Theater Marabu in Beuel Junge Schauspieler proben den Mut

Beuel · Das Kinderensemble des Theaters Marabu erarbeitet ein Bühnenprojekt für den 27. Februar. Die Proben verursachen Kribbeln in der Magengegend.

 Junge Nachwuchstalente proben im Theater Marabu.

Junge Nachwuchstalente proben im Theater Marabu.

Foto: Horst Müller

Was genau ist eigentlich Mut und woran erkennt man ihn? Wonach riecht er? Nach Angstschweiß? Kann man ihn schmecken oder sehen? Ist er rot, gelb, orange, blau oder vielleicht doch unsichtbar? Bedeutet er für jeden von uns etwas anderes? Verändert Mut vielleicht sogar die Sicht auf die Welt?

Die Charaktereigenschaft ist zentrales Motiv und Forschungsgegenstand eines Stückes, das das Kinderensemble des Theaters Marabu in den vergangenen Monaten erarbeitet hat; parallel hat eine Gruppe von Senioren zeitgleich mit ihrem Bühnenprojekt „Alt macht Jung“ begonnen (der General-Anzeiger berichtete).

An einem Nachmittag Ende Februar werden beide Stücke kurz hintereinander im Theater Marabu vorgestellt. Violet steht auf einer Mauer und hadert mit sich. Das Hochklettern war kein Problem, in Nullkommanichts hatte sie sie erklommen. Aber springen? „Bin ich zu ängstlich, jung, vorsichtig, schüchtern oder schlapp?“, fragt sie sich.

Die plötzlichen Selbstzweifel scheinen Violet zu überraschen. Die Neunjährige ist mit ihren zehn Spielkameraden auf Erkundungstour durch ein verlassenes Haus mit zerbrochenen Fensterscheiben und kaputten Möbelstücken. Sie hat sich, ohne lange zu überlegen, herausfordern lassen von Melina, Léonne, Noah und Co. Doch wird ihr im Angesicht des Abgrunds mulmig in der Magengegend.

Nach kurzer Bedenkzeit reißt sie sich zusammen, springt doch, und darf sich in der Anerkennung ihrer Freunde sonnen. Momente wie diese ziehen sich durch das gesamte Stück. Kein Spiel, das sich nicht nach ein paar Augenblicken in eine Prüfung verwandelt. Karl kann am längsten die Luft anhalten, Farina schafft den tiefsten Limbo.

Wer traut sich, die breiige Masse aus Kartoffelchips, einem Bananensmoothie und Schlagsahne zu probieren und wem macht ein Versteckspiel im Dunkeln Angst? Das Ensemble aus jungen Schauspielern zwischen neun und 13 Jahren will herausfinden, ob Mut nur bedeutet, sich einer Probe zu stellen oder ob Cecilias „Nein!“, ein einzelner Widerspruch mit dem Rest der Gruppe, ebenfalls darunter fällt.

„Super, sehr viel besser als gestern“, lobt Regisseurin Birgit Günster nach dem ersten Durchlauf. „Die Einlage mit dem Einkaufswagen hatten wir gestern so noch nicht und auch der Matratzenstapel hinten ist neu.“ „Es gibt keine Hauptrolle, wir stehen alle gleich viel im Fokus“, erklärt der elfjährige Niklas. Charaktere und Schauspieler tragen die gleichen Namen. „Wir spielen nicht uns selbst, aber wir haben Ideen für unsere Rollen mit eingebracht – sodass wir uns wohl damit fühlen“, sagt Marlene. „Das Stück heißt ,MutProbe', extra mit großem P“, so Violet. „Weil wir den Mut proben.“ Dabei gehe es auch um den Zusammenhalt der Gruppe.

Die Stimmung auf der Bühne ist oft geladen – auf Konflikt folgt jedoch Dialog und Versöhnung. „Die Senioren behandeln in ihrem Projekt eine ähnliche Thematik“, so Tina Jücker, die „Alt macht Jung“ betreut. „Sie durchleben Episoden aus ihrer Kindheit, die mit Mut zu tun haben – aus der Position heraus, genau zu wissen, wer sie sind und ihren Platz bereits gefunden zu haben.“

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