Bonner Veranstaltungssaal Jürgen Harder leitet seit 30 Jahren das Brückenforum

Beuel · Seit der ersten Stunde managt Jürgen Harder die Veranstaltungen im Beueler Brückenforum. Der Saal ist gut ausgelastet, aber die Einrichtung ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung steht an.

Die größte Veranstaltung 2019 im Brückenforum? Für Betreiber Jürgen Harder ist völlig klar: „Das wird meine Hochzeit am 11. Mai sein.“ Mit einem Beueler Mädchen. Es ist seine dritte Ehe. Aber das wissen ja schon alle. Doch erwartungsgemäß werden bei den insgesamt rund 300 Veranstaltungen weitere Glanzpunkte sein.

Vor 30 Jahren wurde das Brückenforum eingeweiht – seither managt Harder dort das Veranstaltungsgeschäft. „Es ist mein Baby“, sagt der 57-Jährige. Er sei Quereinsteiger und habe als gelernter Justizbeamter das sichere Einkommen auf Lebenszeit „gegen das, was ich viel lieber machen wollte“, eingetauscht. „Mit 27 bin ich den Verlockungen des Brückenforums erlegen.“ Kein Augenzwinkern. Der Mann meint das ernst.

Die nüchterne, funktionale Architektur des Hauses kann es allerdings nicht sein. Zudem ist das Gebäude in die Jahre gekommen, wie auch das Kölner Beratungsunternehmen Cima im kürzlich vorgestellten stadtweiten Veranstaltungsstättenkonzept feststellte. Aber das Brückenforum hat einen festen Platz im Stadtleben – und im Stadtbild. Als der Haupteigentümer vor zweieinhalb Jahren die Fassade Grau streichen wollte, entbrannte eine heftige Debatte. Unmöglich, fanden die Beueler. Vielmehr sollte es so Kurfürsten-Gelb bleiben wie das benachbarte Mehlem'sche Haus. Mittlerweile hat der Haupteigentümer gewechselt. Das Privatunternehmen möchte laut Presseamt jedoch nicht genannt werden. In dem Gebäudetrakt gibt es neben den Sälen eine Einkaufspassage und Büroetagen – alles ist wieder vermietet, nachdem es einige Zeit mau aussah.

Brückenforum soll saniert werden

Zu einem Drittel ist die Stadt Eigentümerin. Ihr gehört neben der Bezirksbücherei und den Räumen des Vereins Kleiner Muck auch der Veranstaltungsbereich mit Platz für rund 1300 Besucher, den Harder als Geschäftsführer der Brückenforum GmbH bis 2024 gemietet hat. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich eingespielt, dass Harder in seinem Bereich die nötigen Renovierungen in Auftrag gibt, etwa die Küche, und der Verwaltung die Rechnung schickt. „Dringend steht jetzt die Sanierung der Toiletten an“, sagt er.

Auch der Fußboden zeigt die Spuren von rundgerechnet mindesten fünf Millionen Besuchern. „Die Bonner waren, glaube ich, alle hier.“ Seine Premiere feierte der frischgebackene Geschäftsführer am 31. Dezember 1988 mit einer Aufführung des Balletts Schwanensee. Klassische Musik ist nicht Harders Veranstaltungsschwerpunkt. Seit das Beethoven Orchester bis zur Fertigstellung der Beethovenhalle im Brückenforum probt, hört er sich ein. An hundert Tagen im Jahr ist der Saal für das Orchester gebucht – und das voraussichtlich bis Mitte 2020. Im Stillen – wenn man das so sagen kann – ist Harder treuer Rammstein-Fan, nachdem er sie als damals noch unbekannte Vorgruppe in die Biskuithalle geholt hatte.

Im Leben vor dem Brückenforum hat Harder schon ab 16 „alle Hiwi-Jobs in der Konzertpromotion gemacht, die man sich vorstellen kann“, angefangen beim Konzertveranstalter Heinz Gabriel, dann mit der Müller & Kral GmbH unter anderem in der Biskuithalle mit Backstreet Boys, Blur und Extreme. Mit 18 gründete er eine eigene Firma, er bespielte die Museumsmeile, vier Jahre Klangwelle. Die Bühnen bei Rhein in Flammen mit mehr als 100.000 Zuhörern sind in seiner Regie.

Konkurrenz durch Kölner Musikhallen

Scharfe Konkurrenz sei in den 90er Jahren durch neue Musikhallen in Köln entstanden. „Das Problem ist, die Städte liegen mit ihren Angeboten zu nah beieinander. Und das Veranstaltungsgeschäft ist ein Haifischbecken.“ In den ersten Jahren im Brückenforum packte Harder tags und nachts selbst mit an. Mittlerweile ist das Unternehmen auf zehn Festangestellte gewachsen. Freilich gab es auch Krisen. Eine Pleite beispielsweise war die David-Copperfield-Show. „Sie ist nicht gelaufen, und ich habe viel Geld versenkt. Davon musste ich mich erst wieder erholen“, sagt er. „Das Leben ist eine Achterbahn.“

Der gebürtige Mendener lebt seit 1990 in der Beueler Innenstadt. Der Karneval, der Zusammenhalt – und überhaupt, das alles gefällt ihm. Als ehemaliger Gewerbegemeinschaftsvorsitzender sieht er in der City allerdings auch Schwächen. „Es gibt kein Sportgeschäft, keinen Männerausstatter und keinen Schuhladen.“

Welche Erfahrungen und Erlebnisse hatten Sie in den vergangenen 30 Jahren im Brückenforum? Diskutieren Sie mit und schreiben Sie uns Ihre Kommentare.

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