Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet Beuel-Ost Karg, kalt und ohne Küche
Beuel · Die Stadt Bonn will in der ehemaligen Halle des Logistikunternehmens UPS, im Gewerbegebiet Beuel-Ost bis zu 500 Flüchtlinge unterbringen – sofern wieder Flüchtende zugewiesen werden.
Die Maarstraße ist eine von zwei Hauptverkehrsachsen im Gewerbegebiet Beuel-Ost. Nur wenige Menschen wohnen in Bonns größtem Gewerbegebiet. Dieser Zustand wird sich in absehbarer Zeit nachhaltig ändern. Ab Montag, 18. April, will die Stadt Bonn in der ehemaligen Halle des Logistikunternehmens UPS, Maarstraße 96 a, bis zu 500 Flüchtlinge unterbringen – sofern die Bundesstadt Flüchtende wieder zugewiesen bekommt.
„Wir wissen selbst, dass diese Halle keine optimale Unterbringungsmöglichkeit ist“, sagte gestern Dieter Schubert vom Sozialamt der Stadt Bonn. Deshalb habe sich die Verwaltung entschieden, Flüchtlinge in diesem Gebäude nur kurzfristig unterzubringen. „Unser Ziel ist es, dass wir die dort wohnenden Menschen nach sechs bis acht Wochen in Unterkünfte umsiedeln, in denen sie für eine längere Zeit in einer zumutbaren Privatsphäre leben können“, ergänzte Schubert.
Zur Erinnerung: Die Stadtverwaltung hat im rechtsrheinischen Stadtbezirk mehrere Standorte auf ihre Tauglichkeit als Wohnstandort geprüft – zum Beispiel das Notfallkrankenhaus unter der Gesamtschule Beuel, das leerstehende Hochhaus am Platanenweg und die ungenutzten Etagen in der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Roleber. Entweder haben sich die Unterkünfte für die beabsichtigte Nutzung nicht geeignet oder sie konnten nicht rechtzeitig hergerichtet werden.
Aktuell kommen etwa zehn Flüchtlinge pro Woche in Bonn an
Die Stadtverwaltung geht derzeit davon aus, dass der nach wie vor geltende Zuweisungsstopp für Bonn noch bis Sommer anhalten wird. Aktuell kommen durchschnittlich nur zehn Personen pro Woche in Bonn an. Dabei handelt es sich laut Stadt ausschließlich um Familienangehörige. Deshalb planen die Mitarbeiter auch erst einmal mit einer Belegungsobergrenze von maximal 150 Flüchtenden in der Gewerbehalle an der Maarstraße.
Gefragt, ob die Stadt Bonn trotz des Zuweisungsstopps wie geplant Wohncontainer bestellen wird, antwortete Pressesprecherin Monika Hörig: „Ja, weil wir für eine eventuelle nächste Flüchtlingswelle vorbereitet sein wollen und weil wir beabsichtigen, die sechs in Bonn mit Flüchtlingen belegten Turnhallen möglichst zeitnah wieder freizugeben.“
Der Ortsverband Bonn des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) wird die Betreuung und Versorgung der Flüchtlinge in der Maarstraße übernehmen. In den ersten zwei bis drei Monaten wird ein Catering-Service die Mahlzeiten anliefern. Danach sollen sich die Flüchtlinge selbst versorgen. Küchenzeilen, Spülbecken, Wasserleitungen und Schränke sollen bis dahin einsatzbereit sein. Allerdings sind noch keine Ausschreibungen für die Auftragsvergabe formuliert worden.
Stadt Bonn und DRK wollen auch Beschäftigungsmöglichkeiten für die Untergebrachten bieten. Zum Beispiel sollen sie ihre Einkäufe in Beuel selbst erledigen und auch die Reinigung der Räume übernehmen. Betten und Trennwände werden derzeit von städtischen Mitarbeitern in der Halle aufgebaut. Um die Akustik in der Halle erträglich zu halten, sollen nach Auskunft von Peter Wehrmeier vom Städtischen Gebäudemanagement (SGB) sogenannte Schallbrecher an den Decken montiert werden. Heizkörper gibt es keine in der Halle, dafür aber ein Warmluftsystem mit unter der Hallendecke befestigten Ausströmern. Die Herrichtung der Halle kostet ungefähr 550 000 Euro.