nur hier gab es nämlich die Möglichkeit zur Gewinnung von Alaun. Heute erinnern daran nur noch Wellen im Boden und neuerdings ein Geschichtsweg, der mit viel Arbeit, Liebe und Zeit angelegt wurde.

 Viele helfende Hände haben zum Erfolg des Projekts Geschichtsweg Braunkohle und Alaun auf der Ennert-Hardt beigetragen. Sie freuen sich, dass die Tafeln jetzt für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Viele helfende Hände haben zum Erfolg des Projekts Geschichtsweg Braunkohle und Alaun auf der Ennert-Hardt beigetragen. Sie freuen sich, dass die Tafeln jetzt für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Foto: Jörg Wild

Die Kulturlandschaft des Naturschutzgebietes Ennert war im Bereich der Holtorfer Hart lange Zeit durch den Braunkohlebergbau und die damit verbundene Alaun-Fabrikation geprägt. "Von Flora und Fauna waren allenfalls Spuren vorhanden", erklärte Carl J. Bachem einer gut hundertköpfigen Zuschauerschar.

Der Vorsitzende des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch hatte zur Einweihung eines Geschichtsweges geladen, der jetzt Einblick in die Zeit um 1800 bis 1850 gibt. "Die Braunkohle wurde in einer Reihe von Bergwerken der Holtorfer Hochfläche bis hin nach Vinxel und Hoholz gewonnen", erzählte der Historiker weiter und betonte: "Im Untertage-Bergbau übrigens!"

Um 1850 war die Alaun-Fabrikation die größte im Preußischen Staatsgebiet. 500 Angestellte kamen zu Spitzenzeiten aus den Dörfern des Umlandes in die Gruben und Fabriken. Damit waren die Betriebe die bedeutendsten Arbeitgeber der Region.

Erst um 1875 war mit dem Bergbau Schluss und die Stollen blieben sich selbst überlassen. Nach und nach fielen sie in sich zusammen und hinterließen die charakteristischen Bodenwellen. Typisch waren übrigens auch die Stauteiche, die für die Alaunproduktion das wichtige Wasser bereithielten - in diesen Tümpeln laichen heute Kröten. So ändern sich die Zeiten. Und genau darauf macht der Geschichtspfad aufmerksam, der auf acht übersichtlich gestalteten und lebhaft beschriebenen Tafeln Erklärungen liefert.

An dem Projekt des Lehrpfades haben viele Bürger der Gegend mit viel Zeit und Herzblut mitgewirkt. Angefangen vom Filmemacher Georg Divossen, der die ersten Impulse gab, über Bezirksbürgermeister Werner Rambow mit viel Koordinationsarbeit, und Mitgliedern von vier lokalen Denkmal- und Bürgervereinen kamen mehr als 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden zusammen.

Finanziert wurde der Geschichtspfad vor allem über eine großzügige Spende des Lions Clubs Bonn-Ennert, der sich seinem Namen verpflichtet fühlt und 5000 Euro beisteuerte. "Das macht ja Beuel aus, dass viele gute Leute gerne zusammenarbeiten, um Vieles zu schaffen", sagte Rambow, als er eine der liebevoll gestalteten und beschriebenen Tafeln begutachtete. Die sind übrigens vom Technischen Hilfswerk (THW) im Rahmen ehrenamtlicher Übungen aufgestellt worden.

Alaune

Alaune sind seit Menschengedenken bekannte Salze, die allerdings nur in bestimmten Regionen vorkommen. In Deutschland mussten sie lange Zeit für viel Geld importiert werden, bis Ende des 18. Jahrhunderts im Ennert-Gebiet die Braunkohle entdeckt wurde, aus der sich Alaune gewinnen ließen. Die Salze wurden vor allem für die Fixierung von Stofffarbe, zur Lederverarbeitung und in der Papierherstellung verwandt.

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