Interview mit Bernard Schmitt vom Städtepartnerschaftskomitee "Junge Menschen einbeziehen"

BEUEL · An diesem Wochenende ist wieder einmal eine Delegation aus der französischen Partnerstadt Mirecourt zu Gast in Beuel. Dieser Besuch ist aber ein besonderer. Vor 50 Jahren wurde durch den historischen Glockentausch die Freundschaft zwischen beiden Städten besiegelt.

 Bernard Schmitt wurde im Jahr 1955 in Frankreich (Elsass) nahe der deutschen Grenze geboren.

Bernard Schmitt wurde im Jahr 1955 in Frankreich (Elsass) nahe der deutschen Grenze geboren.

Und vor 45 Jahren wurde die Urkunde zur Städtepartnerschaft von den Bürgermeistern Henri Parisot und Hans Steger unterschrieben. Über die Inhalte und die Zukunft dieser Freundschaft sprach Bernard Schmitt, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees in Mirecourt, mit GA-Redakteur Holger Willcke.

Was ist das Besondere an dieser Städtepartnerschaft?
Bernard Schmitt: Es handelt sich um eine Freundschaft, die durch die Geschichte gekennzeichnet ist. Die Freundschaft zwischen unseren beiden Städten ist fast 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geboren. Ein deutscher Pfarrer ist 1964 in unsere Gemeinde gekommen. Als er die Glocke unserer Kirche untersucht hat, ist ihm klar geworden, dass diese vorher zur Kirche von Schwarzrheindorf gehörte. Die Glocke war den Preußen von den napoleonischen Truppen im 19. Jahrhundert gestohlen worden. Der Pfarrer hat die Stadt Mirecourt darüber informiert, die dann akzeptiert hat, dass die Glocke an Beuel zurückgegeben wird. Als Dank haben die Deutschen eine andere Glocke gießen lassen, die sie unserer Stadt geschenkt haben. Dieses geschah in einem besonderen Kontext: im Jahr davor war der deutsch-französische Freundschaftsvertrag von General de Gaulle und Konrad Adenauer, dem deutschen Kanzler, unterzeichnet worden. Und 1969 ist das Partnerschaftskomitee endgültig entstanden.

Wie bewerten Sie den kulturellen und politischen Austausch zwischen beiden Städten?
Schmitt: Einmal im Jahr besuchen sich die Städtepartnerschaftskomitees gegenseitig. Im Frühjahr kommen die Beueler nach Mirecourt, im Herbst fahren wir nach Beuel. Übrigens ist die Anmeldung immer offen für alle. Aber dieses Jahr bekommt das Ereignis zwangsläufig eine besondere Bedeutung, da wir das 45-jährige Bestehen der Partnerschaft und das 50-jährige Bestehen der Freundschaft zwischen unseren beiden Städten feiern. Wir bereiten das Ereignis seit Dezember vor. Während dieser Begegnungen tauschen wir unsere Gemeinsamkeiten und unsere Unterschiede im Bereich Sport, Kultur und unsere Beziehungen zwischen den Vereinen aus. Diese Partnerschaft ist weniger auf den Tourismus als auf die Freundschaft und den kulturellen Austausch begründet.

Wie wichtig war damals eine Annäherung zwischen einer deutschen und einer französischen Stadt?
Schmitt: Die Tatsache, dass unsere Städtepartnerschaft mit einer deutschen Stadt entstanden ist, hat eine besondere Bedeutung. Besonders für mich, der ich in einer Grenzstadt geboren bin. Als ich Kind war, sprach ich kein französisch und man nannte uns die "Boschs". (Schimpfwort der Franzosen für die Deutschen im Zweiten Weltkrieg). Aber das war eine andere Zeit. 1945 haben wir nicht die Deutschen besiegt, sondern wir haben die Nazis und die Faschisten besiegt. Ich stelle übrigens fest, dass französische Politiker diese Unterscheidung in neuerer Zeit in ihren Reden auch machen.

Wie sieht die Zukunft der Städtepartnerschaft und der Freundschaft zwischen beiden Ländern aus?
Schmitt: Wir diskutieren oft über Politik,wenn wir uns treffen. Meiner Meinung nach brauchen wir ein Europa, das auf Solidarität und nicht auf die Finanzen begründet ist. Wir werden so nicht weiterkommen. Es ist Aufgabe der Komitees, aber mehr allgemein der Franzosen und der Deutschen, gegen Rassismus und Ausgrenzung zu kämpfen. Wir schulden es unseren beiden großen Ländern. Wir müssen auch die junge Generation in unsere Städtepartnerschaftskomitees einbeziehen, was keine einfache Sache werden wird. Wir müssen den Staffelstab weitergeben, das historische Erbe vermitteln und unsere Aufgeschlossenheit gegenüber den Partnern dauerhaft erhalten.

Zur Person

Bernard Schmitt wurde im Jahr 1955 in Frankreich (Elsass) nahe der deutschen Grenze geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in der Vogesenstadt Mirecourt. Von Beruf ist er Kaufmann. Er ist nach Jean-Marie Bastian und Agnes Walker der dritte Vorsitzender des Städtepartnerschaftskomitees in Mirecourt, das 1991 gegründet worden ist. Er spricht fließend Deutsch.

Programm der Partnerschaftstour

  • Samstag, 4.Oktober
  • 10.30 bis 12 Uhr: französische Führung im Haus der Geschichte.
  • 13 bis 14.15 Uhr: Empfang im Alten Rathaus Bonn durch Bürgermeister Reinhard Limbach.
  • Zur Auswahl: 14.30 bis 16.30 Uhr: Führung "Bonn auf den Spuren der Franzosen" in französischer Sprache; oder 14.30 Uhr: Spaziergang vom Alten Rathaus über Brücke zum Beueler Rheinufer; oder Zeit zur freien Verfügung.
  • 18.30 bis ca. 23.30 Uhr: "Oktoberfest" im Rathaus Beuel, Programm: Patienten-Chor "Les courants d'air", Fotonachlese Bürgerfahrt 2014.
  • Sonntag, 5. Oktober
  • 11 Uhr: Besichtigung der Doppelkirche Schwarzrheindorf.
  • 12.30 Uhr: Essen im "Haus am Rhein", Rückfahrt nach Mirecourt.
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