Tradition in Oberkassel Jeder kommt auf seine Kosten

Oberkassel · Ein neues Team hat erfolgreich seine erste Pflanzentauschbörse durchgeführt. Zuvor war es lange Jahre vom Gartenbauverein veranstaltet worden.

 Nicht jeder muss etwas mitbringen, um ein Pflänzchen zu bekommen. Auf der Pflanzentauschbörse bieten Hobbygärtner Ableger an.

Nicht jeder muss etwas mitbringen, um ein Pflänzchen zu bekommen. Auf der Pflanzentauschbörse bieten Hobbygärtner Ableger an.

Foto: Max Malsch

Seine erste Herbst-Pflanzentauschbörse veranstaltete das Team Altes Rathaus, das im April dieses Jahres in Oberkassel die alte Tradition des Oberkasseler Gartenbauvereins aufgenommen hatte. Am Sonntag, passend zum Erntedankfest, hatte es also Premiere.

Doch die Veranstaltung hat eine mehr als 30-jährige Vorgeschichte. „Der Oberkasseler Gartenbauverein hat sich 2015 aufgelöst“, erzählt Dominik Gassen. „Daher haben wir uns entschlossen, das Ganze weiterzuführen“, so der Hobbygärtner.

Im Herbst wird geschnitten und ausgegraben, um den Pflanzen Gelegenheit zu geben, bis zum nächsten Frühling Wurzeln zu schlagen. Natürlich bleiben bei dieser Arbeit viele Ableger, Samen und andere ausgegrabene „Schätzchen“ übrig, die für den Kompost viel zu schade sind – da kommt ein Tauschforum wie gerufen.

Wobei das Wort „Tauschbörse“ für diese Veranstaltung leicht irreführend ist. Es wird viel angeboten, jeder Besucher kann mitnehmen, was er möchte, ohne etwas selber dafür geben zu müssen. Ob Gräser oder Lilien, ob Samen oder Stauden, ob Sträucher oder Bäumchen – es findet sich für nahezu jede Pflanze ein Abnehmer.

„Mir ist es zu schade, Pflanzen, die ich nicht mehr verwenden kann, einfach auf den Kompost zu werfen“, ist der meistgehörte Spruch an diesem Vormittag. Wer in seinem Garten noch ein kahles Fleckchen füllen muss, ist hier an der richtigen Stelle. Christina Jahnen aus Holzlar ist Anbieterin, die sich von einigen liebgewonnen Pflanzen trennen muss. „Weil unser Teich zu einer Sumpfzone umgewandelt werden soll, sind eine Menge Staudenteile abzugeben“, erklärt sie. Dabei handelt es sich um Schwertlilien, Taglilien, Schmuckgras, Farne und Prachtspieren. Geduldig erklärt sie einer Interessentin den Unterschied zwischen einer Schwertlilie und einer Taglilie: „Die Taglilie blüht nur einen Tag. Das aber ganz oft hintereinander.“

Eine Nachtkerze hatte Christian Stern aus Vilich in seinem reichhaltigen Angebot. „Abends, wenn die Temperaturen fallen, geht ihre Blüte auf. Morgens ist sie dann verblüht“, erklärt er das Phänomen dieser Pflanze. Außerdem gebe es hier Dinge, die man in den Gartencentern nicht mehr bekommen kann. „Sie finden hier beispielsweise Apfelsorten, die man in Märkten vergebens sucht“, weiß er. Er hat auch Samentütchen einer bestimmten Gurkenart dabei, die er selber geerntet hat.

Eine Anbieterin hat kleinblütige Weideröschen dabei, die sie den männlichen Besuchern besonders ans Herz legt. „Der Tee dieser Weideröschen hilft gegen Prostataleiden“, klärt sie die Herren auf.

Unterm Strich kommt hier jeder auf seine Kosten. Die einen werden los, was sie nicht mehr brauchen können, die anderen bekommen kostenlos etwas, an dem sie sich, ob Balkon oder Garten, erfreuen können. Mehr „Win-win“ geht nicht.

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