Gesamtschule Beuel Jung und Alt machen Theater

PÜTZCHEN · Dass sich Schüler für Senioren engagieren, ist mittlerweile schon fast Alltag. Dass beide Gruppen gemeinsam etwas Kreatives auf die Beine stellen, darf als eher ungewöhnlich angesehen werden. Am Dienstagabend hatte die 7f der Gesamtschule Beuel zu einem Lyrik- und Balladenabend eingeladen, den sie gemeinsam mit dem Seniorentheater "bennokis Bühne" gestaltete.

 Aus Treibgut wird Kunst: (von links) Karin Grube, Lisa, Janek, Gustav, Malte, Benno Kiermeier und Margret Bonn zeigen die Gespenster und das Schilf für die szenische Umsetzung der Ballade "Der Knabe im Moor", die als Figurentheater daherkommt.

Aus Treibgut wird Kunst: (von links) Karin Grube, Lisa, Janek, Gustav, Malte, Benno Kiermeier und Margret Bonn zeigen die Gespenster und das Schilf für die szenische Umsetzung der Ballade "Der Knabe im Moor", die als Figurentheater daherkommt.

Foto: Max Malsch

Auf die Idee zu dem ungewöhnlichen Projekt kam Sonderschullehrerin Karin Grube, da sie als privater Gast von dem Vilich-Müldorfer Figurentheater begeistert war. "Den Balladenabend gibt es jedes Jahr in der Jahrgangsstufe 7, aber mit der 7f wollten wir etwas Besonderes umsetzen", so Gruber. Diese Klasse besuchen 26 Schüler mit und ohne Förderbedarf.

Am Anfang sei das Ganze schon eine Herausforderung gewesen, erzählt der Leiter des Seniorentheaters, Benno Kiermeier. "Aber ich war überrascht, wie interessiert alle Schüler waren", so der Bühnenchef. So gab es eine Gruppe, die aus Treibholz und Röhricht vom Rhein Kulissenelemente und Figuren für "Der Knabe im Moor" von Annette Droste-Hülshoff sammelte. "Wir haben die Holzstücke als Gespenster bemalt, und es war eine neue Erfahrung zu sehen, wie lange die Farbe auf dem Holz trocknen muss", sagte Lisa (13).

Tipps erhielten sie von Kiermeier: "Man muss nur die Augen und den Mund verstärken, aber das Skurrile des Holzstückes belassen." Er sei auch streng gewesen, wenn die Schüler dazwischengeredet hätten. "Schließlich braucht man für eine Aufführung Disziplin", so Kiermeier. Schüler und Senioren agierten gemeinsam hinter dem schwarzen Vorhang und ließen oberhalb perfekt aufeinander abgestimmt Puppen und Schilf im Moor tanzen. Zwischen den szenischen Umsetzungen der einzelnen Balladen traten Jakob an der E-Gitarre, Tom am Klavier und Anna an der Geige auf. Nach ihren Songs gab es von den Mitschülern anerkennenden Applaus.

Fasziniert waren große und kleine Zuschauer vor allem vom "Zauberlehrling" von Goethe. Der klassischen Variante folgte eine Inhaltsangabe in Jugendsprache. "Ich bin dann nicht der Lehrling, sondern der Azubi, und ich will in der Wanne chillen", erzählte Kathi (12), die ausdrucksstarke Pantomime ablieferte. "Die Kinder konnten ihre Rollen selbst wählen, und alle bringen sich ein", betonte Lehrerin Simone Szesny. Das wurde beim Abschlussstück "John Maynard" von Theodor Fontane klar.

Wer bis dahin noch nicht in Erscheinung getreten war, fand sich als Passagier auf einem sinkenden Schiff wieder. Mit fester Stimme trug Samuel (12) die Ballade vom tapferen Steuermann vor. "Ich kann gut vorlesen, deshalb hab' ich mich beworben", so Samuel, der die Arbeit mit den Senioren "gut" fand. "Ich bin der tragische Held und sterbe sogar zwei Mal", meinte Linus (13). An Einkaufswagen befestigt hatten die Schüler eine Schiffsattrappe gestaltet, die das Finale allerdings nicht ganz heil überstand.

Dass die Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung beiden Seiten gefallen hat, lässt sich an einem Detail des liebevoll gestalteten Programmhefts ablesen. Auf der letzten Seite sind alle Beteiligten aufgelistet - mit Funktion und Geburtsjahr.

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