Jugendzentrum in Neu-Vilich Jugendliche hoffen vergeblich auf Hilfe der Stadt

NEU-VILICH · An manchen Tagen sind bis zu 90 Kinder im Jugendzentrum Hip in Neu-Villich. Obwohl es nicht genug Platz gibt. Ein Anbau war bereits 2014/15 im Haushalt der Stadt eingeplant. Passiert ist bis heute nichts.

 Unter anderem in der Küche des Hip fehlt Platz.

Unter anderem in der Küche des Hip fehlt Platz.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist eng, es ist laut. Und an manchen Tagen ist die Stimmung gereizt – besonders wenn es regnet und kalt ist und die Jugendlichen nicht nach draußen können. „Seit vielen Jahren gibt es in unserem Jugendzentrum Hip in Neu-Vilich den dringenden Bedarf einer räumlichen und personellen Erweiterung“, sagt Katrin Birkhölzer, Bereichsleiterin Offene Kinder- und Jugendarbeit beim Verein Kleiner Muck, dem Träger des Jugendzentrums Haus im Park (Hip).

An Spitzentagen tummeln sich bis zu 90 Kinder und Jugendliche auf den 72 Quadratmetern Gesamtfläche – inklusive Toiletten, Küche und Büro. „Damit ist das Hip völlig ausgelastet und mehr als ausgeschöpft“, sagt Birkhölzer. Seit Jahren setzt sich die Bereichsleiterin bei Politik und Verwaltung für eine Erweiterung des Jugendzentrums ein. Und schließlich sah es danach aus, als ob sie und ihr Team damit Erfolg hatten. Denn für den Haushalt der Stadt Bonn 2014/15 war ein Anbau ans Hip vom Rat beschlossen worden. In den Vermögensplan wurden 17 000 Euro für 2016 und 233 000 Euro für 2017 eingestellt. „Die Nachricht wurde von den Jugendlichen begeistert aufgenommen. Sie haben gefeiert und Pläne für den Anbau gezeichnet“, berichtet Birkhölzer. Umso größer war die Enttäuschung, als der Bau im Haushalt für 2018 wieder gestrichen wurde.

"Kapazitäten der Architekten" schuld

Im Jugendhilfeausschuss im Dezember 2016 wurde ein Antrag beschlossen, den Anbau noch in 2017 „zu planen und zeitnah zu realisieren“. Doch dazu kam es nicht. „Das Jugendzentrum wurde im Jahr 2015 täglich von durchschnittlich 45 jungen Menschen zwischen sechs und 21 Jahren besucht. Aufgrund der räumlichen Enge des nur 70 Quadratmeter großen Gebäudes stellt die Anzahl der Besucherinnen und Besucher eine große Herausforderung an das pädagogische Personal dar“, bestätigt Marc Hoffmann, Vize-Sprecher der Stadt Bonn. Die Stadtverwaltung befürworte deshalb, eine Erweiterung des Hauses um einen weiteren großen Raum für das Offene Angebot zu schaffen. „Leider war die Umsetzung aber bisher nicht möglich, weil die personellen Kapazitäten der Architekten des städtischen Gebäudemanagements dies zurzeit noch nicht zulassen“, erklärt Hoffmann.

Die Besucher des Jugendzentrums sind niedergeschlagen – gerade angesichts des nahenden Winters. „Wäre das Hip etwas größer, könnten wir unsere eigenen Theaterstücke dort aufführen und proben. Außerdem brauchen wir dringend eine größere Küche, in der wir zusammen kochen können. Wir haben schon so viele Pläne gemacht“, sagt der 16-jährige Dijar. „Das Hip muss größer werden. Es kommen oft 50 Kinder, und es gibt zu wenig Platz für alle und dann ist es sehr laut. Ich komme jeden Tag ins Hip und treffe meine Freunde“, sagt Kardo (10). „Mehr als 1000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene konnten wir mit unserem offenen Treff und unseren vielen Projekten im vergangenen Jahr erreichen“, erklärt Birkhölzer. So wurden zum Beispiel Theaterworkshops, Film- und Kunstprojekte, Hörspielworkshops, Kochangebote, Bandcoachings und Konzertveranstaltungen angeboten. Das über die Grenzen Bonns hinaus bekannte Green Juice Festival hat seine Wurzeln im Hip. Und auch in der Kinderstadt Mini-Beuel ist das Hip aktiv.

Viele der jungen Besucher stammen aus sozial benachteiligten Familien, oftmals mit Migrationshintergrund. Das Hip diene diesen Kindern und Jugendlichen als Freiraum, in dem sie mit anderen zusammenkommen – unabhängig von Schulform, Kultur und sozialem Hintergrund, wie die Bereichleiterin erklärt. „Diese Mischung unterschiedlicher Kinder und Jugendlicher macht es möglich, Integration, gegenseitige Toleranz und ein soziales und gewaltfreies Miteinander zu fördern. Und das gemeinsame Erleben ist dafür sehr bedeutsam“, sagt Katrin Birkhölzer.

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